3 Inserate studieren
Ich beobachte den Markt seit mehreren Jahren intensiv. Die Fahrzeuge werden oft auf mehreren Online-Portalen (ebay, mobile.de oder ebay-Kleinanzeigen) gleichzeitig eingestellt. Aus diesem Grunde sollte der Kaufinteressent zunächst alle in Frage kommenden Inserate raussuchen, vergleichen und die Texte zusammenstellen und auf sich eventuell widersprechende Angaben achten.
Besonders hellhörig werde ich immer dann, wenn im Anzeigetext das Wort „Kultmobil“ auftaucht. Oft wird auch mit einem Hinweis auf diese Webseite geworben. So soll Kompetenz vorgetäuscht werden. Letztendlich will der Verkäufer nur den Preis treiben.
Mitglieder dieser Webseite haben solche Spielchen nicht nötig. Sie können ihr Fahrzeug hier kostenlos anbieten und verzichten oft auf Inserate in anderen Portalen.
Soll man von Privat oder von einem Händler kaufen? Natürlich muss jeder diese Frage für sich selber entscheiden. Ich persönlich würde Fahrzeuge dieses Alters auf keinen Fall bei einem Händler kaufen, da er eine Garantie bzw. Sachmängelhaftung auf jeden Fall ausschließen wird. Er schreibt dann etwas von „Bastlerfahrzeug“, „im Kundenauftrag“ oder „nur für den Export“ und dann kann man besser gleich beim Privatmann kaufen. Dieser kann wenigsten aus erster Hand etwas zur Historie des Fahrzeugs berichten.
3.1 Fotos
Auf den Fotos in einem Inserat erkennt das geübte Auge Hinweise auf Ausstattung und Pflegezustand des Fahrzeugs. Die Fotos sollen das Fahrzeug auf jeden Fall von allen Seiten zeigen. Fehlt eine Ansicht, sollte man skeptisch werden. Bei der Gelegenheit bitte auch auf den Hintergrund achten. Falls ein Foto das Fahrzeug mit einem überdachten Stellplatz vor einem Einfamilienhaus zeigt, wäre es schon mal positiv. Das Gegenteil wäre, wenn eine Werkstatt mit anderen Fahrzeugen im Hintergrund zu sehen ist und der Verkäufer angibt Privatmann zu sein.
Sind bei mobile.de 10 oder mehr Fotos (8 sind frei) eingestellt, kann man trotz angeklicktem Privatverkäufer, davon ausgehen, das es sich um einen getarnten Händler handelt.
Die Fotos auf jeden Fall genau studieren. Oft sind nachträgliche Bildbearbeitungen erkennbar, z.B. wenn eine normalerweise weiße Fläche leicht gelb oder braun dargestellt wird. Dann kann eine Tonwertkorrektur vorliegen und der Lack ist möglicherweise schon etwas verblasst und wurde so kräftiger dargestellt.
Man sollte auch auf einen genauen Verlauf der Konturen achten. Oft werden Schadstellen mit einem Stempelwerkzeug weg retuschiert.
Bei Interesse an dem Fahrzeug mit dem Verkäufer auf jeden Fall Kontakt aufnehmen (siehe Punkt 4) und ihn bitten, die Bilder in Originalgröße per E-Mail zu senden.
Eine Geschichte noch am Rande, damit man sieht, was alles möglich ist. So habe ich vor längerer Zeit einmal ein Foto von unserem Hobby 600 in einer Verkaufsanzeige bei ebay gesehen. Ich will damit sagen, dass es durchaus Händler gibt, die einfach Bilder von wildfremden Fahrzeugen für ihre Inserate benutzen. Spätestens bei der Besichtigung fällt das auf. Aber Schade um die Zeit und die Kosten …
3.2 Texte
Bei den Texten der Inserate auf keinen Fall von Werbebomben wie „urlaubsfertig! Einsteigen und sofort losfahren“ leiten lassen. Je professioneller ein Inserat, desto professioneller ist der Verkäufer. Gute private Verkäufer tätigen schon mal etwas dümmliche und unbedarfte Äußerungen, die auf „keine Ahnung“ hindeuten. Begriffe wie „Campingaufgabe“, „aus Altersgründen“ oder „immer unter Dach gestanden“ weisen auf ältere Leute, die ihr Fahrzeug liebevoll gepflegt haben, hin.
Den Text jedenfalls genau studieren und gegebenenfalls hinterfragen, was damit gemeint sein könnte.
Hier ein paar Beispiele:
- „..er hat 55 kW, braucht läppische 8-10 l/100km. Und bringt das Womo auf ca. 125 km/h“ – Dies ist schlichtweg gelogen. Ein Hobby 600 mit 55 kW läuft max. 115 km/h und verbraucht nicht unter 10 l/100km.
- „…und die Außenhaut hat einen leichten Alufraß, der sich mit einfachen Mitteln beheben lässt“ – Die Beseitigung von Alufraß ist schon etwas aufwendiger, wie in diesem Bericht beschrieben. Wenn das so einfach wäre, warum hat der Verkäufer es nicht selber getan?
- „Dem Alter entsprechend hat es einige Schönheitsfehler und Roststellen am Fahrerhaus (bekanntes Problem beim Fiat Fahrerhaus).“ - … wenn das schon bekannt ist, dann sollte auch bekannt sein, dass das schnell eine größere Reparatur wird!
- „Das Wohnmobil ist voll Wintertauglich.“ – Wintercamping ist nur auf Campingplätzen möglich. Die Abwasserschläuche frieren ein.
- „…einen kleinen Wasserschaden gegeben, Ursache und Wirkung wurden beseitigt.“ – die Frage ist, wie klein der Wasserschaden war und wie gut er beseitigt wurde.
- „Allerdings hat der Zahn der Zeit an der Fahrertür genagt. Die Tür hat einen Rostschaden, der aber nur optisch ist und mit geringem Aufwand beseitigt werden kann“ – Warum hat der Verkäufer den ioptischen Schaden nicht mit geringem Aufwand beseitigt? Ich wette: Die Tür muss erneuert werden!
- „Da bei dem Alter schon bisschen Kantenrost war, ist natürlich reichlich Rostschutzgrund verarbeitet worden“ – Hier ist reichlich Teroson geschmiert worden. Der Kantenrost kommt bald wieder!
- „Kaum Abnutzungsspuren, außer der Dachfilz ist ein wenig abgegangen, aber minimal“ – Die Dachluke ist undicht; größerer Wasserschaden wahrscheinlich.
- „Kleine Rostflecken unter der Frontscheibe“ – Der Scheibenrahmen ist durchgerostet.
- „Das Fahrzeug sollte vor dem Bieten angeguckt und Probe gefahren werden!“ – Das ist der einigste Satz, der in jeder Beschreibung wichtig und richtig ist! Für den Anbieter ist er das Alibi; für den Käufer die Lebensversicherung.
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