L´Aquila, 2. Juli 2014 | Unser Freund Stefan, der uns mit seiner lieben Frau Elke und den beiden Hunden Akino und Sammy begleitet, spricht schon die ganze Reise über sehnsüchtig von den Abruzzen. Na, denn, wenn wir schon hier sind, soll er seinen Willen haben. Die paar Kilometer packen wir auch noch. Vor Allem, da uns Promobil eine größere Auswahl an Stellplätzen in L´Aquila und Umgebung signalisiert. Darunter einen etwas außerhalb gelegenen mit allem Pi Pa Po.
Also den wunderschönen Platz verlassen und ab in die Abruzzen. Durch wild romantische Täler geht die Fahrt problemlos zur, in der Vergangenheit von schweren Erdbeben heimgesuchten, Hauptstadt dieser Region. Wir hatten in unser Navi die Straßenadresse des angeblichen Luxus – Stellplatzes eingegeben, Elke in ihres die Koordinaten. Nachdem wir nun schon einige Zeit hinter dem Carthago unserer Freunde entlanggezuckelt waren, ließen wir es dabei bewenden, auch als unsere Navigatorin leicht protestierte und einen anderen Kurs haben wollte. Erst nachdem Stefan sein Mobil in einer ruhigen Wohnstraße mit lauter Einfamilienhäusern angehalten hatte und meinte: „Ziel erreicht“, verständigten wir uns darauf, es mit unserer Route zu versuchen. Doch auch da hatten wir wenig Glück. Alles, nur kein Stellplatz.
Also dann, ab und einen der zwei anderen – diesmal direkt in der Stadt – angefahren. Der erste der Beiden – schlicht eine Katastrophe! Ein Asphaltstreifen an einer Durchgangsstraße, direkt neben dem Krankenhaus. Eng, voll, laut, heiß, miefig – völlig unattraktiv.
Weiter zum nächsten. Der hat uns schon besser gefallen. Etwas abseits der Hauptstraße in der Via XXIV Maggio neben dem Clubhaus des örtlichen Camperclubs. Schattige Schotterflächen, immer wieder durch kleine Rasenstücke unterbrochen, Ver- und Entsorgung auch für Chemietoilette und am Abend nicht nur beleuchtet, sondern – nachdem die umliegend werkelnden Bauarbeiter ihre Tätigkeit eingestellt hatten – auch angenehm ruhig. Grills ausgepackt, Fleisch und Würste drauf, einen leckeren, frischen Salat dazu und die Weinschläuche ihres Inhalts beraubt. Das Ganze unter dem Schatten der vorhandenen Bäume auf dem Rasen genossen. Sehr schön.
Wenn sich jetzt noch die heimischen Autofahrer an die Haltverbote halten würden, dann könnten noch mehr Wohnmobilisten in den Genuss dieses schön angelegten Platzes – zu allem Überfluss kostenlos – kommen. So allerdings ist es schon schwierig, an den parkenden Autos vorbei in die Buchten zu kommen.
Tortoreto, 3./4. Juli 2014 | Vom Hocker gerissen haben uns die Abruzzen nun nicht gerade. Auch unseren Stefan, der doch unbedingt hin wollte nicht. Und irgendwie kam doch so langsam die Sehnsucht nach dem Meer in uns allen – außer Ruth vielleicht, die als gestandene Hanseatin kein so großer Mittelmeerfan ist – hoch. So lautete denn die Parole des Tages: Abfahrt und auf dem nächsten Weg zur Adria. Dieser „nächste Weg“ erwies sich denn auch als das schönste, was uns die Region Abruzzen zu bieten hatte. Auf gut ausgebauten – teilweise mautpflichtigen – Autobahnen am Gran Sasso, dem höchsten Berg der Abruzzen, vorbei durch zunehmend weicher und milder werdende Landschaften geradewegs nach Tortoreto.
Auf dem dortigen sehr schönen, einfach aber funktionell und komplett ausgestatteten Stellplatz richten wir uns gleich mal für 2 Tage ein. Strandnah gelegen erliegen Elke und ich natürlich den „Sirenengesängen“ der badewannenwarmen (bestimmt 28° C) Adria. Allerdings ist sie nicht nur warm, sondern auch flach wie eine Pfütze nach einem kurzen Sommerregen. Schwimmen ist erst nach einem längeren Fußmarsch mit Wasserhöhen bis etwas über die Knöchel möglich. Beruhigend für Familien mit kleinen Kindern, für Nichtschwimmer und Wasserscheue. Für unsereinen eher lästig.
Die eine oder andere Radtour auf den sehr gut ausgebauten Radwegen der Küste entlang – man fährt, auf der einen Seite das Meer auf der anderen ein Campingplatz nach dem anderen, ungestört von Autos leichtfüßig eben weg. Dabei stellen wir fest, dass sich die reinen Campingplätze in dieser Gegend mehr und mehr zu Feriendörfern entwickeln. Die Mobilehomes, Bungalows und Mietzelte nehmen überhand, Bars, Läden, Gaststätten und Animation sowie Pools und andere „Freizeiteinrichtungen“ wuchern regelrecht. Da findet ein Wandel statt, von dem ich noch nicht so recht weiß, was ich davon halten soll. Aber diesen Trend beobachten wir ja auch bei den Stellplätzen. Früher war man froh, ein Plätzchen zu finden, an dem man unbehelligt von Ordnungshütern stehen konnte und heute werden Großteils Leistungen wie auf Campingplätzen erwartet. „The times they are a´changing“ wie Bob Dylan schon seit Jahrzehnten singt.
Für uns wird es so langsam Zeit, dass wir uns Gedanken über die restliche Urlaubszeit und wie wir sie verbringen wollen machen. Der Trubel an der Badewanne Europas liegt uns allen eher nicht. Stell- und Campingplätze sind voll – Italien hat schließlich schon Urlaub – und nur faulenzen und im lauwarmen Wasser plantschen ist uns denn doch auf die Dauer nicht genug. Beim gemeinsamen Abendmahl, begleitet von bestem heimischem Rotwein, beschließen wir, für die letzten Tage noch das gesegnete Südtirol mit unserer Anwesenheit zu beglücken. Für eine Tagesetappe scheint es uns allerdings zu weit zu sein, also peilen wir mal Igea Marina als Zwischenstation an, da uns der Stellplatzführer dort eine größere Anzahl Stellplätze verspricht.
Gatteo Mare, 5./6. Juli 2014 | War wohl nix! Nach 3 Stunden Autobahn rollen wir in Igea Marina ein und versuchen einen der angeblich an die 250 Stellplätze zu ergattern. Erfolglos! Alle übervoll. Und selbst wenn sich noch ein Eckchen gefunden hätte: Lieber auf einem Supermarktparkplatz als auf diesen engen, staubigen, bis zum letzten Quadratzentimeter ausgepressten Abstellflächen stehen. Einer wie der andere – völlig unattraktiv.
Ich erinnere mich an den Campingplatz im Nachbarort, den Camping delle Rose in Gatteo Mare, einem kleinen Badeort den ich noch aus Nicht-Camper-Zeiten kenne. Wir verbrachten viele Urlaube mit der ganzen Großfamilie dort und haben uns immer wohl gefühlt in dem kleinen, familiären Hotel welches wir damals fast schon als zweite Heimat angesehen haben.
Natürlich kamen wir genau zur Mittagsruhe auf dem Platz an. Wie könnte es auch anders sein. Also warten wir erst mal ab, bis wir einfahren dürfen. Frei wäre schon noch etwas, hat man uns gesagt. Und dem war dann auch so. Unter schattigen Bäumen finden unsere zwei Mobile Tür an Tür Platz, die Markisen stoßen nicht aneinander – also ist die Fläche auch groß genug und sowohl zu den sehr schönen, gepflegten Sanitärräumen als auch zur Platzgaststätte sind es nur wenige Schritte. Was sich als sehr angenehm erweist, wollen wir doch mal wieder die Küche und den Grill kalt lassen und die örtliche Gastronomie unterstützen. Und der Entschluss war richtig. Wieder einmal beweist es sich, dass man auf italienischen Campingplätzen in der Regel besser isst, als in manchem recht teueren Restaurant zu Hause.
Ruth machte sich mit Heißhunger über eine – es waren dann jedoch 2 kleine – Dorade her, die jedem Fischlokal in Deutschland zur Ehre gereicht hätte. Ich wollte eigentlich als erstes die Nudelspezialität „Strozzapreti“ – auf Deutsch so was Ähnliches wie „der Stolz des Pfarrers“ oder so –, und anschließend die Mutter aller Schnitzel, ein Costoletti alla Milanese bestellen. Davon riet mir jedoch die freundliche Bedienung dringend ab. Ihre Portionen seien so bemessen, dass mir das bestimmt zu viel sei. Wo gibt´s denn so was! Eine Bedienung rät dem Gast, weniger zu bestellen. Schnell schickte sie deshalb die Bemerkung nach, ich könne ja, wenn ich nach den Nudeln noch Appetit hätte, das Costolette nachbestellen, das wäre dann ganz schnell fertig. Ich aß die Nudeln – und bestellte kein „Milanese“ mehr, es wäre weit über dem möglichen Fassungsvermögen meines nicht gerade kleinen Magens gewesen. So sollte Service in der Gastronomie eigentlich immer sein. Ehrlichkeit und Orientierung am Gast zahlt sich auf Dauer aus.
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