Viele Hobby 600- Fahrer kennen das Problem: Immer, wenn man längere Zeit gefahren ist und den Motor dann abgestellt hat, will er beim erneuten Starten nicht mehr anspringen. Beim Drehen des Zündschlüssels klackt der Anlasser nur noch. Nach mehrmaligen Startversuchen klappt es dann irgendwann wieder.
Dieses Problem wurde schon oft in diversen Foren beschrieben. Die Tipps lauteten immer gleich: Anlasser, Zündschloss oder Masseproblem. Auch ich hatte das Problem schon mehrfach an unserem 600er. Doch seit mehr als einem Jahr ist Ruhe. Deshalb möchte ich heute beschreiben, wie ich das Problem in den Griff bekommen habe.
Dazu zunächst etwas Theorie. Ich habe die betroffenen Teile aus dem Schaltplan des Ducato mal in Bild 2 zusammengefasst. Im Wesentlichen sind für den Startvorgang drei Bauteile zuständig: die Batterie, das Zündschloss und der Anlasser. Zwischen diesen Bauteilen liegt die Verdrahtung mit den entsprechenden Klemmen, Verteilern und Steckverbindungen.
Bringt man den Zündschlüssel in die Start-Stellung, so wird der Stromkreis von der Batterie zum Magnetschalter des Anlassers geschlossen. Im Magnetschalter zieht nun eine Spule an, die a) das Ritzel des Anlassers mechanisch ausfährt und b) den Hauptkontakt des Anlassers schließt, sodass Strom auf den Anker geführt wird und der Anlasser sich dreht.
Der Strom, der beim Betätigen des Magnetschalters fließt ist nicht gerade gering und je größer ein Strom ist, desto größer ist der Spannungsfall an Widerständen und ist der Spannungsfall in Summe zu groß, dann reicht die Spannung nicht mehr aus, um gemeinsam mit dem Strom eine Leistung zu erbringen.
Für unser Problem heißt das zunächst: es muss eine ausreichend hohe Batteriespannung vorhanden sein. Nach einer längeren Fahrt dürfte dies aber der Fall sein. Dann müssen die Übergangswiderstände an den Anschluss- und Verteilersteckern möglichst gering sein. Das gilt natürlich auch für die Masseanschlüsse an Batterie und Anlasser.
Wenn sich der Anlasser dennoch nicht dreht, sondern nur klackt, kann natürlich auch übermäßiger Verschleiß oder Dreck die Mechanik des Anlassers blockieren. Hierbei könnte die Ausdehnung bei Wärme auch erklären, warum das Problem nach längeren Fahrten auftritt. …oder es kommt zu wenig Spannung am Magnetschalter an, weil der Übergangswiderstand des Zündschlosses zu groß ist. …aber warum dann nur nach längeren Fahrten?
Theoretisch ist das Problem also auch nicht so einfach zu lösen. Deshalb nun zunächst zur Praxis.
Als der Fehler bei mir vor Jahren das erste Mal auftrat, habe ich natürlich auch zunächst den Anlasser gewechselt. Ich hatte ja noch einen funktionierenden aus einem Schlachtfahrzeug. Als der Fehler dann wieder auftrat, wurde auch das Zündschloss des Schlachtfahrzeuges eingebaut. Natürlich wurden auch die Steckverbinder geprüft und die Masseanschlüsse gereinigt und mit neuen Zahnscheiben versehen. Trotzdem kam es nach einiger Zeit immer mal wieder zu den eingangs beschriebenen Startproblemen nach längeren Fahrten. Vor Bahnübergängen traute man sich schon gar nicht mehr den Hobby auszumachen, weil man anschließend kein Verkehrshindernis sein wollte.
So wurde das Zündschloss irgendwann mal gegen ein nagelneues von Axel Augustin getauscht. Auch der Anlasser wurde überholt und bekam einen neuen Magnetschalter. Immer war eine gewisse Zeit Ruhe und dann sprang er irgendwann mal nach längerer Fahrt nicht mehr an. Dabei war es wenig tröstlich, dass auch andere Hobby 600- Fahrer ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Auch im Ducatoforum wurde das Thema zwar mehrfach beschrieben (z. B. hier, hier oder hier), aber eine endgültige Lösung habe ich nirgends gefunden.
Das ist leider das Problem vieler Foren: Ein Problem wird geschildert, man versucht zu helfen und gibt Tipps, aber der Threadersteller meldet sich nicht mehr. Keiner weiß, ob und wie das Problem letztlich gelöst wurde. Schade, dadurch verliert man die Lust zukünftig bei Problemen zu helfen!
Aber zurück zu dem Startproblem: Als es im April 2017 wieder auftrat, habe ich eine Meldeleuchte im Tacho umfunktioniert. Um nun zu lokalisieren, wo der Fehler liegt, habe ich ein Relais im Motorraum installiert. Es wird auf 85 über eine Sicherung vom Plus-Anschluss des Magnetschalter am Anlasser angesteuert; 86 geht auf Masse. Am Schaltkontakt 30-87 habe ich die beiden Leitungen, die sonst am Geber für den Luftfilter sitzen, angeschlossen (Bild 7).
Wenn ich nun das Zündschloss in die Stellung "Starten" bringe, dann muss in der Tachoeinheit die Anzeige "Luftfilter verstopft" aufleuchten. Kommt der Anlasser nicht und die Leuchte leuchtet, dann liegt das Problem am Magnetschalter. Kommt die Leuchte beim Starten schon nicht, dann liegt das Problem am Zündschloss.
Zunächst dachte ich das Problem liege klar im Anlasser, da meine Kontrollleuchte an war, als der Fehler auftrat. Dann trat der Fehler aber auch ein paarmal ohne Kontrollleuchte auf. ...und dann auch morgens bei kaltem Motor. …oder sollten es doch zwei Fehler sein?
Ich vermutete also irgendwo einen zeitweisen Übergangswiderstand, der manchmal nicht mehr ausreicht um mein Testrelais zum Anziehen zu bringen. Betrachtet man die Kontakte des Zündschloss, so sieht man von außen nichts. Sie befinden sich in einem Kunststoffgehäuse. Theoretisch kann der Kunststoff ausdünsten und die Kontakte belegen oder die Luft zwischen den Kontakten wird ionisiert, was ich bei den geringen Spannungen eher für unwahrscheinlich halte. Aber je mehr ich darüber nach dachte, desto unsinniger erschien mir die Originalverdrahtung von FIAT. Warum geht man mit dem vollen Magnetschalter-Strom über das Zündschloss? Jeden Scheinwerfer schaltet man doch über ein Relais … und über Sicherungen. Also wurde die Verdrahtung gemäß Bild 8 geändert und ein Relais zwischen gebaut.
Dazu habe ich zunächst die Batterie im Motorraum ausgebaut, da sich dahinter der Kabelbaum vom Armaturenbrett zum Anlasser befindet. Die rote Leitung vom Zündschloss zum Magnetschalter war schnell gefunden und durchtrennt. Die beiden Leitungsenden habe ich dann bis oberhalb der Batterie verlängert. (Bild 9) Für die Verlängerung habe ich Stossverbinder mit Schrumpfschlauch verwendet. Dabei werden die abisolierten Leitungen in den passenden Quetschverbindertyp eingeführt, mit einer handelsüblichen Crimpzange gecrimpt, und anschließend mit einem Heißluftgebläse so lange erwärmt, bis der Kleber an den Enden austritt. Die Verbindung ist 100 % wasserdicht. Danach konnte die Batterie wieder eingebaut werden. Oberhalb der Batterie habe ich dann das neue Relais für den Anlasser montiert. An dieser Stelle befinden sich bei unserem Hobby 600 bereits mehrere zusätzliche Relais für Hupe, Trittstufe usw. Für den Anlasser habe ich allerdings ein Relais mit einer größeren Leistung gewählt und eine Streifensicherung in die Zuleitung von der Batterie eingebaut.
Über diesen Einbau hatte ich am 06.Juni 2017 im Forum berichtet und seitdem gab es keine Startprobleme mehr; weder bei warmen, noch bei kaltem Motor. Ich habe mit diesem Bericht bewusst so lange gewartet, aber nun kann ich diese Lösung mit ruhigem Gewissen weiter empfehlen. Zwanzig Euro Material, ca. eine Stunde Arbeit und ihr könnt den warmen Motor wieder mit ruhigem Gewissen vor einem Bahnübergang ausschalten.
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