Ein zu niedriger oder auch zu hoher Reifenfülldruck verändert die Fahreigenschaften eines Autos entscheidend. Der Reifendruck hat direkte Auswirkungen auf Fahrverhalten, Bremsweg, Fahrkomfort und Lebensdauer der Reifen. Um fehlerhaften Reifendruck frühzeitig zu erkennen, müssen seit dem 01. November 2014 neue PKW und Wohnmobile mit einem Reifendruckkontrollsystem (RDKS) ausgerüstet sein.
Es gibt zwar keine Nachrüstpflicht für ältere Fahrzeuge, aber ein zusätzliches Plus an Sicherheit kann nicht schaden. Außerdem hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich beim Tanken nicht regelmäßig den Luftdruck überprüfte. So entschied ich mich vor einem Jahr für eine Nachrüstlösung und kann nun über erste Erfahrungen berichten.
Im Gegensatz zu den Erstausrüsteranlagen, bei denen die Drucksensoren innen am Ventil (also im Reifen) befestigt sind, wird bei den meisten Nachrüstlösungen der Drucksensor auf dem Ventil anstatt der Ventilkappe befestigt.
Das bekannteste System ist wohl das TireMoni TPMS. Für Wohnmobile ist es in verschiedenen Ausführungen für alle Räder mit einem Reifendruck bis 11 bar zu Preise ab 190 € lieferbar.
Ich entschied mich aber für das Reifendruckkontrollsystem CE100 von Conrad. Es kostete vor einem Jahr 129 € in der Grundausstattung mit 4 Sensoren, plus 29 € für einen zusätzlichen Sensor für das Reserverad. Aktuell ist die Grundausstattung für 99,99 € lieferbar. Es gibt vergleichbare Geräte auch bei ELV oder Völkner. Für die Verwendung an einem Wohnmobil ist es wichtig, darauf zu achten, dass der Messbereich der Sensoren deutlich über 6 bar geht; beim CE 100 sind es 6,8 bar.
Funktionsbeschreibung
Das System besteht aus einer Anzeigeeinheit und 4 bzw. 5 Reifensensoren plus allen erforderlichen Montagezubehör.
Die Sensoren übertragen die Daten für Reifendruck und Reifentemperatur an die Anzeigeeinheit, wo sie während der Fahrt angezeigt werden. Die Grenzwerte für Minimal- und Maximaldruck, sowie die maximale Reifentemperatur können an der Anzeigeeinheit eingestellt werden. Werden die eingestellten Grenzwerte an einem Reifen über- bzw. unterschritten, ertönt ein akustisches und optisches Warnsignal.
Die Anzeigeeinheit enthält einen Akku, der den zeitweisen Betrieb auch ohne direkte Stromversorgung über den Zigarettenanzünder ermöglicht. Das Display schaltet sich automatisch ein, sobald eine Bewegung des Fahrzeugs detektiert wird. Die Hintergrundbeleuchtung des Displays schaltet sich bei Dunkelheit ebenfalls automatisch ein.
Die Sensoren besitzen eine Sicherheitsverschraubung und sind wasserdicht. Sie werden einfach an Stelle der Ventilschutzkappen montiert. Im Normalzustand werden die Reifendaten alle 5 Minuten an die Anzeigeeinheit gesendet. Falls ein plötzlicher Luftdruckverlust erkannt wird, sendet der betreffende Sensor sofort ein Warnsignal.
Ein zusätzlicher Sensor für das Reserverad ist optional erhältlich, so dass die Reifendaten des Reserverads ebenfalls überwacht werden können.
Montage
Die Anzeigeeinheit habe ich mit doppelseitigem Klebeband auf der Kunststoffverkleidung des Lenkstockschalters befestigt. Ein unterlegter Kunststoffkeil dient der Verbesserung der Lesbarkeit. Die Leitung der Spannungsversorgung ist unter der Schalthebelmanschette zu einer 12V- Steckdose verlegt. Die Steckdose hatte ich früher schon mal unter dem Armaturenbrett installiert. Sie hat nur bei eingeschalteter Zündung Spannung.
Die vier mitgelieferten Sensoren des Sets sind bereits kodiert. Hier muss nur die Batterie durch entfernen einer Schutzfolie aktiviert werden. Dann werden die Sensoren entsprechend ihrer Beschriftung an Stelle der Ventilschutzkappen auf die Ventile der Räder geschraubt. Es ist lediglich darauf zu achten, dass die Anzeigeeinheit vor dem Aufdrehen der Sensoren aktiviert wurde. So registrieren sich die Sensoren bei der Anzeigeeinheit automatisch. Der zusätzliche Sensor für das Reserverad wird nur aufgedreht. Er muss später manuell konfiguriert werden. Abschließend können die Sensoren mittels kleiner Madenschrauben gegen Verlust gesichert werden.
Die Bedienungsanleitung empfiehlt zwar die Räder nach der Montage der Sensoren neu auszuwuchten, aber ich konnte keinen negativen Einfluss feststellen und habe darauf verzichtet.
Inbetriebnahme
Vor der endgültigen Inbetriebnahme muss das Anzeigegerät parametriert werden. Dabei werden neben den angezeigten Einheiten auch die Grenzwerte für die oberen und unteren Luftdruckgrenzen sowie die Temperatur eingestellt. Für jede Achse bzw. das Reserverad können separate Werte eingestellt werden. Wenn man den Anweisungen der Bedienungsanleitung folgt ist die Programmierung einfach und logisch. In der folgenden Tabelle habe ich die bei unserem Hobby 600 eingestellten Werte aufgelistet:
Reifendruck | ||
Vorderachse Hinterachse Reserve |
4,3 bar * 4,3 bar * 4,5 bar * |
* bei 8 °C Außentemperatur |
Parameter | Meine Einstellung | Werkseinstellung |
Druckeinheit | BAR | PSI |
Temperatureinheit | °C | °C |
Obere Luftdruckgrenze Vorderachse | 5,5 bar | 3,0 bar |
Untere Luftdruckgrenze Vorderachse | 3,5 bar | 2,0 bar |
Obere Luftdruckgrenze Hinterachse | 5,5 bar | 3,0 bar |
Untere Luftdruckgrenze Hinterachse | 3,5 bar | 2,0 bar |
Obere Luftdruckgrenze Reserve | 5,5 bar | 3,0 bar |
Untere Luftdruckgrenze Reserve | 3,5 bar | 2,0 bar |
Temperaturgrenze | 70 °C | 70 °C |
Erfahrungen
Zunächst ist es etwas gewöhnungsbedürftig, dass sich Anzeigegerät und Sensoren selbständig einschalten. Hierfür wird die Bewegung der Sensoren erfasst. Es kann nach einem Stillstand schon mal ein paar Radumdrehungen dauern, bis ein entsprechender Messwert am Anzeigegerät erscheint. Aber dann arbeitet die Anlage zuverlässig. Ein plötzlicher (simulierter) Druckabfall wird sofort erkannt.
Interessant ist aber auch der Druckverlauf in Abhängigkeit von Außentemperatur und Fahrverhalten. So hatte ich die oberen Grenzwerte anfangs auf 5,3 bar eingestellt. Im Sommer ist es mir bei längeren Autobahnfahrten aber passiert, dass sich das Alarmsignal meldete und der Reifendruck (auf der Hinterachse) die 5,3 bar überschritten hatte. D.h. der Reifendruck hat sich seit der Einstellung bei 8 °C um 1 bar erhöht. Das hätte ich so nicht für möglich gehalten. Gut, dass ich Metallventile verbaut habe!
Während der Saison betrug der Reifendruck bei kaltem Fahrzeug (auf Grund der höheren Außentemperaturen) immer um 4,5 bar. Erst als es im Herbst kälter wurde musste ich den Luftdruck etwas nach regulieren. Dafür hatte ich aber das ganze Jahr über ein sicheres Gefühl. Auch für das Reserverad. Sein Luftdruck wird alle 10 Sekunden im Wechsel mit den anderen Rädern angezeigt.
Die Lebensdauer der Batterien in den Sensoren wird mit 2 Jahren angegeben. Nach einem Jahr Betrieb kann ich hier noch keine Schwächung erkennen. Wenn die Batterien entladen sind soll dies auch durch ein Symbol im Display angezeigt werden. Theoretisch dürfte das Wechseln der Batterien (3V-Lithium Knopfzellen CR1632) kein großer Akt sein, zumal alles erforderliche Werkzeug plus Ersatzdichtungen dem Set beiliegen.
Ich kann verstehen, warum ein RDKS bei Neuwagen mittlerweile vorgeschrieben ist und kann auch eine Nachrüstung nur empfehlen. Persönlich hat sich für mich die Anschaffung des CE100 bezahlt gemacht.
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