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SARDINIEN - Eine Reise in zwei Etappen - Teil 1

eddie_s1.jpg02. 06. 03

Das Wohnmobil ist gepackt, alle Tanks gefüllt, die Batterien sind geladen und der Schlüssel steckt im Zündschloss.

12.00 Mittags in Donzdorf in der Poststrasse. Also los, oder wie die Chinesen sagen: “Auch die längste Reise beginnt mit der ersten Schlüsseldrehung“...oder so ähnlich...  Immerhin schaffen wir es bis Amstetten, um uns dort erst einmal beim Metzger an der B 10 mit Fleischküchle und Wecken zu versorgen, welche wir dann kurz hinter Ulm, aber noch vor Senden, auf einem Autobahnparkplatz mit Appetit verzehren.

Nach dieser Stärkung fühlen wir uns kräftig genug unsere österreichischen Nachbarn um die Autobahnmaut zu beschummeln und statt dessen die schöne Stadt Bregenz mit unserem Dieselruß zu belasten. Selber schuld.

Grenzübertritt in die Schweiz in St. Margarethen – noch schnell eine Vignette an die Scheibe gepappt und dann Non – Stop bis zum ersten Pflichthalt im „Heidiland“. Kaffee und Kuchen wie immer bei Mövenpick Klasse.

Dem Rat unserer lieben Freunde Dieter und Malu Häfele folgend, wird an der Ausfahrt Via Mala der Blinker rechts gesetzt und es geht über die alte Via Mala Strasse nach Zillis.

eddie_s2.jpg Eine wunderschöne, romanische Kirche mit kunstvoller, beeindruckender Kasettendecke, welche Motive aus der Hl. Schrift zeigt, die man sich –um Schwindelgefühle zu vermeiden – tunlichst mit den ausliegenden Spiegeln anschaut, fasziniert uns. Neben der Kirche liegt ein großer Parkplatz, auf dem man laut Häfeles sehr gut und ruhig über Nacht frei stehen kann. Eine Möglichkeit, die wir gerne in Anspruch genommen hätten, wenn nicht... Ja, wenn wir uns nicht entschlossen hätten, in dem neben dem Parkplatz gelegenen Hotel nicht nur ein Bierchen gegen den bei den herrschenden Temperaturen doch gewaltigen Durst zu trinken, sondern auch noch die ausgezeichneten Pizzocceri mit Gemüse und Käse, nebst zwei Fläschchen köstlichem rotem Veltliner zu vernichten. Was zur Folge hatte, dass uns die freundliche Wirtin des „Pro L´Ava“ – so heißt dieses bemerkenswerte Haus – einlud, die Nacht mit unserem rollenden Heim auf ihrem Gästeparkplatz zu verbringen „... wo es doch viel ruhiger und angenehmer ischt“, was wir nur bestätigen können. Erfreulicher Auftakt für uns Wohnmobilisten, zeigt es doch, dass wir nicht überall für „fahrendes Volk“ angesehen werden. Noch einen Kaffee und den obligaten Averna (es wird sich im Verlauf der Reise zeigen, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es war...) im gemütlichen „Hobby“ und die notwendige Bettschwere ist mühelos erreicht. Zu allem Überfuß schickte uns der liebe Petrus – oder wer auch immer – noch einen erfrischenden Regenguss, mit dem die Nachttemperaturen ein angenehmes Niveau erreichten.

03. 06. 2003

Unglaublich ! Um Viertel nach Sechs wachen wir ausgeruht und hellwach auf. Geweckt von einem furiosen Vogelkonzert. Die kleinen Sänger sitzen in den Hecken, welche unser Nachtlager umgeben und pfeifen aus voller Brust und nach Leibeskräften. Nach einem kräftigen Frühstück mit Eiern und Schinken, jedoch nicht ohne einen „Dankeschön – Zettel“ für die netten Wirtsleute des „Pro L´Ava“ an der Wirtshaustür zu hinterlassen, werfen wir den alten Diesel wieder an und nehmen die Strasse Richtung Splügen – Pass unter die Räder. Um diese frühe Tageszeit ein  reines Vergnügen und bei Weitem attraktiver als durch den San Bernardino Tunnel zu donneren. Weitgehend unberührte Natur und eine menschen – und auto – leere Strasse. So leer, dass die Murmeltiere aus Pfützen auf der Strasse trinken! Durch traumhaft blühende Alpenwiesen, gespickt mit massig Enzian, vorbei an türkisfarbenen Bergseen und dann auf der Passhöhe: „Boun giorno Italia, Heimat meiner Väter“ ... na ja, Großvater eben. Zum Glück sind wir zu dieser Tour schon vor Presidente Berlusconis „Nazi – Ausrutscher“ im Europaparlament und den unsäglichen Äußerungen seines ebenso unsäglichen Tourismus – Staatssekretärs über uns Deutsche aufgebrochen, sonst hätten wir mindestens ein schlechtes Gewissen, eher jedoch ein anderes Reiseziel gehabt.

Weiter geht´s entlang dem Lago di Como, links der See, rechts „Märchen“parks mit grandiosen, hochherrschaftlichen Villen. Ja, ja. Die Reichen haben eben schon immer gewusst, wo es schön ist. (Wissen täten wir´s auch...) Durch enge, winklige Gässchen – so eng, dass unser linker Außenspiegel innige Bekanntschaft mit einem italienischen LKW – Kollegen macht, Fazit ein wunderschöner dreieckiger Sprung im Glas – schlängeln wir uns bis Como. Dort geht´s wieder auf die Autostrada zum Moloch Milano. Wie immer schrecklich. Genau so schrecklich die gähnend – quälend langweilige Po – Ebene. Ist eben, wie der Name schon sagt, für´n Arsch. Vor Parma wechseln wir die Autostrada und überqueren den Appeninn Direzione La Spezia. Und in Marina di Massa geraten wir dann auf einen der üblichen Durchgangsplätze. Stellplatz im letzten Winkel, erreichbar erst nach Durchqueren einer „Schrebergartenkollonie“ von Dauercampern.

Aber: Das Bier ist kalt und der Grill ist heiß, nachdem ein längerer Kampf mit der leicht feuchten Holzkohle ausgefochten ist und die monströsen Schweinekoteletts nebst würziger Salsicce werden zuverlässig von „roh“ nach „gar“ transformiert. Allerdings erwiesen sich die „Schweinereien“ als so mächtig, dass sie noch gut und gerne für ein ausgiebiges Mittagsmahl am nächsten Tag reichen sollten.

 

04. 06. 2003

Da gibt´s nicht viel zu berichten. Faul am Strand, das laue Meer genossen, Reste gegessen, geschlafen, gelesen.

Abends einen langen Spaziergang „lungo mare“, danach selbstgekochte Capeletti in einer hervorragenden Tomaten – Basilikum – Sauce, und anschliessend ein gemütlicher „Safari – Abend“ vor dem WoMo mit Kaffee, Averna und Pfeife.

Was will man mehr, an einem lauen, mediterranen Abend.

05. 06. 2003

Um 10.00 Uhr Abfahrt vom Camping „Italia“ in Marina di Massa – ein Platz, den man sich nicht unbedingt merken muss. Bereits gegen 12.00 Uhr erreichen wir Livorno, von wo unsere Fähre nach Sardinien in See sticht. Und da lasse ich erst einmal bei der Einfahrt zum Hafenbüro der „Linea dei Golfi“ das Auto an einem ausgesprochen blöden Betonpoller, den man vom Fahrersitz aus nicht sah, hängen. Eine veritable Schramme an der rechten Unterseite ist die unausweichliche Folge. Aber es sind keine Funktionen oder tragenden Teile beeinträchtigt und so zuckt man eben in fernöstlicher Gelassenheit die Schultern und ärgert sich nicht weiter über das Missgeschick. Durch solche Kleinigkeiten lassen wir uns doch den Urlaub nicht vermiesen. Es soll ja schlimmeres geben (quod erat demonstrandum, wie wir noch erleben werden...)

Den Rest des Tages verbringen wir mit einer äußerst angenehmen Tätigkeit: Warten. Einchecken ist erst um 16.00 Uhr möglich. Zum Zeitvertreib machen wir einen Spaziergang durch den außergewöhnlich  attraktiven Frachthafen: LKW´s aller nur denkbarer Hersteller und Marken, Container verschiedenster Farbe und Herkunft sowie Sattelschlepper – Auflieger jedweder Art prägen das Bild. Natürlich auch Kräne, Gabelstapler und – ach ja – auch einige Schiffe. Wer sich für so was interessiert, kommt voll auf seine Kosten. Uns treibt die Langeweile und der Hunger jedoch eher in die einzige Bar auf dem ganzen, riesigen Gelände, eine Lokalität in welcher die Hafenarbeiter und Fernfahrer – und irgendwie gehören wir ja auch zu letzteren – ihre Mittagspause verbringen. Alleine schon die schattige Terrasse ist bei Temperaturen von etwa 35° C purer Luxus. Spät – sehr spät – entschliessen wir uns etwas zu Essen zu bestellen. Der charakteristische Blick des Wirtes zum Handgelenk sagt uns: “Zu spät !“ Jedoch: Signore lässt sich durch unsere ausgehungerten Blicke (unsere Figuren hat er wohl nicht wahrgenommen) erweichen und wirft noch zwei schöne Stücke „Tacchino“ auf den Grill. Salat dazu und eine Flasche Weißwein – das Mittagsmahl ist gerettet und das zu einem Preis der uns staunen lässt. Wenn es nicht so gut geschmeckt hätte, wären wir wohl auf die Idee gekommen, in einer subventionierten Kantine gelandet zu sein.

eddie_s3.jpg Endlich 16.00 Uhr und wir boarden auf der „Golfo degli Ulivi“. Es herrscht eine Affenhitze und beim Auffahren auf das Oberdeck reißen wir uns – wie üblich – den Abwasserschlauch ab.

Beim Abendessen an Bord machen wir denselben Fehler wie mittags: Wir sind zu spät und kriegen nur Reste. Allerdings ebenfalls billig wie in einer Kantine, jedoch auch mit dem Charme einer solchen.

Die Überfahrt nach Sardinien verläuft ruhig, das Mittelmeer ist glatt wir ein Spiegel. Nur die Temperaturen wollen und wollen nicht absinken und lassen uns kaum schlafen. Dummerweise stehen wir auch noch „unter Dach“ und zwischen den Bordwänden, so dass sich kein Lüftchen regt. Tipp für alle, die mit „Linea dei Golfi“ – an sich sehr empfehlenswert, da äußerst preisgünstig - nach Sardinien wollen: Relativ spät zur Fähre kommen, dann steht man auf dem Dampfer hinten und hat wenigstens ein bisschen Luft.{mospagebreak}

06. 06. 2003

Unser treuer „Ducato“ ist nicht ganz dicht ! Kühlermäßig ! Also führt uns unser erster Weg auf Sardinien in eine Werkstatt. Mit hypnotisiertem Blick auf das Kühlwasser – Thermometer ( 85, 89, 91, 94, 95, 97 ...Uff, geschafft !) . Der in Aethiopien als Sohn eines Garibaldi – Kämpfers geborene, sardische, Italien – hassende, Fiat – verachtende Werkstattbesitzer dichtet uns, nach einer längeren Tirade über unsere „Macchina“ in Rekordzeit und auch noch äußerst preisgünstig unseren lecken Kühler ab, so dass wir trotz aller Widrigkeiten gegen 10.00 Uhr versuchen können, Olbia zu verlassen. Was jedoch nicht so einfach ist wenn man den „rechten Weg“ nicht kennt. Ein Phänomen, welches wohl ursächlich mit der Art und Weise der Straßenbeschilderung auf der Insel zusammenhängt und das uns die kommenden zwei Wochen treulich begleiten wird. Noch nie habe ich in einem Urlaub so häufig gewendet. Nach einigem Hin und Her, einer unfreiwilligen Stadtrundfahrt und mehreren Wendmanövern, eingschlossen einem Besuch in einer „All European Mall“ die genauso gut in Stuttgart, Frankfurt, Paris, London oder sonst wo stehen hätte können – alles egalisiert sich, Europa wächst zusammen, auch da wo es nicht sinnvoll und wünschenswert ist – fanden wir endlich den Weg zum Golf von Arzachena. Ankunft am Camping „Isuledda“ um 13.15 – Mittagsruhe bis 16.00. Also wieder warten. Jedoch die herrliche Anlage mit allem was das Herz begehrt ist diese kleine Unbequemlichkeit wert. Große Stellplätze, saubere Duschen, gute Restaurants und herrliche Strände. Und wenn man dann erst einmal auf dem Platz steht, weiß man die Ruhe zwischen 13.00 und 16.00 sehr wohl zu schätzen. Am Abend dann unser erstes richtiges italienisches Abendessen mit Frutti di Mare, Ravioli, Costoletti di Agnello – und keine Reste !

07. 06. 2003

Heute war wieder mal Faulheit angesagt. Nach dem Frühstück lesen und nichts tun – la dolce fa niente – bis zum Mittag. Danach 20 Meter bis zum Strand und das herrliche, Badewannen-laue aber dennoch erfrischende Wasser genossen. Himmel und Meer bei ihrem Wettstreit um die Meisterschaft im produzieren von ausgefallenen Blautönen beobachtet. Sieger nach Punkten: Das Meer, da es dieses fertig bringt auch noch einige Rosa – und Grünschattierungen mit einzuarbeiten. Noch ein kleiner Strandspaziergang am fast menschenleeren Sandgestade und dann ab in die bestens gepflegten Duschen.

Zum Abendessen gönnen wir uns eine wagenradgroße Pizza, die auf Sardinien merkwürdiger Weise Foccacio zu heißen scheint und spülen diese mit einer nicht genauer bezeichneten Menge sardischen Rotweines hinunter, vor dem man untrainierte Trinker nur warnen kann. Er hat es gewaltig in sich und zeitigt unvorhergesehene, der konsumierten Menge nicht entsprechende Zustände von Wohlgefühl und Entspannung. Übelmeinende Zeitgenossen mögen dafür durchaus andere Bezeichnungen haben....

Bei dem anschließenden Verdauungsspaziergang über den blitzsauberen Platz begegnen wir noch einer Bekannten von zu Hause, was den alten Spruch meines Vaters selig: “Mo Du au nakommscht – a Donzdorfer isch scho do!“ bestätigt. Nächtlicher Abschluss – wie immer – gemütlich vor dem WoMo und den Tag, nein nicht mit Averna, sondern mit Lemoncello – welcher auf Sardinien jedoch Lemonello heißt – würdig beendet. Akustisch begleitet von einem mehrstimmigen Froschkonzert mit tätiger Grillenunterstützung ziehen wir uns in unsere „Schlafhöhlen“ zurück und träumen dem nächsten Tag entgegen.

08. 06. 2003

Abschied vom Camping „Isuledda“, einem Platz mit allem Pi – Pa – Po. Disco, Animation, Tauchbasis, Hafen und noch viel mehr was der Mensch nicht zum Leben braucht. Dennoch eine Urlaubsbasis ideal für alle, die alleine nichts mit sich anfangen können, oder kleine Kinder haben, die sie gerne in der Obhut der Platzbetreiber lassen möchten um dann in der freien Zeit doch etwas mit sich anzufangen....

Wir jedoch machen uns auf den Weg nach Arzachzena um festzustellen, dass all diejenigen, die uns gesagt haben, Sardinien ist toll, aber die Städte geben nichts her, recht gehabt haben. Also weiter und Naturwunder gesucht. Und die gibt es wahrlich an jeder Ecke. Beispielsweise in Palau das Capo d´Orso. Bizarre Felsformationen von Wind und Wetter zu fantastischen, die Fantasie anregenden Skulpturen geformt, wie etwa der berühmte „Bärenfelsen“ in Form eines stehenden Bären, der dem Ort seinen Namen gab. Pfannkuchen – und schachbrettartige Felsgebilde die uns an den Zion – Nationalpark in Utah erinnern – allerdings mit einem Meerespanorama im Hintergrund das für sich alleine schon atemberaubend genug wäre.

Blick über das gesamte Maddalena – Archipel bis hinüber nach Korsika. Ein Anblick, den man kaum beschreiben kann. Man muss es einfach gesehen haben, sonst glaubt man es sowieso nicht.

eddie_s4.jpg Vom „Steinernen Bären“ führt uns unsere Route weiter in die Innere Gallura, nach Tempio Pausana. Auch hier wieder ein „ganz nettes Örtchen“ aber die Überfahrt vom Festland würde sich dafür nicht lohnen. Die zahlt sich schon eher bei einem Blick über die wild – romantische Berglandschaft aus. Auch hier kommen wieder Erinnerungen an Utah und Arizona auf. Nur dass auf Sardinien alles viel saftiger, grüner und freundlicher erscheint. Alle unsere, durchaus hohen, Erwartungen die wir an diese Insel hatten, sind jetzt schon bei Weitem übertroffen. Und die Krönung des Tages ist unser heutiger Standplatz. Wir stehen auf dem Camping „Valledoria“ unter schattenspendenden Pinien, was bei der täglich steigenden Hitze und der völligen Abwesenheit von Niederschlägen (nein, wir beklagen uns nicht darüber) ein unschätzbarer Vorteil ist.

Zum Meer sind es nur wenige Schritte und dort erwartet uns ein schier endloser, feiner Sandstrand an dem sich die wenigen Urlauber fast verlieren. Unser Platz entpuppt sich als lauschiges, ruhiges Plätzchen ohne Animation und Strandservice, sehr naturnah, aber mit allem was der Camper braucht. So stellen wir uns Urlaub im Wohnmobil vor, haben es aber noch kaum irgendwo dermaßen perfekt angetroffen.

Unter „unseren Bäumchen“ gönnen wir uns ein köstliches Abendessen mit vollreifer Melone direkt vom Bauern. Jetzt wissen wir, wie so was wirklich schmecken kann, kein Vergleich zu dem unreifen Zeug, welches uns in Deutschland für viel Geld angedreht wird. Dazu Schinken von den überall auf Sardinien anzutreffenden halbwilden Schweinen, von denen später noch die Rede sein wird und der ein Aroma hat das sich von einem – beispielsweise – Schwarzwälder Schinken unterscheidet wie reifer Romadur zu „Milkana Gold“. Danach noch ein Risotto mit Artischocken, ein kleiner Verdauungsspaziergang zum schon dunklen Meer mit Blick auf das pittoreske Castelsardo, einen Espresso zu 80 Cent an der Bar und der Tag endet perfekt.{mospagebreak}

09. 06. 2003

Körper, Geist und Seele verlangen heute nach Ruhe. Also Sonnenschirm, Bambusmatte und Handtuch geschnappt und ab an den herrlichen, menschenleeren Sandstrand welcher nach einem 2 – minütigen Katzensprung durch die Maccia – bewachsenen Dünen erreicht ist. Das Wasser hat wieder diese unbeschreiblichen Farben zwischen grün und blau und die exakt richtige Temperatur. So häufig habe ich – wie Kishon immer schreibt - „die Beste Ehefrau von Allen“ noch nie im Wasser gesehen. Normalerweise begnügt sich Ruth ja mit endlosen Strandspaziergängen, bei denen vielleicht mal die Fußsohlen ein wenig feucht werden, aber hier auf Sardinien ist das Meer dermaßen einladend, dass selbst „die Wasserscheue“ nicht umhin kann, exzessiv den Badewonnen zuzusprechen. Was aber nicht heißen soll, dass es deshalb keine Strandspaziergänge gäbe. Und das wäre auch falsch, denn der Strand scheint endlos zu sein und andere Menschen trifft man – zumindest um diese Jahreszeit – kaum.

Am Abend kommt dann das Fleisch auf den Grill. Allerdings nicht auf den eigenen, denn dazu haben die Sarden einen zu großen Respekt vor dem Feuer, was auf dem dicht mit Pinien bewachsenen Platz auch durchaus verständlich ist. Erfreulicher Weise gibt es aber an jeder Ecke große, gemauerte Feuerstellen, auf denen wir gefahrlos unsere Schweinekoteletts von enormer Größe und einer Qualität von der wir in Deutschland nur träumen können zubereiten dürfen. Dazu noch Spieße von Huhn und Pute – die Platznachbarn werden auch noch davon satt. Als flüssige Beilage haben wir uns heute einen „Rosato di Colli Limbari“, einen leichten, erfrischenden sardischen Rosé ausgesucht, der bestens zu unseren Grilladen harmoniert.

10. 06. 2003

Gott sei Dank kühlt es über Nacht immer ziemlich ab, sonst wäre bei Tagestemperaturen von weit über 35 ° C an erholsamen Schlaf nicht zu denken.

Heute haben wir uns einen Ausflug nach Castelsardo vorgenommen. Ab Valledoria mit dem Bus. Laut Fahrplan soll der um 12.25 abfahren. Wir also – in der größten Mittagshitze natürlich – 3 Kilometer in den Ort gelatscht, 45 Minuten auf den Bus gewartet, der aber – frech und ungerührt – um 12. 20 an uns und der Bushaltestelle vorbeifuhr ohne auch nur die geringste Neigung zum Anhalten zu zeigen. Maledetto! Also: Die 3 Kilometer zum Campingplatz in sengender Sonne zurückgelatscht und nach einer dringend notwendigen Erholungspause – warum eigentlich nicht gleich – auf´s Moped gestiegen und die 10 Kilometer nach Castelsardo gefahren. Unterwegs haben wir uns noch eine der „Steinernen Merkwürdigkeiten“ Sardiniens angeschaut, den „Rocca Elefante“, eine von der Natur geschaffene Elefantenskulptur aus Stein. Und dann Castelsardo. Das erste sardische Städtchen mit Atmosphäre. Keck auf einem Felsvorsprung in´s Meer gebaut, mit winkeligen, kleinen Gässchen und einem unvergleichlichen Blick auf´s unverschämt blaue Meer. Im Saal des alles überragenden Schlosses dann eine echte Überraschung: Eine Ausstellung von Gemälden und Objekten junger Künstler aus der Region um Castelsardo und – aus Nürnberg, mit zum Teil durchaus beeindruckenden Exponaten.

Auf der Fahrt mit dem „Scarrabeo“ zurück zum Platz erfrischt uns der Fahrtwind, eine Wohltat bei den herrschenden Temperaturen. Zur Abwechslung nehmen wir unser Abendessen heute mal wieder im Campingplatz – Restaurant ein. Sehr passabel und alles andere als – wie in Deutschland üblich – Würstchen oder Tiefkühlfraß. Sehr schöner gegrillter Schwertfisch und wunderbar frische „Frittura Mista“ Zum Nachtisch gebackener Schafskäse mit Honig und zur Verdauung – zugegeben – etwas zu viel – Mirto, den sardischen Digestivo an dem sich die Geister scheiden. Entweder man mag ihn – so wie wir – oder man findet ihn abscheulich. Dass wir danach nicht gut geschlafen hätten, können wir allerdings nicht mit ruhigem Gewissen behaupten.

11. 06. 2003

Wir verlassen heute einen der – für unseren Geschmack – schönsten Plätze die uns bisher begegnet sind. Wheels must keep on rolling ! Zuerst geht es nach Porto Torres, wo wir nach einigem Suchen endlich eine Firma finden, die uns unsere Gasflasche auffüllt. Kaufen hätten wir wohl schon eine können, zur Not auch tauschen, jedoch – die italienischen Anschlüsse passen nicht an unsere Schläuche. Währen der Fahrt durch Oleanderspaliere genießen wir immer wieder grandiose Blicke auf´s Meer. Der Oleander wächst hierzulande wie Unkraut und erreicht mühelos die Größe von mittelprächtigen Bäumen. Eine Frechheit, wenn man bedenkt, welche Mühen wir zu Hause mit diesem Gewächs haben.

Zur Mittagszeit – na klar, wann denn sonst – erreichen wir Alghero, die Stadt mit katalanischen Wurzeln. Uns kommt vieles nicht nur „spanisch vor“ sondern wir fühlen uns an einigen Ecken auch fast nach Afrika versetzt. Aber vielleicht lag das auch an den „afrikanischen Temperaturen“, denn nach wie vor scheint sich das Thermometer vorgenommen zu haben, täglich den gestrigen Rekord zu brechen. Nach einem pflichtschuldigen Stadtrundgang durch die schmalen, pittoresken Gässchen und einem erfrischenden Gelato nehmen wir Kurs auf´s Capo Caccia, wo wir – staunend wie kleine Kinder – die abenteuerlich an die Steilküste geklebte Straße bis zum – im wahren Wortsinn – geht nicht mehr entlang fahren. Und da wir eben bis zum „geht nicht mehr“ gefahren sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu wenden und auf dem Campingplatz „Torre di Porticcollo“ anzudocken. Ein ruhiger, etwas enger Platz mit schattenspendenden Bäumen direkt an einer Märchenbucht gelegen.

eddie_s5.jpg Zum Abendessen kochen wir uns köstliche Penne all´arrabiata und trinken dazu einen fast schon schwarzen, kräftigen Wein direkt vom Bauern, der uns – in 2 Liter Plastikflaschen abgefüllt – pro Liter gerade mal 1,25 Euro gekostet hat. Nichts desto trotz hat dieses äußerst wohlschmeckende Nass eine unheimliche Wirkung. Allerdings auch den Nachteil, dass er dermaßen naturbelassen ist, dass er nur direkt vor Ort getrunken werden kann. Sowie man ihn von der Insel wegtransportiert, ist er hinüber. Ein weiterer, ernsthafter Grund, öfter nach Sardinien zu fahren.{mospagebreak}

12. 06. 2003

Bosa Marina, Camping Turas. Es ist bereits 22.oo Uhr durch und wir sitzen immer noch in T – Shirt und kurzen Hosen im Freien. Die Luft ist lau, die Grillen zirpen und irgendwo quaken ein paar Frösche. Unser Standplatz ist umrahmt von rot- rosa und weiss blühendem Oleander und das WoMo steht unter schattigen Bäumen. Das alles hört sich nach Campers Traum an – und das ist es auch.

Aber jetzt der Reihe nach: Unser erster Weg heute früh führte uns zur „Grotta dell´Nettuno“ auf dem Capo Caccia. Verrückt wie wir nun mal sind, haben wir natürlich nicht den bequemen Weg mit dem Schiff gewählt, sondern den „für die Harten“ über die „Rehsteige“ mit sage und schreibe 630 – in Worten sechshundertunddreißig – Stufen one – way. Was hin und zurück nach Adam Riese und Schiermanns Rechenbuch glatte 1.260 macht. Aber, ihr Weicheier, es lohnt sich. Die in den Fels gehauene oder an denselben gemauerte Stiege an der Steilküste entlang, vorbei an Möwen- und Seeschwalbennestern bietet dermaßen grandiose Ausblicke auf´s diamantglitzernde Meer, dass die notwendigen Verschnaufpausen gar nicht auffallen. Man hat jederzeit die willkommene Ausrede, man müsse das unvergleichliche Panorama bestaunen oder eine gerade geschlüpfte Möwe beobachten. Und dann erst die Höhle: Nebel- Bären- und Schertelshöhle in Ehren, aber gegen die Grotta dell´Nettuno ist das alles nichts. Unser heutiges Fitness – Proramm hätten wir damit also hinter uns gebracht. Weiter ging die Fahrt zurück nach Alghero und von dort nach Bosa. Das hört sich zwar prosaisch an, ist aber grandios. Man stelle sich vor: Rechts der Highway Number One, links Arizona und Utah in Einem. Für uns ist dieser Küstenabschnitt eine der „Traumstraßen der Welt“.

Bosa dagegen bestätigt unser bisheriges Urteil: Vergiss – bis auf ganz wenige Ausnahmen – die Städte. Wobei Bosa ein besonders deprimierendes Exemplar ist, da einem die erschreckende Armut aus jedem Winkel heraus in die Augen springt. Das hat nichts pittoreskes oder exotisches mehr, das ist nur noch traurig.

13. 06. 2003

Ein – für unsere Verhältnisse – früher Aufbruch gegen 10.oo Uhr. Heute steht die Durchquerung des „Barbarenlandes“, der Barbagia, auf dem Programm. Und wie wenn es sein soll, beginnt die Fahrt mit Unbilden. Allerdings der eher modernen Art: Eine Umleitung über Straßen, die mit unserem 7 – Meter Schiff unmöglich zu bewältigen sind. Die engen Ortsdurchfahrten sind wohl gerade noch so zu schaffen, falls nicht irgendwo ein Seicento oder so parkt und man die Spiegel einklappt, aber die schmalen und eklig steilen Spitzkehren in freier Landschaft stoppen unseren mit einem ziemlichen hinteren Überhang ausgestatteten Dampfer erfolgreich. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als umzudrehen und die Schnellstraße zu nehmen, was eigentlich weder unsere Art noch unsere Absicht ist. Auch die Suche nach Nuraghen, Tomben und anderen kläglichen Überresten versunkener Kulturen geben wir auf Grund der äußerst mangelhaften und oft irreführenden Beschilderung schnell wieder auf. Ob da schon die berüchtigten Gangster von Orgosolo am Werk waren, die den armen Fremden in die Irre führen wollen? Nun, wenn dem so wäre, müssten sich diese Banditen inzwischen über die ganze Insel verbreitet haben, denn diese Probleme trifft man auf Sardinien allenthalben an. Also waren das wohl doch eher andere „Gauner“. Trotz alle dem gelangen wir gegen Nachmittag doch noch über Nuoro nach Orgosolo, diesem übel beleumundeten Banditennest in dem noch vor nicht all zu langer Zeit die Blutrache fröhliche Urständ feierte und zeitweilig fast das ganze Dorf entvölkerte. Wir haben uns allerdings – zu unserer Beruhigung – sagen lassen, dass sich die Aggressionen der Orgolesen ausschließlich auf ihre Nachbarn beschränken, Touristen dagegen mit einer leicht finsteren Höflichkeit aufgenommen werden und absolut nichts zu befürchten haben, da das Gastrecht geheiligt ist und jeder der es bricht im ganzen Dorf als Geächteter sein restliches Leben fristen muss.

Heute ist Orgosolo eher durch seine vielen „Murales“, also Wandgemälde an den Häuserfassaden, bekannt als durch Gewalttaten. Da uns jedoch die – im Inselinneren noch drückendere - Hitze ziemlich zu schaffen macht, verschieben wir die Besichtigung des Ortes und der Murales auf den nächsten Tag und steuern gleich den „Camping Supramonte“ oberhalb des Dorfes am Fuß des Supramonte gelegen an. Ein äußerst einfacher, kommunaler Platz ohne Strom und Duschen, dafür aber mit Attraktionen, die wir nicht erwartet hätten und die kaum zu toppen sind. Unser Stellplatz befindet sich zwischen Büschen und Bäumen, dass man sich schon fast wie beim NATO – Manöver vorkommt. Gut getarnt und fast unsichtbar. Ein Eichelhäherpaar hat sein Nest in griffweite zu unserem Tisch und über unseren Köpfen sitzen wunderschöne Vögel, die ich wegen ihrer leuchtendroten Brust nach wie vor als Rotkehlchen bezeichne, auch wenn ich dafür Widerspruch ernte. Und – als Krönung des Ganzen – eine komplette Horde halbwilder Schweine, die sich völlig ungeniert „zu uns an den Tisch setzen“. Dazu ein „unverbaubarer“ Blick auf das in der Abendsonne rot leuchtende Supramonte – Massiv und in´s Tal auf das Gaunernest Orgosolo. Wenn jetzt noch das typisch sardische Abendessen im Platzrestaurant schmeckt, dann bekommt dieser Platz von uns – trotz magerer Ausstattung einen ganz persönlichen Stern für Originalität und Authentizität. 

14. 06. 2003

Kurzer Nachtrag zu gestern. Die Sache mit dem Stern: Also von uns aus geht das in Ordnung!

Sehr schmackhafte kalte Vorspeisen mit – als Highlight – hausgemachtem, rohem Schinken von eben den gestern beschriebenen „Supramonteschweinen“, eben die, welche ständig über den Platz rennen und schon auch mal ein Zelt durchwühlen, ob sich nicht etwas zu Fressen findet – so schließt sich der Kreis. Danach frische, hausgemachte Pasta, eine Sorte die es nur hier gibt, nämlich kleine, runde Teigplättchen in einer sehr würzigen Sauce aus frischen Tomaten, Salamistreifen, Gewürzen, Kräutern und Peccorino. Delikat. Eigentlich hätte das gereicht, aber nein, wir bekommen noch etwas, von dem wir nicht wissen was es ist. Die Mutmaßungen gehen von gebratenem Saumagen über kleingeschnittene, geröstete Würstchen bis hin zu gebackenen Kutteln. Dazu Backofenkartoffeln. Wie wir – zum Glück erst einige Tage später – dann erfahren haben, lagen wir mit unseren Tipps gar nicht so falsch. Es handelte sich um ein Gericht, welches bei den Sarden „Su Cordula“ heißt und aus gefüllten, verflochtenen und gebratenen Schafs – und Ziegendärmen besteht. Wenn wir das gewusst hätten, wir hätten es wohl nicht gegessen – und uns wäre wirklich etwas entgangen, denn dieses für uns doch etwas merkwürdige Gericht schmeckte köstlich. Auf jedwede Art von Dessert haben wir großzügig verzichtet, da unser an sich ja nicht geringes Fassungsvermögen seine Grenzen erreicht hatte. Der drangvollen Enge in unseren Mägen rückten wir jedoch heroisch mit Espressi und diversen Gläsern Mirto zu Leibe. Dass wir in der Nacht wieder schliefen wie die Steine schreiben wir daher nicht nur der gesunden Bergluft zu.

Schon früh um 9.oo geht´s dann hinab nach Orgosolo, um die berühmten Murales zu besichtigen, welche tatsächlich sehenswert sind. Ob sie nun naiv gemalte sardische Hirtenszenen zeigen, ob sie als politische Manifestationen – in aller Regel äußerst links angesiedelt – daherkommen, ob es sich um Protestbilder gegen Truppenübunsplätze, Unterdrückung der Sarden durch die römische Zentralregierung, welche hier überhaupt nicht geliebt wird, handelt oder ob Künstler wie Miró oder Picasso zitiert werden, beeindruckend sind diese bemalten Häuserfassaden auf jeden Fall. Und das Ganze vor der Kulisse einer Landschaft, wie wir sie bisher so noch nirgends auf unserem Planeten vorgefunden haben. Wildromantisch zerklüftet, die Höhen abweisend und lebensfeindlich, die Täler dagegen fruchtbar, saftig und sattgrün. Genau so spannungsvoll geht die Fahrt durch die Barbagia in Richtung Ostküste weiter. Über Oliena mit einer Rast bei der verträumten, schattig – kühlen blautopf – ähnlichen Karstquelle „Su Gologone“ führt uns unser Weg nach Dorgali, durch bizarre Fels – und Bergformationen, vorbei am Lago di Sedrina um dann über eine fast schon hochalpine Passstraße letztendlich in Santa Maria di Navarese anzukommen.

Und hier sitzen wir nun also, auf dem Camping „Mare Blu“ der von einer Kooperative bewirtschaftet wird, schattig in einer Pineta direkt am Meer mit Blick auf zwei kleine Inselchen, Sta. Maria zur Linken und zur Rechten der Hafen von Arbatax mit seinen charakteristischen, roten Porphyrfelsen, welche aus der Ferne entschieden mehr hergeben, als wenn man direkt davor steht. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass wir spontan beschließen, bis zur Abfahrt unserer Fähre einfach hier zu bleiben, da wir es sowieso nicht mehr besser treffen können.

15. 06. 2003

eddie_s6.jpg Heute war wieder mal faulenzen und verarbeiten der bisher gesammelten Eindrücke angesagt. Wir haben ausgiebig das klare, badewannenwarme Wasser genossen, wobei das Schönste daran ist, dass wir an diesem – wir sind es fast schon gewohnt – menschenleeren Strand weder einen Platz ergattern müssen, noch irgendwelche Stühle, Liegen oder Sonnenschirme durch die Hitze zu tragen haben. Vom Standplatz zum Wasser sind es gerade mal 20 Schritte über feinsten Sand. So schön kann Urlaub mit dem Wohnmobil sein. Schattige Stellplätze direkt an einem Badestrand wie man ihn sich wünscht und ausgesprochen freundliches Personal, welches schon auch mal mehrere Gartenschläuche zusammenkoppelt und quer über den Platz zieht, damit man zum auffüllen des Wassertanks nicht das Vorzelt abmontieren muss.{mospagebreak}

16. 06. 2003

Mitten in der Nacht – um 7.oo Uhr – raus aus den Federn, gefrühstückt und auf den Roller gesetzt, damit wir das Schiff welches um 9.oo in Sta. Maria ablegt erreichen. Wir wollen uns heute den Abschnitt der Steilküste anschauen, der sich von Sta. Maria Navarese bis hoch nach Marina di Orosei zieht und nur entweder über eine mehrtägige Wanderung oder von See her zugänglich ist. Und wir stellen sehr bald fest, dass sich sowohl das frühe aufstehen, als auch die nicht ganz billige Fahrt lohnen. Alleine schon die Kombination von blau – grünem Meer und imposanter Steilküste ist die Fahrt wert. Und dann erst die einsamen, karibisch anmutenden Badebuchten mit wortwörtlich kristallklarem Wasser – man glaubt nicht, dass es so was in Europa noch gibt. Ob Cala Sinise oder die berühmte „Hippie – Bucht“ Cala di Luna oder aber eine der vielen anderen, kleinen Badeplätzchen –jede besitzt ihren eigenen Charme und eine fast unwirkliche Schönheit.

Am Abend dann noch ein fürstliches Abendessen in einem sehr schönen, nur wenige Minuten vom Campingplatz entfernten Restaurant. Oktopussalat mit Ruccola, getrockneter Rogen von der Meeräsche, Kartoffelravioli, gefüllt mit Käse und Minze, Spigola und Gamberetti vom Grill. Alles topp – frisch und von bester Qualität serviert auf der Terrasse mit Blick auf´s Meer über dem die Sonne langsam untergeht und das Wasser blassrosa färbt. Voraus rötlich schimmernd die Isole dell`Ogliastra und links der Turm von Sta. Maria Navarese. Zu schön um wahr zu sein.

Am Abend vor dem „Hobby“ noch ein oder zwei Digestivo mit unseren netten Offenburger Zeltnachbarn und dem Mond zusehen wie er sich majestätisch aus dem Meer erhebt. Das ist es, wofür man lebt.

17. 06. 2003

Für die letzten drei Tage bekommen wir Gesellschaft von alten Freunden, die ab heute mit ihrem Bürstner – Camper zu uns stoßen. Da ist dann natürlich erst mal – wer meinen Freund Wuttig kennt, weiß das – Warten angesagt, weil er es sowieso nie hinkriegt zur angekündigten Zeit irgendwo zu sein und ihm außerdem immer irgendwas dazwischen kommt. Diesmal war´s ein abgefallenes Teil vom Auspuff. Dann logischerweise erst mal andocken, alles aufbauen und ausräumen, das obligate erste kalte Bier und danach den Begrüßungsschluck nahtlos in ein Willkommensmahl überleiten. So kriegt man den Tag auch rum, denn nach dem Essen muss man ja noch was zur Verdauung.....

18. 06. 2003

eddie_s7.jpg Hätte ich gewusst, was heute auf mich zukommt, ich wäre in der Koje geblieben. Nach einem gemütlichen, gemeinsamen Frühstück bummeln wir gemächlich nach Sta. Maria hinein, sehen uns die – dem Ort den Namen gebende – Kirche in einem Hain mit uralten, riesigen Olivenbäumen an und unterstützen die heimische Wirtschaft, indem wir unsere Vorräte auffüllen.

Am Abend – es ist ja unser letzter auf Sardinien, denn am nächsten Tag wartet die Fähre auf uns – wollen wir mit unseren Freunden noch mal so richtig sardische Spezialitäten genießen. Und was eignet sich dazu besser, als ein Bauernhof, ein Agritourismo, wo man Hausmannskost direkt vom Erzeuger bekommt. Also ab nach Girasole zum „Santu Tomasu“. Pietro, einer der Mitbetreiber unseres Campingplatzes, hat sich freundlicherweise bereit erklärt uns zu fahren und auch wieder abzuholen. Nun sind wir aber – mit dem Fahrer – sechs Personen und der hilfsbereite Pietro fährt einen Fiat Panda. Wird wohl ein wenig eng, drum – wozu haben wir ihn denn – setzen sich Ruth und ich auf den Roller und ab geht die Post. Es erwartet uns eine rustikal eingedeckte Terrasse und sardische Spezialitäten vom Feinsten. Oliven, Schinken, eingelegte Zwiebeln und Paprika. Verschiedene Nudelgerichte mit köstlichen Saucen und als Krönung das berühmte sardische „Porceddu“ – ein Spanferkel, welches halbiert stehend auf einem Spieß am Grill gegart wird.

Wer schon mal Spanferkel gegessen hat – und das ist ja durchaus etwas leckeres – einfach alles vergessen! Eine Fleischqualität wie sie diese halbwilden sardischen Schweine haben, kriegt man sonst nirgends. Und das ist auch das ganze Geheimnis dieses köstlichen Gerichts. Als wir gerade so mit dem Nachtisch – mit Schafskäse gefüllte, frittierte Teigtaschen mit Honig übergossen – fertig sind, kommt auch schon unser Pietro um uns wieder auf den Campingplatz zu fahren. Diesmal setzt sich Bernd hinter mich auf den Roller. Wir zuckeln los über den sand – und kiesgestreuten Hof. Natürlich ist es dunkel und plötzlich rennt uns – wild kläffend - ein kleines Rudel Hunde nach. Na ja, kein Problem. Ein bisschen mehr Gas, die rechte Hand dreht den Hahn auf, ach eine Kurve, oh, der Schotter, nein, der Sand...und schon liegt die ganze Fuhre. Wie ich dann mein Bein unter dem Scarrabeo  vorziehe und versuche aufzustehen, ist mir eines gleich klar. Vergiss es.

Der rechte Unterschenkel hat dem mit annähernd 200 Kilo befrachteten Trittbrett nicht standgehalten. Für solche Belastungen ist der einfach nicht gemacht. Also: mit vereinten Kräften den Invaliden in´s Auto verfrachtet, und ab in´s nächster Krankenhaus. Das hört sich einfach an, jedoch: wir sind auf Sardinien und nicht zu Hause. Die Fahrt nach Lanusei zieht sich. Letztendlich brauchen wir fast eine Stunde. Herzinfarkte oder Hirnschläge sollte man hier tunlichst keine bekommen. Inzwischen haben wir den ....

19. 06. 2003

so etwa 30 Minuten nach Mitternacht. In der Ambulanz des Krankenhauses findet sich doch tatsächlich ein ganzer Arzt. Welcher Fachrichtung weiß ich bis heute nicht. Nur dass er meine Unterschenkelfraktur recht hilflos anschaut. Sein Angebot, mir eine Schmerztablette zu verabreichen lehne ich dankend ab und fordere statt dessen ultimativ eine Röntgenuntersuchung. Die wird dann – nachdem der entsprechende Fachmann aus dem Bett geholt wurde – auch gemacht und zeigt eine dreifache Schienbein und eine einfache Wadenbeinfraktur, wobei bei letzterer auch noch die Enden der Bruchstelle verschoben sind. Nach Anlegen einer Traktion werde ich dann gegen halb vier am Morgen auf die Station verfrachtet, wo mich die nächste Überraschung erwartet. „ Do´ve la sua moglie?“ “Wo ist Ihre Frau?” werde ich gefragt, denn schließlich müsse sich ja jemand um mich kümmern, was Waschen, Essen und des weiteren mehr anbelange. Sauber, denke ich bei mir und lege mich erst mal schlafen. Am Morgen gibt es dann ein feuchtes Leintuch zum Waschen und eine Schüssel Café Latte nebst einem Pannino. Wie ich das allerdings in die dafür vorgesehene Körperöffnung kriegen soll, ist mir ein Rätsel. Der Kopf liegt – ziemlich eingezwängt – auf der Brust und das Dinett mit meinem Frühstück schwebt irgendwo in unerreichbaren Höhen über meinem Bauch. Als dann auch noch der Chefarzt zur Visite erscheint und etwas von „Operatione“ murmelt, ziehe ich die Notbremse und fordere nachdrücklich mein Handy und meine ADAC – Karte. Ich glaube, niemand der nicht schon in einer ähnlichen Situation war, kann sich meine Erleichterung vorstellen, als ich die freundliche Dame in der Münchner ADAC – Notrufzentrale sagen hörte: “Kein Problem, wir holen Sie da raus.“ Und wie die uns da ´rausgeholt haben. Mit einer perfekten, professionellen Leistung. Mit der Ambulanz nach Arbatax, dort wartete schon der Ambulanzjet mit Ärzten und Pflegern an Bord. Den Lotsen, welcher Ruth mit dem Wohnmobil nach Hause gefahren hat, haben sie gleich mitgebracht. Nach einem „kleinen Abstecher“ nach Kroatien, wo wir einen weiteren „Havaristen“ aufgelesen haben, ab nach Stuttgart. Dort standen schon die „Malteser“ auf dem Rollfeld, um mich – meinem Wunsch gemäß – nach Geislingen in die Helfensteinklinik zu bringen.

Der Rest dieser wunderschönen Reise, die leider ein spektakuläres Ende fand ist kaum von Interesse, unterscheidet er sich doch in nichts von anderen Krankheitsgeschichten. Und drum wollen wir es bei dem bisher gesagten bewenden lassen.

Halt, eines noch: Trotz aller Problemchen und Probleme, trotz gebrochenem Bein und geplatztem Kühler – Sardinien sieht uns ganz sicher wieder.

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Kommentare

1
Lollo_C
19.05.2009
Eine Bereicherung Hallo Eddie,
es ist eine Auszeichnung für eine jede Webseite, wenn seine User sich aktiv an der Gestaltung beteiligen! Deshalb freue ich mich auch sehr über Deinen Bericht. Gerne habe ich ihn übernommen (und freue mich schon auf die Fortsetzung).
Dein Schreibstil ist ein echter Genuss und der Bericht eine Bereicherung für unsere Webseite. Vielen Dank!
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