Die Schweißstellen habe ich dann beigeschliffen und die ganzen Bereiche mit einer verdünnten Grundierung gestrichen. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Grundierung auch möglichst zwischen die Bleche läuft. Zum Versiegeln der Schweißstellen verwendete ich nach dem Trocknen Terolan- Karosseriedichtmasse aus der Kartusche. Im Anschluss daran habe ich die Reparaturbereiche mit Resten von altem Autolack gestrichen.
In den Trocknungsphasen wurden Hinterachse und Blattfedern getrennt und ebenfalls entrostet. Über das Fahrzeugrestaurationsforum bin ich auf POR15- Lack gestoßen. Damit habe ich Achse und Federn gestrichen. Bei der Montage habe ich die besseren Lagergummis und Bremsleitungen des Schlachtfahrzeugs eingebaut.
Im Zuge der Schweißarbeiten lag man schon mal etwas länger unter dem Womo. Dabei entdeckte ich so ganz nebenbei eine Stelle an der Unterkante der Aufbauseitenwand, an der das Holz ganz morsch war. Mit Stecheisen und Hammer wurde der Bereich bis zur Alu- Außenwand freigelegt und anschließend mit einer neuen Holzleiste und einem Stück Sperrholz wieder verklebt bzw. verschraubt. Selbstverständlich wurde die gesamte Aufbaukante noch mal gründlich überprüft. Aber außer dieser Stelle war nichts mehr.
Die gestrichenen hinteren Radkästen waren mittlerweile abgetrocknet und ich spritze die gesamten Bereiche von außen wieder mit Bitumen-Unterbodenschutz. Von innen wurden die Fugen zwischen Radkasten und Fußboden wieder mit Sikaflex 221 versiegelt. Damit hatte ich die kritischste Phase der Reparatur erledigt und konnte mich auf den Vorderwagen stürzen.
Auch hier waren die Schadstellen bei genauem Hinsehen bzw. Freischleifen doch wesentlich größer als zunächst gedacht. Neben den alten Prestolith- Reparaturstellen gab es neue Ansätze der braunen Pest.Hier untersuchte ich den alten Vorderwagen und verpflanzte sehr großzügig ganze Schwellerpartien.
Nur für den vorderen rechten Kotflügel musste ich mir ein Reparaturblech bestellen. Alles andere konnte ich übernehmen bzw. selbst anfertigen. Prinzipiell liefen die Schweißarbeiten in der gleichen Art wie schon beschrieben ab. Für Fahrertür, Frontblech und Stoßstange lohnte sich die Reparatur nicht mehr. Ich habe sie gegen Teile aus dem Schlachtfahrzeug ausgetauscht.
Die von außen sichtbaren Schweißstellen wurden nach dem Schleifen und Grundieren (mit BOB) mit Prestolith gespachtelt. Alle anderen Schweißstellen habe ich wie schon beschrieben versiegelt und gestrichen bzw. gespritzt.
Zwischenzeitlich hat die Hinterachse wieder ihren Platz unter dem Fahrzeug gefunden und der vordere Auspufftopf wurde auf Grund eines Lochs gegen den des Schlachtfahrzeugs ausgetauscht.Die Vorderachse habe ich ebenfalls entrostet und mit POR15 gestrichen.
Da die Rückseite eines Großteils der Schweißstellen nicht mehr zugänglich war kam nun ein weiterer wichtiger Punkt: Hohlraumversiegelung. Auch hier folgte ich wieder einem Tipp aus dem Forum für Fahrzeugrestauration. Ich bestellte mir FluidFilm für die Versiegelung. Auf der zeitgleich stattfinden Messe "Techno Classica" in Essen konnte ich mir noch die letzten Verarbeitungstipps holen. Neben den bearbeiteten Holmen habe ich auch die anderen mit dieser Flüssigkeit eingespritzt, bis es aus den Überlappungen und Wasseröffnungen wieder raus nebelte.
Die nächste Aktion bestand nun in einer gründlichen Reinigung von Fahrzeug und Garage. Schließlich waren seit Beginn der Arbeiten bereits 5 Wochen vergangen und so etlicher Staub hatte sich angesammelt. Innen war es Beginn des Möbeleinbaus und außen Vorbereitung für die Lackierarbeiten. Bis auf die Schadstellen wurde das Wohnmobil in Folie gepackt und verklebt.
Die Radläufe und Türschweller spritzte ich zunächst mit einem überlackierbaren Steinschlagschutz und anschließend wurden die Reparaturstellen weiß lackiert. Den goldenen Teil der Fahrertür werde ich demnächst nachholen.
Nun ging es endlich wieder ans Zusammenbauen. Für die Befestigung der Duschwand wurden kleine Holzleisten eingebracht und die Giraffenhalsschrauben in dem Hängeschrank wurden an anderer Stelle wieder eingesetzt. Da die alten Wasserschläuche von innen nicht mehr gut aussahen, wurden sie bei der Gelegenheit erneuert. Das gesamte Wassersystem habe erst einmal zwei Tage abgerückt. Dann wurde die Duschwanne montiert. Das war die einzige Quälerei bei der Montage. Ich bekam die Schläuche einfach nicht richtig gelegt. Beim Bau waren sie wohl vorher reingeklebt, aber das ging bei mir ja nicht.
Langsam leerte sich wieder der Keller und das Wohnmobil sah wieder nach wohnen aus. Zu den Montagen kamen nun die technischen Arbeiten und Prüfungen. Heizung, Gasanlage und Beleuchtung im Innenraum. Am Fahrzeug wurden die Bremsen entlüftet und hinten noch mal die Beläge kontrolliert und eingestellt. Filterwechsel und eine neue Ölwannendichtung rundeten das Programm ab. Dann konnte das Fahrzeug wieder auf seine eigenen vier Räder gestellt werden. Eben noch ein paar schwere Leute als Gewicht zum Einstellen der hinteren Blattfedern gesucht und dann kam der spannende Moment. Der Motor wurde gestartet. Und seitdem kann ich in der Feinstaubdiskussion von Dieselfahrzeugen mitreden. Bei der Auspuffreparatur habe ich wohl sehr kräftig gehämmert. Und nun kam das ganze Zeug beim ersten Anlassen raus und verteilte sich in der Garage schön auf alles. Aber egal, unser Bulli lief wieder.
Drei Hürden standen noch auf dem Programm. Mittwoch Gasabnahme, Donnerstag Abgasuntersuchung und Freitag Hauptuntersuchung. Vorsichtshalber fuhr ich vorher noch mal auf den Bremsenprüfstand, kontrollierte die Einstellung der Scheinwerfer und wusch den Ruß vom Fahrzeug. Alle drei Prüfungen wurden ohne Beanstandungen geschafft. Der DEKRA- Prüfer wollte nur die Farbe wissen, mit der ich die Achsen gestrichen hatte.
Der ganze Spaß hat mich letztlich 736 Euro für Material, Ersatzteile und Prüfgebühren gekostet. Hinzu kommen 210 Arbeitsstunden verteilt über 7 Wochen und etliche schlaflose Nächte. Dafür habe ich aber nun neben 3 neuen Plaketten für mindestens 2 Jahre wieder die Möglichkeit meinen Hobbys nachzugehen. Am Sonntag war das Mountain Bike schon wieder auf dem Heckträger und demnächst steht der Hobby 600 auch wieder in Willingen.
Außerdem ist es ein tolles Gefühl, eine Reparatur geschafft zu haben, von der vorher viele gesagt haben, das lohnt sich nicht mehr. Jetzt habe ich übrigens den Ehrgeiz, irgend wann mal den ältesten Hobby 600 zu fahren.




Du bist nicht nur ein ausgezeichneter "Elektriker" sondern auch noch ein erstklassischer "Automechaniker", nicht zu vergessen, Deine schrifstellerischen und dokumentarischen Fähigkeiten.
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