Nach erfolgreicher Getriebereparatur und verschiedenen Urlauben (Italien, Deutschland, mehrmals Niederlande) in den letzten 2 Sommern kam die Frage auf, wie es denn nun weitergehen soll - TÜV hatte mein Dethleffs-Bus noch bis Februar `14. Abmelden und erneutes Anmelden im nächsten Mai somit nicht möglich. Mit seinen 25 Jahren sieht er auch nicht mehr gerade wie neu aus. Die 7 (in Worten sieben) Vorbesitzer hinterließen ihre Spuren…
Einfachste Möglichkeit: einmal um das Ding herumlaufen, schauen ob alle Lampen leuchten und dann mal hin zum TÜV (genauer GTÜ). Und siehe da, die Liste wurde überschaubar.
- Abgasuntersuchung konnte nicht erfolgreich gemacht werden, da das Drehzahlfenster so gar nicht paßte, 900 - 4950 1/min!! und die Anschlagschrauben der Pumpe völlig festsitzen.
- Kraftstofffilter äußerlich voll Diesel
- Linker äußerer Spurstangenkopf hat Spiel
- Querträger links Korrosionsschaden
- Querträger rechts Korrosionsschaden
- Windlauf Korrosionsschaden
Die Dame an der Kasse wunderte sich über einen Kunden, der fröhlich mit erheblichen Mängeln und ohne Plakette davonzog. Bei der zuvor fälligen Gasprüfung funktionierte übrigens alles.
Im Internet bestellte ich Spurstangenkopf und Windlaufblech und in der Wartezeit habe ich die Einspritzpumpe soweit bearbeitet, daß das Drehzahlfenster für die AU paßte. Da die Einstellschrauben selbst mit Gewalt nicht mehr lösbar waren (verzinkter Stahl und Aluminiumguß vertragen sich nun einmal nicht), mußte ich den Leerlaufanschlag leicht biegen und die Volllastanschlagschraube um eine Mutter ergänzen. Nicht schön, jedoch funktional und die AU ist bestanden.
Beim Dieselfilter war lediglich die Zuleitung nachzuziehen. Dann bockte ich das Fahrzeug auf und begann an den Querträgern zu stochern. Der Rostbefall zog sich bis in die Radhäuser hinein. Daher entfernte ich zunächst die Spritzlappen. Danach wurden die ganz dünnen Trennscheiben mit der hohen Trennleistung aufgezogen und großzügig die rostbefallenen Stellen amputiert. Weiterer Vorteil ist der relativ geringe Staubanfall beim Trennen mit diesen Scheiben. Anschließend wurden mit Zopfbürste und Schruppscheibe die Farb- und Unterbodenschutzreste entfernt.
Es ist wichtig die zu schweißenden Flächen von Rost und allem anderen zu befreien, damit das Schweißen sicher gelingt und nicht nur das Schweißgut davonspritzt. Der Metallstaub mußte ebenfalls entfernt werden, damit er bei feuchtem Wetter nicht neuen Rost provoziert.
Für die Querträger fand ich keine Reparaturbleche, vielleicht war das ganz gut so, denn die Nachbildung der nun fehlenden Teile war sehr einfach. Zunächst ergänzte ich die Radhäuser, dann die beiden Querträger mit jeweils einem doppelt gewinkelten Blech. Diese Bleche bohrte ich und verschweißte durch die Bohrungen. Anschließend wurde mit Rostschutz verziert und sehr viel Hohlraumwachs eingebracht. Mit dem Prüfer war abgesprochen den Unterbodenschutz erst nach der Nachprüfung aufzubringen. Unter dem Auto liegend habe ich es geschafft mir diverse Verbrennungen zuzuziehen sowie in der Enge mir die Schleifhexe zweimal durch die linke Hand zu ziehen - insofern war ich froh nun oben weiterarbeiten zu dürfen.
Dafür entfernte ich zuerst Windschutzscheibe und Motorhaube, anschließend stopfte ich dann Matten dorthin, damit der beim Trennen entstehende Metallstaub nicht so die Fahrgastzelle verschmutzt. Auch die anderen Scheiben sollten beim Trennen oder Schruppen abgedeckt sein, da sich die glühenden Funken sonst ins Glas brennen. Dann trennte ich die rostbefallenen Bereiche aus Windlauf und Kotflügeln heraus um nach eingehender Überlegung den Windlauf komplett herauszutrennen. Teilersatz hatte einfach keinen Sinn mehr. Als mein dreijähriger Sohn das Fahrzeug ohne Scheibe und so zerschnitten dastehen sah, war sein Kommentar: "Oh sche**e, jetzt macht der Papa das Auto kaputt".
Den neuen Windlauf versah ich ebenso wie die vorherigen Reparaturbleche mit Löchern, durch welche ich diesen dann an den Scheibenrahmen und Wasserführungen schweißte. Auch die Kotflügel erhielten ihre Bleche. Die zwei Nähte und die Wasserführungen wurden mit überlackierbarem Karosseriekleber abgedichtet, damit das Regenwasser nicht in den Motorraum und aufs Reserverad läuft. (Vom Reserverad aus tropft es übrigens dann auf die Schaltstange und füllt so allmählich das Getriebe…).
Abschließend wurde grundiert und lackiert, vorerst als Rostschutz aus Zeitgründen per Pinsel, schön gemacht werden soll es später nach einigen weiteren Schönheitsreparaturen.
Die Frontscheibe mittels Wäscheleine wieder eingesetzt, Motorhaube eingepaßt und dann mal los zur Nachprüfung; Ergebnis: "Ohne Mängel"! Lediglich eine schwitzende Motordichtung soll im Auge behalten werden. Damit wurde das Wohnmobil für diese Saison abgemeldet und nächstes Frühjahr darf es wieder auf Reisen gehen. ;-)
Aus meiner Sicht hat es sich gelohnt, Prüfungen und Material kosteten zusammen lediglich 200€. Außerdem waren es geschätzt noch ca. 40 Arbeitsstunden und mein Fell ist auch fast schon wieder verheilt. Viel günstiger kann man kaum ein WoMo fahren, zumal ich hoffnungsvoll davon ausgehe, daß die Reparatur länger als 2 Jahre vorhält. Also: keine Angst vor alten Autos. Nur Mut! Gruß vom Ulf
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