Preci, 28., 29., 30. Juni 2014 | Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns vom Lago Trasimeno. Unser heutiges Ziel soll der Agritourismo „Il Collaccio“ im Nationalpark „Monti Sibillini“ nahe dem kleinen Städtchen Preci sein. Auf dem Weg dorthin liegen allerdings die „Fonti dell Clituno“, ein altrömisches Naturheiligtum. Mehrere Quellen bilden einen regelrecht verwunschenen See, romantisch gelegen in einem wunderschönen Park. Ruhig und schattig, eine Wohltat bei der inzwischen wieder vorherrschenden Gluthitze der Mittagszeit.
Gegen 16:00 Uhr erreichen wir dann den anvisierten Platz. Dieser traumhaft gelegene Terrassenplatz ist seit unserem ersten Besuch vor 17 Jahren unser absoluter all time Favorit. Schon alleine die atemberaubende Landschaft in welcher der Platz liegt, ist eine Reise wert. Der Camping selbst ist außerordentlich gepflegt, die Stellplätze sind riesig und die Sanitäranlagen inzwischen auch weit über dem Landesdurchschnitt. Auch der Il Collagccio verfügt über ein traumhaftes, gepflegtes Schwimmbad mit allem Service – der Bademeister trägt einem die vorhandenen Liegestühle an jeden gewünschten Platz der Liegewiese – und einem grandiosen Blick auf die umliegenden Berge.
Das absolute Highlight auf dem Il Collaccio aber ist das Platzrestaurant. Wir sind ja – vor Allem aus heimisch – deutschen Gefilden – was Gaststätten auf Campingplätzen anbelangt keineswegs verwöhnt und alle möglichen Grausamkeiten gewohnt. Hier jedoch schlägt das Pendel in die andere Richtung aus. Außergewöhnlich gute, ja fast schon Gourmetküche, ausschließlich aus eigenen Produkten einschließlich schwarzer Trüffel, eigenen Schinken- und Salamiprodukten sowie fangfrischen Forellen aus den Teichen im Tal werden im Restaurant „Il porcello felice“, also dem fröhlichen Ferkel, zu Preisen angeboten, die geradezu unglaublich sind. Nur ein Beispiel: Hausgemachte Tagliatelle mit schwarzem Trüffel zu gerade mal 10 €. Das bezahle ich zu Hause bei einem guten Italiener für die Nudeln. Die Trüffel kämen dann noch mit 20 € dazu. Oder: ein Espresso an der Bar: 0,90 €. Und auch der Stellplatz ist mit 16 € (ACSI/ADAC) sehr günstig.
Einige Spaziergänge mit den beiden „Nachbarhunden“, ausgiebige Schwimmbadbesuche und ansonsten „Erholung vom Urlaub“ sind in diesen 3 Tagen angesagt. Wir wollen ja unserer Arbeitnehmerpflicht – Widererlangung der Arbeitskraft – nachkommen.
Wie immer fällt der Abschied von diesem Traumplatz schwer. Nur die Aussicht auf das wunderschöne Norcia und die einmalige Piano Grande auf der wir kommende Nacht frei stehen wollen, lassen uns fröhlich Abschied nehmen. Zurück kommen wir sicher wieder einmal.
Norcia, Castelluccio, 1. Juli 2014 | Die uralte Römerstadt Nursia – oder eben heute Norcia – ist für uns jedes Mal, wenn wir Umbrien besuchen Pflicht. Klein, überschaubar mit einer sehr schönen Fußgängerzone und heimeligen Plätzen strahlt das ganze Dörfchen eine Ruhe und Entspanntheit aus, die einfach nur gut tut. Entlang der Promenade reiht sich eine Norcineria – das sind die heimischen Wurstmacher – an die andere. Und was es da nicht alles zu kosten und kaufen gibt: verschiedenste Salamiarten aus allen nur möglichen Tieren, also zum Beispiel Haus- oder Wildschwein, aber auch Hirsch und Reh, nicht zu vergessen die Esel. Frage bitte niemand, welche am besten schmeckt, diese Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen.
Ebenso bei den monumentalen Schinken, die in jedem Laden von der Decke hängen. Auch hier fällt die Entscheidung zwischen domestiziertem und wild lebendem Getier alles andere als leicht. Probieren sollte man sie aber unbedingt alle.
Ebenso wie die diversen Sorten Peccorino, dem würzigen Schafskäse in diversen Reifegraden von Frischkäse bis steinhart – wer den einmal über seine Spaghetti gerieben hat, der fragt sich, warum er jahrelang Parmesan genommen hat.
Komplettiert wird das lukullische Angebot durch die Fülle von verschiedenen Produkten aus und mit den schwarzen Trüffeln die in den umbrischen Wäldern offenbar nahezu unerschöpflich ausgegraben werden. Etwas preiswerter kommt man mit den kleinen, aber köstlichen Linsen aus dem Hochland der Piano Grande weg. Garantiert biologisch und völlig ungespritzt, ebenso wie die getrockneten Pilze, die Gerste und die Bohnenmischungen für Suppen und Gemüse. Schlemmerparadies!
Von dieser „leckeren“ Stadt schraubt sich die Straße auf bis 1.700 Meter hoch auf die Piano Grande. Eine – normalerweise – recht leicht zu fahrende, gut ausgebaute Passstraße. Das war wohl meiner Frau Navi zu langweilig. Sie führte uns die ersten 10 Kilometer auf steilen, nahezu unfahrbaren, schmalen und mit Schlaglöchern perforierten Eselswegen, geschottert und versehen mit engen Spitzkehren – wohl den kürzesten Weg – bis auf halbe Höhe des Passes wo wir, schwitzend und tief aufatmend, endlich wieder auf Asphalt stießen. An dieser Stelle sei, kurz aber tief empfunden, ein hohes Loblied auf die leicht antike Motoren- und Fahrzeugbaukunst der Italiener gesungen. Unser 25 Jahre alter Fiat Ducato, ausgestattet mit dem 75 PS „starken“ Saugdiesel, belastet durch den damals noch stabilen und massiven Hobby – Aufbau mit schwerem Holzmobiliar, zog, manchmal wegen des miserablen Untergrundes mit leichten Traktionsproblemen, ohne Murren und Klagen diese steile Passage hoch. Deshalb bedeutet die Abkürzung F I A T entgegen allen anderen Deutungen für mich nach wie vor: „Fahr Ich Aber Trotzdem“.
Obwohl wir die Piano Grande nun schon mehrmals besucht haben, ist es jedes Mal so, dass wir nach der letzten Kurve, wenn der Blick auf diese unwirkliche Hochebene, umgeben von den Monti Sibillini, frei wird, atemlos diese Schönheit betrachten, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Eine Explosion von Farben – gelb, rot, grün, lila – umgeben von Bergen auf denen auch jetzt im Juli noch der Schnee liegt – man kann es nicht beschreiben, man muss es gesehen haben.
Campingplätze gibt es hier oben nicht – wohl aber genügend Platz zum Campen. Wir hatten uns dieses Mal den Parkplatz des Ristorante „Baita“ am Skilift ausgesucht. Beides – Skilift und Restaurant - natürlich geschlossen. Der riesige Parkplatz, stellenweise fast eben und durchgehend geteert, jedoch offen, frei und völlig leer. Ausstattung: Null. Kein Strom, keine Ver- oder Entsorgung, keine Toilette oder gar Dusche, aber dennoch: Der bisher schönste Platz unserer bisherigen Tour. Es überkommt einem in solchen Momenten ein tiefes Mitleid mit all den bedauernswerten Pauschal – Touris in ihren viersterneallinclusivetouristenghettosmitanimationsgedöhnsohnekontaktzulandundleuten. Was sind wir doch glücklich, Camper zu sein!
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