Algund, 6. – 10. Juli 2014 | So sind wir also wieder da angelangt, wo unsere diesjährige Urlaubstour begonnen hatte, im lieblichen Vinschgau, in Algund vor den Toren Merans. Da wir beabsichtigen, länger zu bleiben, haben wir unseren „Stamm“platz am Friedhof gegen den Camping „Via Claudia Augusta“, benannt nach der alten Römerstraße die heute eher unter Bezeichnungen wie Fernpass oder Reschenpass bekannt ist, getauscht. Den Platz hatten wir uns schon bei früheren Kurzaufenthalten angeschaut und für empfehlenswert erachtet. Und dieses Urteil deckt sich nicht nur mit unseren neuesten Erfahrungen, sondern auch mit den Bewertungen der Mitglieder von „camperinfo“ die diesen Platz unter die 100 besten in Europa gewählt haben. Nicht zu groß aber mit angenehm großen Parzellen, Strom und Wasser an jedem Stellplatz, vorbildliche Entsorgung und moderne, stylische, blitzsaubere Sanitäreinrichtungen mit riesigen Duschkabinen. Der gesamte Platz liegt sehr ruhig zwischen Obst- und Weingärten, in seiner Mitte ein kleiner Fischteich aus dem sich – wer das denn will – jeder sein Abendessen angeln kann. In direkter Nachbarschaft ist das Algunder Freibad zu finden, der Eintritt – normalerweise 5,50 € - ist für Platzbenutzer frei.
Die Premiere einer Neuerung auf diesem sympathischen Platz durften wir live erleben. Neben der Rezeption fiel uns schon beim Einchecken ein Ehrfurcht gebietendes Dampflokomotiven ähnliches Monstrum von einem Smokergrill auf. Dieser wird einmal die Woche – in der Regel montags – befeuert und mit allen möglichen fleischlichen Hochgenüssen beladen. In unserem Fall waren es Spareribs, Schweinenackensteaks und ein veritables Riesenstück zartes Roastbeef. Dieser Luxusgrillteller wurde dann mit hervorragendem Kartoffelsalat – und wenn ich als Schwabe das sage, dann ist das auch so – für läppische 8.-- € an die Gäste „verfüttert“. Zart, saftig, rauchig – einfach köstlich. Dazu noch den selbst angebauten und gekelterten Wein des Platzbetreibers – ich empfehle den gehaltvollen Lagrein, der mir derart schmeckte, dass ich die anderen gar nicht probiert habe – und der Tag wird zum Fest.
Selbstverständlich wird am ersten vollen Tag, den wir in Algund verbringen zuerst der für mich schönste Wanderweg den ich kenne unter die Bergstiefel genommen. Der Marlinger Waalweg. Hochalpinisten mögen jetzt mitleidig lächeln. Gerne, sollen sie. Natürlich ist dieser Weg für einen Kletterer nicht mal ein Spaziergang. Für ein älteres Semester wie mich jedoch ist es der pure Genuss, dem Verlauf der Waale – also der Bewässerungsgräben – bergab mit leichtem Gefälle ohne größere Anstrengung durch Wälder, Wiesen, Obstgärten und Weinberge zu folgen.
Geht man den gesamten Weg von Töll bis nach Lana und scheut auch die eine oder andere Jausenstation, die immer wieder am Wege lockt nicht, dann sind ganz schnell vier Stunden herum. Und an den oben genannten Jausenstationen sollte man auf gar keinen Fall vorbeigehen, bieten sie doch alles, was die Tiroler Küchen und Keller zu bieten haben. Seien es die Marendenbrettl mit Speck, Käse und den herrlichen Vintschgerln – Vollkornbrötchen mit deftigen Gewürzen, alle Variationen von Knödeln – mit Speck, Käse oder Spinat – wunderbare hausgemachte Kuchen oder die allseits bekannten Südtiroler Mehlspeisen wie Kaiserschmarrn oder verführerische Marillenknödel mit Zimtbröseln und zerlassener Butter. Gelegenheit die Kalorien wieder los zu werden gibt es ja auch genügend. Eine attraktive Variante ist auch der Tappeiner Weg, den man von Algund aus bis Meran gehen kann, eine wunderschöne Promenade oberhalb des Etschtals die immer wieder Ausblicke über das Tal hinweg bis zu den Dolomiten bietet. Aber Achtung: Jausenstationen gibt es da auch.
Algund, Donzdorf, 11. Juli 2014 | Nicht ohne Bedauern und Wehmut starten wir zu letzten Mal unseren treuen, alten Fiat Ducato. Er hat seinem Namen (Goldstück) in diesem Urlaub wieder alle Ehre gemacht und sich noch mal ein Stückchen tiefer in unsere Herzen gefahren. Ohne Murren und Zicken hat er uns die 2.800 km durch sengende Hitze, durch Regen und Hagel, über Autobahnen, Landstraßen, Alpenpässe und haarsträubende Feldwege getragen. Zuverlässig, genügsam und komfortabel. Natürlich ist dieses ein Viertel Jahrhundert alte Fahrzeug nicht mit modernen Reisemobilen vergleichbar. Aber es hat etwas, was uns sonst keiner bieten kann: Charakter, Charme und eine Fülle von Erinnerungen an unzählige Erlebnisse, die wir ohne ihn nicht gehabt hätten.
Die Heimfahrt über den Reschen- und Fernpass verläuft störungsfrei, wir verabschieden uns am Fuß des Reschen von unseren lieben Freunden Elke und Stefan sowie von den Hunden Akino und Sammy, da ihr Weg über die Schweiz und das Rheintal führt. Die Vier waren wieder einmal – wie gewohnt – äußerst angenehme Reisebegleiter. Wir freuen uns heute schon auf die nächste gemeinsame Tour. Wohin auch immer, denn mit der richtigen Einstellung und der richtigen Gesellschaft ist es überall schön.
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