Als der Hobby 600 1984 auf dem Caravan Salon in Essen vorgestellt wurde begeisterte er sofort das fachkundige Publikum. Die ersten Fahrzeuge wurden geordert und Anfang 1985 ausgeliefert. Eine ganz besondere Geschichte handelt von Old_Smokey, dem Hobby 600 von Christine und Uwe. Er befindet sich seit 40 Jahren im Familienbesitz und hier ist seine Geschichte:
1984 schaute sich Dr. Wolfgang Heinemann auf der Caravan Messe in Essen um. Als passionierter Camper wollte er sich auf den bevorstehenden Ruhestand aus seiner Praxis als Allgemeinmediziner vorbereiten. Bereits seit vielen Jahren war er mit dem Wohnwagen in den letzten einsamen Gegenden Europas unterwegs. Nun suchte er etwas Neues. Ein absolutes Kriterium war die maximale Höhe von 2,50 m, damit das neue Gefährt in die vorhandene Garage passte.
Der auf der Messe vom Hobby Wohnwagenwerk neu vorgestellte Hobby 600 erfüllte nicht nur das Höhenkriterium, sondern überzeugte Dr. H. auch sonst. Am 2. Oktober 1984 unterzeichnete er kurzentschlossen den Kaufvertrag.
Nach Hause zurückgekehrt, löste die freudigen Nachricht zunächst einen veritablen Ehekrach aus, da der Kauf wohl vorher nicht abgesprochen war. Der Kaufpreis von mehr als 45.000 DM war damals ja auch kein Pappenstiel.
Im ersten Berufsleben war Dr. H. gelernter Ingenieur und hatte, was die Technik des neuen Reisemobils betraf, dezidierte Vorstellungen über die Ausstattung des Fahrzeugs. Dazu reiste er im Winter 1984/85 mehrmals von Ingolstadt nach Fockbek ins Hobby- Wohnwagenwerk, um dort die Umsetzung seiner Ideen zu besprechen. So etwas war damals noch möglich!
Als Motor wurde ein Benzinmotor gewählt, da ein Diesel nach seinem Dafürhalten zu laut war. Das Tankvolumen wurde auf 140 Liter erweitert. Das serienmäßige Differential wurde durch ein halbautomatisches Sperrdifferential ersetzt, um mehr Geländetauglichkeit zu erreichen. Damit lässt sich das Fahrzeug jedoch in Kurven noch mühsamer steuern. Eine seit 1988 verfügbare Servolenkung ließ Dr. H. jedoch nicht nachrüsten.
Auch wollte Dr. H. keine Rundsitzgruppe im Heck. Vielmehr sollte der Hobby 600 zwei Bänke in Längsrichtung mit einem großen Tisch dazwischen bekommen.
Nach der Auslieferung verwirklichte Dr. H. weitere Ideen an dem Hobby 600. Um bequem an die beiden Staukästen unter den Längssitzbänken im Heck zu kommen und auch bequem aufzustehen, wurde der Tisch so an der Rückwand befestigt, dass er hochzuklappen und seitlich zu verschieben war. Der Tisch wurde auch deutlich größer als das serienmäßige Modell.
Das „Bord-Control-Centrum“ war für ihn vom Fahrersitz aus schlecht zu sehen. Es wurde daher gekippt, so dass ein schneller Blick möglich war.
Die Küchenzeile war zu niedrig und wurde um eine Schubladenhöhe nach oben erweitert.
Der Fahrradträger wurde für zwei Fahrräder auf das absolute Minimum reduziert.
Die Ladekapazität im ersten Hobby600 war nicht unbedingt für lange Touren in Autarkie geeignet. Also musste mehr Stauraum generiert werden: an der Oberseite des Hecks baute Dr. H. einen „Kofferraum“ an, in dem erstaunlich viel untergebracht werden kann. Dafür entfiel die Heckleiter.
Anstelle einer Rückfahrkamera, die damals noch sehr teuer und aufwändig war, baute Dr. H. eine „Rangierhilfe“ an das Fahrzeugheck. Ein Drahtbügel, der beweglich an der Rückseite des Hobby600 angebracht wurde. Beim Anstoßen an ein Hindernis wurde der Bügel nach unten gedrückt, schloss einen Kontakt, so dass beim Fahrer ein Signal ertönte. So konnte man rückwärts ohne Einweiser rangieren.
Die elektrische Verkabelung änderte Dr. H. gut dokumentiert ebenfalls nach seinen Vorstellungen. Zusätzlich installierte er eine Alarmanlage mit Schaltern überall verteilt, um bei einem Überfall lautstark Aufmerksamkeit erzeugen zu können. Außerdem bekam der Kühlschrank zur besseren Kühlung einen Zusatzlüfter verpasst.
Ziemlich neu, wurde der Hobby600 in der örtlichen Werkstatt falsch aufgebockt und fiel sogar von der Bühne. Die Spuren sind im Bad und noch deutlicher an der Falte vor der hinteren Dichtleiste auf jeder Seite zu sehen. Am Fahrgestell wurde ein Teil eines Längsträgers ausgetauscht. Das Angebot von Hobby, ein neues Fahrzeug unter Zuzahlung von 10.000 DM zu erhalten, nahm Dr. H. nicht an. Das begründete er mit seinem Alter, wie lange er überhaupt das Fahrzeug noch fahren könnte und dass es sich daher nicht lohne, auf ein langlebiges Fahrzeug zu hoffen.
Der Beifahrersitz wurde durch ein Modell von Recaro ersetzt. 1991 wurde der Hobby600 auf 3,1 t zulässiges Gesamtgewicht aufgelastet.
1993 baute Dr. H. den Fußraum vor Fahrer- und Beifahrersitz so um, dass in dem Boden zwischen Pedalen und Sitzen gleichmäßig waagerecht wurde. Für den Fahrer ist dadurch die Fußhaltung weniger anstrengend. Zusätzlich entstand weiterer Stauraum u.a. für Bordwerkzeug und Wagenheber.
Der Hobby 600 war noch mit den schmalen Türscharnieren ausgerüstet. Diese wurden von Dr. H. aufwändig verstärkt.
Die „Jungfernfahrt“ führte Dr. H. nach Waldsassen, wo er in den fünfziger Jahren seine erste Stelle als Assistenzarzt hatte. In den Folgejahren waren er und seine Frau in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Italien, Polen, Tschechische Republik, Slowakei sowie mehrfach in den Skandinavischen Ländern unterwegs. Meistens waren sie in einsamen Gegenden unterwegs, Städte wurden selten aufgesucht. Es passierte in Göteborg, dass sie 1992 eines Nachts betäubt und ausgeraubt wurden (da half auch keine Alarmanlage).
Die am weitesten entfernte Reise führte nach Island: Auf der Straße nach Bergen, mit dem Schiff zunächst auf die Färöer-Inseln, und wieder via Norwegen nach Island. Dort entwickelte er die ultimative „Watprüfung“ für den Hobby600 der ersten Generation: Konnte seine Frau das Gewässer in Gummistiefeln trockenen Fußes durchqueren, so konnte der Hobby 600 ebenfalls unbeschadet durchfahren.
Die Rückfahrt erfolgte über den gleichen Weg mit einem längeren Aufenthalt auf den Färöer-Inseln.
Dr. Heinemann hat seinen Hobby 600 so sehr geliebt, dass es unvorstellbar war, ihn selbst innerhalb der Familie zu verleihen. Er konnte den Hobby 600 viele Jahre fahren, bis nachlassende Gesundheit zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Stilllegung erzwang.
Anfang 2004, hatten wir, seine Tochter Christine und ihr Mann Uwe, unsere Silberhochzeitsreise geplant. Wir wollten im Sommer 2004 nach Kanada fliegen, um dort mit einem Wohnmobil die Pazifikküste entlang und in die Rocky Mountains zu reisen.
Im Februar 2004 fuhren wir nach Ingolstadt, um Christines Eltern zu besuchen. An diesem Wochenende überreichten diese uns einen Briefumschlag mit den Worten, dass dieses möglicherweise unsere Reisepläne beeinflussen könnte. Darin war ein Bild des Hobby 600. Wir fragten ganz erstaunt, ob wir tatsächlich einmal den Hobby 600 für einen Urlaub nutzen könnten. „Nein, er gehört jetzt Euch!“ war die Antwort. Das war ein Hammer! Ein tadelloser Hobby 600 mit nur 136.823 km auf dem Tacho gehörte nun uns.
Natürlich konnten wir dann nicht nach Kanada fliegen. Wir traten unsere Silberhochzeitsreise im Hobby 600 an. Doch wohin sollten wir bei „nur“ vier Wochen verfügbaren Urlaub fahren? Wir überlegten hin und her. Schließlich beschlossen wir nach Sizilien zu fahren. So ging es über den Brenner zuerst nach Assisi und zu weiteren franziskanischen Heiligtümern. Als wir Rom passierten, waren wir gefühlt schon sehr weit im Süden. Nach Neapel und dem Vesuv konnte es nicht mehr weit sein. Doch die Strecke zog sich bis zur Fähre in Reggio die Calabria ganz schön hin. Die Reiseroute folgte dann der Ost- und Südküste der Insel.
In den Folgejahren waren wir oft - teils allein, teils mit bis zu drei Töchtern - in Italien, Frankreich, Belgien und Spanien. Dabei durchquerten wir mehrfach Österreich sowie Andorra und Luxemburg.
Aus beruflichen Gründen wurde der Hobby 600 dann 2010 für „kurze Zeit“ stillgelegt und zog wieder in die Garage in Christines Elternhaus ein. Die „kurze Zeit“ zog sich dann leider über neun Jahre hin.
2019 ergriff einer unserer Söhne die Initiative und schlug vor, das Wohnmobil gemeinsam zu nutzen, was konfliktfrei möglich wäre, da er noch nicht und wir nicht mehr auf Schulferien angewiesen seien. Er fand dazu eine Werkstatt bei Ingolstadt, die den Hobby600 wieder fahrbereit machte.
In den Folgejahren nutzten wir das Fahrzeug gemeinsam. Unser Sohn reiste mit Frau und später auch mit kleiner Tochter nach Norwegen bis weit in den Norden. Er stieg nach einigen Jahren aus der Co-Nutzung aus, da es ohne große Umbauten unmöglich ist, zwei moderne Kindersitze im Hobby 600 sicher zu befestigen.
Unsere Reisen finden seit der Reaktivierung vorwiegend in Deutschland statt, da wir hier viele Gegenden noch nicht kannten. Seit 2022 ist unser „Old_Smokey“ auch im Forum „Hobby600.de“ zu finden, die jährlichen Treffen bieten interessante Gespräche rund um den Hobby 600.
Für unsere 15 Enkel ist es ein Erlebnis, mit Oma und Opa im Wohnmobil Urlaub zu machen und all die Nachfragen können gar nicht so schnell erfüllt werden, da immer nur einer mitfahren kann. Zur Erstkommunion gibt es bisher immer einen Wohnmobilurlaub in Dänemark mit Besuch des Legolands als Geschenk, was nach den ersten Jahren die Enkel schon fast als Selbstverständlichkeit erwarten. Für unsere Enkeltochter war jedes Wohnmobil ein Bully, der Hobby 600 also „Omas und Opas Bully“.
So feiert der Hobby 600 am 29. April 2025 seinen 40. Geburtstag im Kreise der Familie. Dr. Heinemann, der erste Besitzer des Hobby 600, ist leider bereits verstorben. Was würde er wohl sagen, wenn er wüsste, dass sein 1983 geborener Enkel bereits den 1984 gekauften Hobby 600 fährt? Und was würde er dazu sagen, dass der Hobby 600 noch weitgehend die Original-Inneneinrichtung (Polsterbezüge, Gardinen, Schranktüren und -Klappen, Sitze, Tische u.a.m.) hat? Und wie würde er sich darüber freuen, dass seine zwischen 2014 und 2023 geborenen 15 Ur-Enkel begeistert mitfahren?
So reist bereits die vierte Generation im Hobby 600 und hat weitere 63.277 Kilometer auf den Tachometer geschrieben. In einem Fahrzeug, von dem Dr. H. nicht wusste, wie lange er es fahren würde und dass es sich damals nicht lohne, auf ein langlebiges Fahrzeug zu hoffen und es sich nicht lohne es nach dem „Crash“ im ersten Jahr zu ersetzen.
Zum Glück ist Irren menschlich!








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