Ein wesentlicher Bestandteil der Aufbau-Elektrik beim Hobby 600 ist die Lade- und Steuerplatine im BCC. Je nach Versionstand befinden sich auf dieser Platine 4 bis 8 Relais für verschiedenste Funktionen. Problematisch wird es, wenn diese Platine auf Grund ihres Alters „den Geist“ aufgibt. Ersatz ist – besonders bei den nur kurz gebauten Versionen 2 bis 4 – nicht zu bekommen; und wenn, dann sind diese Platinen auch schon fast 30 Jahre alt. Im Folgenden beschreibe ich die Reparatur bzw. den Umbau der Aufbau-Elektrik eines Fahrzeugs mit Version 3 bei Verzicht auf die Lade- und Steuerplatine.
Zur Vorgeschichte: Bei dem Hobby 600 schalteten sich alle Verbraucher sporadisch aus. Durch Klopfen auf das BCC im Bereich der Schalterplatine ließen sie sich wieder zum Leben erwecken. Eine Überprüfung der Verbindungsstecker zeigte keine Auffälligkeiten, sodass von einem „Wackler“ auf der Lade- und Steuerplatine auszugehen war. Dazu kam auch noch, dass das Fahrzeug mit einer GEL- Batterie ausgerüstet wurde, die mit dem originalen Ladegerät eh nie vollgeladen werden konnte. So machte ich den Vorschlag, ein modernes Ladegerät einzubauen und die Elektrik so umzurüsten, dass sie ohne Lade- und Steuerplatine funktioniert.
Als Ladegerät sollte das VOTRONIC Automatic Ladegerät Pb1215 zum Einsatz kommen. Dieses Gerät besitzt neben verschiedenen Ladeprogrammen für AGM, GEL und Säure auch einen separaten Neben-Ladeausgang „S“ zur Stütz- und Erhaltungs-Ladung der Fahrzeug-Starter-Batterie mit max. 2A (weitere Details auf der Hersteller Webseite).
Der Umbau erfolgt an zwei Stellen. Zum einen musste der Ladeblock (unter der vorderen Sitztruhe) angepasst werden, da er seine Funktion als Verteilerleiste ja noch behalten sollte. Zum anderen musste besagte Lade- und Steuerplatine im BCC ausgebaut und durch eine Verdrahtungsänderung ersetzt werden.
Zunächst erfolgt die Anpassung des Ladeblocks. Dazu muss die obere Haube des Blocks entfernt und Trafo und Gleichrichter (Bild 1) ausgebaut werden. Die 230V- Zuleitung incl. Sicherung und die interner Verdrahtung dieser beiden Komponenten werden ebenfalls entfernt. Übrig bleiben die Leitungen zu den Steckern S1 und S2. Sie sollen später eine andere Funktion bekommen.
Auf der Haube des Blocks werden oben Befestigungslöcher für das VOTRONIC- Ladegerät gebohrt. An der Seite erfolgt die Montage der Relais (Bild 2). Dabei handelt es sich um „normale“ 12V 50A Hochstromrelais von Reichelt Elektronik. Lediglich für das Trennrelais wird ein 12V 100A Relais (Bild 2.1) verwendet.
Auf dem Foto befindet sich links das Relais „Haupt EIN“ (Bild 2.2). An dieser Stelle sollte man besser ein VOTRONIC Battery Protector 40 als Batteriewächter einbauen (dies war hier auf Grund der kurzen Vorlaufzeit nicht möglich). Die elektrische Verdrahtung ist mit dem Schaltplan identisch. Auf dem Foto sind die Bohrungen für den Batteriewächter vorgesehen, so dass in diesem Fall auch ein nachträglicher Austausch erfolgen kann.
Das Relais „D+“ (Bild 2.3) wird von der entsprechenden Klemme der Lichtmaschine angesteuert und dient der Ansteuerung von „Trennrelais“ und „Kühli Ein“. Die Klemme D+ wird von der Flachsteckleiste des Ladeblocks abgezogen und auf die Klemme des Relais gesteckt.
Die Verdrahtung der Relais erfolgt nach dem geänderten Schaltplan (Bild 3). Hierbei wird besonderen Wert auf eine Absicherung der einzelnen Leitungen von den Batterien gelegt. 30A Streifensicherungen direkt an den Batterien und ein 6er Sicherungsblock übernehmen diese Aufgabe.
Durch die Veränderung der Einbauposition der Relais muss ihre Einbindung in die vorhandene Verdrahtung geändert werden. Dazu werden die nicht mehr benötigten Adern in den Steckern S1 bzw. S2 verwendet.
- S1/8 war vorher „Zuleitung Bat.2“ ; - wird jetzt „Zuleitung „Haupt EIN“ zu den Schaltern
- S1/9 war vorher „URef Laderegelung“ ; - wird nun „Einschaltung Relais „Haupt EIN“
- S1/11 war vorher „Zuleitung Bat.1“ ;- wird jetzt „Dauerplus“ für Radio/Uhr
- S1/1 war vorher „D+ von Lichtmaschine“ ;- wird jetzt „Einschaltung Relais Kühli Ein“
Nicht mehr benötigte Adern werden isoliert. Damit ist der erste Teil des Umbaus weitgehend abgeschlossen und nun muss der Gegenpart im BCC erfolgen.
Dazu wird zunächst die Lade- und Steuerplatine ausgebaut. Damit entfallen auch die Stecker SA, SB und SC auf der Platine. Über den Stecker SC wurden die Leitungen zur Anzeigeplatine geführt. Als Ersatz wird nun ein 6pol. Flachsteckergehäuse (Bild 4.1) verwendet. Die Adern werden nach Schaltplan von Stecker S2 direkt auf die Anzeigeplatine geschaltet. Auf Grund des fehlenden Nebenwiderstands braucht das Amperemeter nicht verdrahtet zu werden; es bekommt keine Funktion mehr.
An zwei Stellen müssen Leitungen von S1 direkt mit der Schalterplatine durchverbinden werden (Bild 4.2). Eine Mehrfach-Klemmleiste übernimmt die Verteilung der verschiedenen Masse bzw. Pluspunkte (Bild 4.3). Nicht mehr benötigte Adern werden isoliert (Bild 4.4). Der 20A Sicherungsautomat für Batterie 1 ist auch nicht mehr in Funktion (Bild 4.5).
Nach erfolgtem Funktionstest kann die Anlage wieder zusammengebaut werden. Rein äußerlich ist dieser Umbau nicht zu erkennen. Bis auf die fehlende Strommessung sind alle Funktionen erhalten. Dafür wird die GEL Batterie nun aber entsprechend vollgeladen und auch die Starterbatterie bekommt bei Landstrom eine Stütz- bzw. Erhaltungsladung. Der reine Umbau erfolgte in ca. 8 Stunden. Dazu kommt die Zeit für Planung und Dokumentation (Bild 5).
Viel Spaß beim Nachbauen.
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