Schnell wurde uns klar, dass das Autocamp, das über sich in den höchsten Tönen schwärmt, so schlecht besucht war. Das lag mit Sicherheit nicht nur an der Nachsaison. Die Ausstattung erinnerte sehr stark an ihre sozialistische Vergangenheit. Wir stören uns normaler weise nicht besonders, wenn die Infrastruktur eines Platzes einfach ist, ist jedoch fast alles defekt und ungepflegt, dann fehlt uns jegliches Verständnis und dann meiden wir solche Plätze. Vielleicht der Grund für den desolaten Zustand aber auch dadurch begründet, dass die ausgesprochen gute Lage, um die altehrwürdige Bade- und Kurstadt Opatija, in früheren Zeiten auch Abbazia genannt, zu besuchen, alles andere "vergessen" lässt. Obendrein ist es unseres Wissens der einzige Platz weit und breit, der sich für einen Besuch Opatijas anbietet. Da wir eh vor hatten nur zwei Tage zu bleiben und obendrein die meiste Zeit zu Fuß auf Entdeckungstour waren, haben wir unseren Unmut über den Zustand lediglich bei der Abreise kund getan.
Optimal, wie gesagt, ist die Lage des Platzes. In wenigen Fußminuten ist die absolut empfehlenswerte Seepromenade "Lungo Mare", ein insgesamt ca. 12 km langer Spazierweg erreicht, der Opatija mit dem ehemaligen Fischerdorf Lovran verbindet und Icici liegt etwa mittig zwischen beiden Orten.
Als erstes stand ein Besuch des alten Seebades Opatija mit seinen mondänen Villen und Hotels, die längst im nachkomunistischen Glanz erstrahlen. Durch kaiserliches Dekret vom 4. März 1889 wurde Opatija zum Kurort erhoben. Adel, Großbürgertum und gekrönte Häupter aus ganz Europa machten es zu einem auch international bekannten Seebad. Dort weilte neben Kaiser Franz Joseph I. und dem österreichisch-ungarischen Prinzenpaar auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. Die Ursprünge des Fremdenverkehrs gehen auf das Jahr 1844 zurück, als der wohlhabende Kaufmann Iginio Scarpa aus Rijeka die nach seiner früh verstorbenen Frau benannte Villa Angiolina als Sommerfrische erbaute. Der Naturliebhaber ließ einen großen Park mit einer Vielzahl exotischer Pflanzen anlegen.
Aber nicht nur Opatija ist einen Besuch wert. Schon der Weg dahin auf dem Lungo Mare ist ein ganz besonderes Naturerlebnis. Nicht umsonst zählt die Uferpromenade zu den Hauptattraktionen der kroatischen Küste zwischen Opatija und Lovran.
Wir wollten selbstverständlich keine halben Sachen machen und so stand für den zweiten Tag ein ausführlicher Spaziergang auf dem Lungo Mare nach Lovran (Lorbeer) an. Besondere Urlaubstimmung kam natürlich immer dann auf, wenn wir in eines der am Wegesrand befindlichen Terrassenlokale einkehrten, um einen Cappucino (7 Kuna etwa 1 €), ein Bierchen (ca. 14 Kuna für 0,5 l) oder ein Eis zu verzehren. Aber auch die köstlichen kroatischen Gerichte, insbesonders die leckeren Fischgerichte waren nicht zu verachten.
In Lovran angekommen interessierten wir uns besonders für die Altstadt, in deren engen und schattigen Gassen es so einiges für uns zu entdecken gab. Leicht müde vom Spazieren waren wir dann doch froh, dass die Sonne noch ausreichend Kraft versprühte, um am Womo die Beine noch etwas hoch legen zu können und über den weiteren Verlauf der Tour nach zu denken, denn als nächstes Ziel stand die Insel Cres auf unserer Agenda.
So machten wir uns dann auch am nächsten Morgen auf, um auf der aussichtsreichen Küstenstraße zum Fähranleger Brestova zu fahren. Zu dieser Jahreszeit, der Kalender zeigte den 07. Sept. an, verkehrten die Fähren im Stundentakt und so waren wir nach ca. halbstündiger Wartezeit bei den ersten, die auf die Fähre durften. Nach einer weiteren halben Stunde hatten wir wieder festen Boden unter den Hobbyrädern und gleich ging es zur Sache. Von Meereshöhe auf über 300 m Höhe schraubte sich das schmale Sträßchen hinauf, stets begleitet von kargem Baumbewuchs, der mit zunehmender Höhe auch noch immer dürftiger wurde. Die Berghänge im Norden der Insel Cres sind unwegsam, von der Bora gepeitscht und so gut wie unbewohnt. Ist man endlich oben angekommen, die Straße verläuft quasi immer auf dem Rücken der Insel, wird der Besucher von einer rauen, dornigen und karstigen Hochebene empfangen. Inge war sichtlich enttäuscht und wäre am liebsten mit den uns entgegenkommenden Abreisenden Touristen wieder umgekehrt. Was nützen die schönsten Aussichtspunkte, wenn das Umland sich abweisend zeigt?
Doch schon bald darauf sollte sich alles zum Guten wenden. Plötzlich lag sie da die Inselhauptstadt gleichen Namens, eingebettet in einer herrlichen Bucht. Der Reichtum des Meeres, ein sicherer Hafen und der feste Boden für die Grundbedürfnisse ließen eine Stadt erblühen, die besonders zwischen dem 15. und 16. Jahrh. eine wahre Renaissance erlebte und zur Inselhauptstadt wurde. So steuern wir wieder hinab auf Meereshöhe, um den nur ca. 20 Fußminuten vom Zentrum liegenden Campingplatz anzusteuern. Auf dem 23 ha großen Platz fand sich schnell ein schattiges Plätzchen zwischen alten Olivenbäumen, das für die kommenden Tage unser zu Hause sein sollte. Neben baden und faulenzen waren vor allem ausgedehnte Spaziergänge entlang der Küste unsere Hauptbeschäftigung, die täglich mindestens einmal im Städtchen Cres endeten.
Umsäumt von alten Palästen und Bürgerhäusern, die heute fast alle ein Restaurant, ein Café, eine Eisdiele oder ein Geschäft beherbergen, lassen den idyllischen Fischerhafen zum Treffpunkt der Einheimischen wie Touristen werden. Betritt man durch das Stadttor die zum Teil venezianisch geprägte Altstadt mit ihren engen Gassen und massiven, mehrere Stockwerke hohen Häusern, so kommen insbesonders Romantiker auf ihre Kosten. Einen besonderen Ort der Ruhe, abseits des geschäftigen Treibens rund um den Hafen, bietet das etwas außerhalb liegende Kloster zum hl. Franziskus mit seinem beachtlichem Kreuzgang und Klostergarten.
Aber auch für diejenigen, die es etwas sportlicher möchten bieten sich schöne Strecken zum Biken, herrliche Buchten und kleine Inselchen sind zu entdecken wer ein Boot sein eigen nennt und nicht zu vergessen, lädt das glasklare Meer zum Schnorcheln ein. Also, Langeweile ist hier unbekannt.
Wer die Welt erkunden möchte muss weiter ziehen. Diese Erkenntnis war bislang und ist noch immer unser Urlaubsmotto. Denn wie sonst eröffnen sich dem Reisenden die Schönheiten unserer Erde? Auch, wenn Inge fast jedes mal beim Aufbrechen bemerkt: So ein schönes Plätzchen finden wir nicht noch einmal!
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