Weiter geht’s zur Krim. Es dämmert langsam und für uns wird es Zeit für einen Übernachtungsplatz. Wir landen in Armyansk, der nördlichsten Stadt auf der Krim mit ca. 25.000 Einwohnern.
Es ist Samstagabend und wir finden am Ortseingang einen größeren Platz. Er ist umrundet mit einer Tankstelle, Disco, Supermarkt usw. und liegt direkt an der Hauptstraße. Erste beschwipste Jugendliche laufen vorbei und es ist sehr laut. Das passt uns beiden nicht. Wir landen in einer Seitenstraße vor einem Hotel. Der Wachmann lässt uns nicht in den Hof („Anweisung vom Chef“ sagt er), aber wir können ruhig dicht an der Mauer bleiben, dann hat er uns in der Videoüberwachung. Wir bleiben und wir haben eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen geht es weiter nach Simferopol, der Hauptstadt der autonomen Krimrepublik innerhalb der Ukraine. Die Krim war schon immer ein Zankapfel zwischen Russland und der Ukraine. 1954 wurde sie von Nikita Chruschtschow an die Ukraine übergeben. Anlass war ein 300 Jahre alter Treueid.
Auf der Krim fährt von Simferopol über Alushta nach Jalta mit 86 km die längste Trolleybuslinie der Welt. Über das Krimgebirge konnte keine Bahnlinie gebaut werden.
Die Krimberge kommen in Sicht. Das krimgebirge ist bis zu 1550m hoch. Wir erklimmen den Angarskyi- Pass (752 m), um dann bergab nach Alushta, einen neben Jalta bekanntesten Bade- und Erholungsort auf der Krim zu fahren. In Alushta haben wir das Schwarze Meer erreicht.
Am Stellplatz angekommen, war da eine Schranke. Der Wärter wollte uns nicht reinlassen. Diskussion…. auf einmal waren wir drin. Wie das ging, das wollte ich nicht wissen, ein Scheinchen? Ich habe es nicht erfahren und auch nicht nachgefragt. In solchen Fällen hat sich Valerij bestens darum gekümmert. Ein Vorteil, wenn man die Landessprache spricht.
Schön und sauber war es da nicht, aber was soll’s, wir blieben ja nur zwei Nächte. Zwei Vorteile hatten wir trotzdem. Zum einen: ein Ukrainer, der etwas deutsch sprach, bot uns Hilfe an. Wenn etwas sei, sollten wir an seinen Strandkiosk klopfen, er schläft hier. Zum anderen: zu den Müllcontainern und den vielen blauen Säcken haben wir von unserer Eingangstür nur fünf Meter.
Wir fahren wieder weiter. Die Straße führt auf halber Berghöhe nach Jalta. Toll die Aussicht, rechts die Berge, links das Meer. Die Straße ist o.k. Einmal haben wir auf der Strecke in einer Parkbucht gehalten, um wegen der Hitze (über 42 Grad) etwas in den Schatten zu fahren. Auf der Straße kocht und schmilzt der Teerbelag. Plötzlich waren zwei Uniformierte da und verjagten uns. Kein Halteverbot, nichts. Es ist halt so in der Ukraine, wir haben es nicht verstanden. Vielleicht ist es auch wegen der Pipeline, die überirdisch am Straßenrand verlegt ist.
„Das Schwalbennest und der Liwadija-Palast seien in Jalta mit dem Hobby schwer zu erreichen“ lässt Valerij uns übersetzen. Ob wir mit dem Taxi wollen? Nein, eigentlich bei der Hitze nicht. Von unserem Standpunkt an der höheren Straße sehen wir, wie schön Jalta liegt. Das reicht uns und wir fahren über die gut ausgebaute Krim- Küstenstraße weiter. Durch ein Viadukt geht es langsam bergabwärts und wir nähern uns Sewastopol, dem Heimathafen der Schwarzmeer-Flotte.
Ich hatte vor unserer Reise fünf Hauptziele in der Ukraine: Lemberg, Kiew, Jalta, Odessa und die Schwarzmeer- Flotte.
Auf der Suche nach dem Campingplatz kommen wir an einigen kleinen Neubauten vorbei. Sewastopol hat viel Geld. Warum, später mehr. Dann der Hammer. Wir finden versteckt den Campingplatz, das Tor ist verschlossen. Wir läuten und fragen nach: ja, wir können rein fahren und „campen“, wenn wir gleichzeitig Zimmer mieten? Warum ist dann da ein Campingplatz- Schild? Wir erfahren es nicht. Valerij kocht, ruft einen Kumpel an, der wieder andere…. es dauert. Gleich nebenan ist eine Kneipe. „Komm Valerij, wir gehen essen. Das Handy läutet auch dort.“ Wenigstens ist das Essen gut und wie immer für unsere Verhältnisse billig. Es klingelt, ein Campingfreund von Valerij weiß hier noch einen versteckten Platz. Wir fahren weiter und suchen. Der Platz ist wirklich versteckt, aber wir finden ihn. Der Campingplatz ist ringsum eingezäunt und bewacht. Ich beobachte so, was der Posten auf dem Wachturm treibt. Es ist eine absolut ruhige Nacht. Ich überlege auch kurz, wo wir hier eigentlich auf dem Globus sind. Fast habe ich die geographische Lage von Jalta oder Sewastopol erraten. Wer annimmt, die Orte würden weit südlich liegen, der irrt. Derselbe Breitengrad verläuft etwa in der Höhe von Genua, der Längengrad ist allerdings 230 Kilometer von uns aus gesehen vor Moskau.
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