In Odessa steuern wir sogleich den Campingplatz an. Die Zufahrt führt über sagenhaft holprige Straßenbahnschienen hinter ein Autohaus. Eigentlich hätte man zum Überqueren eine kleine Rampe gebraucht. Wir müssen um einige Ecken und stehen auf einem Parkplatz. Er ist nicht groß, aber gleichzeitig Abstellplatz für einige riesige, schäbige Müllcontainer und massenhaft blaue Beutel. Valerij verschwindet in einem kleinen Tor und alle anderen warten in der Hitze. Er kommt wieder, erklärt dass wir hier stehen bleiben können und es soll für uns alle 400 Hrywnja pro Tag kosten. An das Meer müssen wir durch das Tor über den überfüllten Campingplatz. Und das Zelt für die Kinder? Habt Ihr schon mal Heringe in einen Betonboden geschlagen? Ich nicht. Wir flüchten wieder über die Straßenbahnschienen und fahren nach außerhalb.
Außerhalb von Odessa kommen wir an die Küste und sehen einen Strandplatz mit Zelten und sogar zwei Wohnwagen. Wie in der Ukraine üblich, kennt Valerij einen Besitzer davon. Wir halten an und fragen nach. Der Platz ist halb leer und doch voll. Der Grund dafür ist ein internationales Bikertreffen am nächsten Tag und dafür braucht er jeden Platz. Er rät Valerij 500 Meter weiter zu fahren. Da wäre eine provisorische Einfahrt, sie gehört auch zu diesem Platz. Wir sehen aber nur Leitplanken. Valerij recherchiert und trifft einen Wächter. Ja, sagt der, ihr könnt gleich rein. Wo rein, durch die Leitplanke?
Der Wächter verschwindet und kommt mit einer Ratsche zurück. Kurzerhand schraubt er die Leitplanke ab. Weil sie nur an zwei Schrauben hängt, ist es kein Problem. In gefährlicher Schräglage können wir einfahren. Kaum sind wir drin, befestigt er die Leitplanke mit seinem Kumpel wieder; uns soll es egal sein. Bei unserer Abreise soll der Haupteingang vorne wieder offen sein. Wir finden einen angenehmen Platz. Der Preis hier am Strand beträgt für 10 Personen, 2 Hobby 600 und ein großes Zelt 160 Hrywnja; keine 400 wie an den Containern in Odessa. Von vier Badetagen gibt es nicht viel zu berichten: Nastya entdeckt ein Ungeheuer. Valerij bekommt Besuch von Verwandten aus Mykolaiv. Immer und überall gibt es zur Begrüßung Wodka und es wird gegrillt; es gibt Schaschlik. Ein Gewittersturm zieht auf. Der blies so heftig, dass ein Klo- Häuschen platt war. Schade war es auf keinen Fall. Zum Glück war keiner drin.
Einmal ging Valerij auf Fototour und machte interessante Schnappschüsse. Es lohnt sich, die zu betrachten. Auch sollt Ihr ein paar Bilder vom Bikertreffen sehen.
Natürlich wollten die Kinder mit der Mutter einmal nach Odessa. Ich gab ihnen 200 Hrywnja mit. Sie fuhren zu sechst mit dem Bus, kauften Eis und Getränke, Andenken und brachten noch Lebensmittel mit. Alles für 200. Auch meine Frau und ich wollen mit Swetlana Odessa besuchen. Uliana und Valerij kennen die Stadt schon. Sightseeing mit dem Taxi ist viel zu teuer. Odessa sei sowieso neben Kiew mit die teuerste Stadt der Ukraine. Auch hier hat unser vorsorglicher Valerij eine Lösung. Er ruft einen Campingfreund an, der hat keine Zeit. Aber der Campingfreund ruft wieder einen Bekannten an, der hat Zeit. So kommen wir für 200 Hrywnja drei Stunden nach Odessa. Hier ist das Ergebnis:
Jeden Abend kommt der Kassier des Platzes und holt seine 160 Hrywnja ab. Immer wieder bestaunt er Valerijs und mein Auto aufs Neue. Auch mein deutsches Nummernschild lässt ihm keine Ruhe. Er kennt zwar die Schilder; aber die damit hierher kommen, sind alles Ukrainer, die in Deutschland leben und arbeiten. Aber ein richtiger Deutscher war noch nie hier. Er hält mich für einen Exoten.
Betrübt bauen die Kinder das Zelt ab, aber wir müssen heim. Der Termin mit Nil und dem Besuch des Waisenhauses in Rivne bei Kirowograd steht an. Meine Frau graut es schon wieder vor der schlechten Straße zwischen Mykolaiv und Kirowograd. Ich tröste sie mit der guten bis Mykolaiv.
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