5.5 Aufbau-Check
Alle bisher angesprochene Punkte gelten auch für den Kauf eines ganz „normalen“ Ducato, egal ob Kastenwagen oder Alkoven-Wohnmobil. Ein Teil der nun folgenden Hinweise ist mit Sicherheit auch für Wohnmobile anderer Hersteller anwendbar. Da dies aber ein Leitfaden für den Kauf eines Hobby 600 ist, werde ich nun auf die Besonderheiten dieses Fahrzeugs eingehen.
Dazu zunächst auch wieder eine Grafik mit den Schwachpunkten beim Aufbau. Um die folgenden Aussagen besser nachvollziehen, zu können empfehle ich das vorherige Studium der Zeichnung zum Aufbau des Hobby 600, die für registrierte Mitglieder zur Verfügung steht, und der einschlägigen Berichte zu Komplettrestaurationen.
5.5.1 Alufraß (Gürtelrose)
Fast jeder Hobby 600 leidet an Gürtelrose. Dabei handelt es sich um Alufraß an den Seitenwänden in Höhe und unterhalb des Fußbodens. Dieses Phänomen wird von Experten auf Feuchtigkeit in Verbindung mit elektrochemischen Prozessen zwischen Bodengruppe und Beplankung zurückgeführt. Oft werden diese Stellen mit Polyesterspachtel und einer dicken Schicht Steinschlagschutz verdeckt. Das reicht dann für die Verkaufsphase. Spätestens nach einem Jahr sind die Bläschen aber wieder da.
Bei meinem Fahrzeug habe ich seinerzeit eine grundlegenden Reparatur mit Teilerneuerung des Blechs durchgeführt.
TIP | Jede farbliche Umgestaltung und Aufkleber sehr genau untersuchen, denn hier können Schadstellen verdeckt sein!
5.5.2 Aufbaufenster
Eine der häufigsten Ursache für das Eindringen von Feuchtigkeit in die Seitenwände sind die Aufbaufenster. Mit der Zeit altert die verwendete Dichtmasse und Wasser dringt ein. Dann müssen die Aufbaufenster neu eingedichtet werden. Dies ist kein großer Akt. Entsprechende Bilder und Beschreibungen liegen vor.
Allerdings sparen sich einige „Experten“ den Ausbau der Fenster und schmieren die Fensterrahmen von außen mit Silikon zu. Das mag kurzzeitig helfen, aber unter den Umwelteinflüssen reißt das Material sehr schnell und das Wasser findet wieder seinen weg.
Findet man bei der Besichtigung solche Silikon- Abdichtungen, dann ist das Fahrzeug schon nicht für Anfänger geeignet. Hier muss der Fachmann von Innen ganz genau hinschauen.
Die Fensterscheiben des Hobby 600 bestehen aus Kunststoff und dieser hat die unangenehme Eigenschaft, dass er altert. Er wird spröde und bricht. Deshalb unbedingt alle Scheiben auf Risse kontrollieren. Einen Funktionstest werden wir nachher bei der Innenraum- Besichtigung durchführen.
5.5.3 Dach
Die Problematik mit dem Dichtmaterial der Fenster gilt natürlich auch für die drei serienmäßigen Dachhauben des Hobby 600. Während man die Fenster noch relativ leicht kontrollieren kann, muss man bei den Hauben schon auf das Dach. Dabei sollte man natürlich auch sofort einen Blick auf die anderen Durchbrüche für Heizungskamin, Antenne oder Dachreling werfen.
Das Dach selber besteht auf GFK (Glasfaser verstärkter Kunststoff). Damit ist es relativ unempfindlich. Hagelschlag kommt selten vor. Dafür sollte man aber auf Risse achten. Feine Haarrisse sind im Alter fast schon normal und lassen sich zupolieren. Teilweise treten aber auch Löcher auf, die dann mit Kunstharz vergossen werden müssen.
Zusätzliche Silikonnähte sind Anzeichen für frühere Wassereinbrüche. Dies gilt für die Dachhauben und natürlich auch für Anbauteile wie Dachreling und Heckleiter. Achtung: Vom Hobby-Wohnwagenwerk ist eine Belastung des Dachs von 50 kg angegeben!
Dann gilt es auch die Dachhauben von innen besonders unter die Lupe zu nehmen. Oft hat sich durch die Feuchtigkeit bereits der Klebstoff des Skai der Dachverkleidung gelöst. In solch einem Fall muss die Dachverbindung in den Schränken besonders kontrolliert werden, da das Wasser immer nach unten – in diesem Fall in die Seitenwände - läuft. Dazu aber später mehr.
Ein besonderes Augenmerk sollte nachträglich montiertem Zubehör gelten. Nicht immer sind die Solarpanele oder die SAT-Antenne fachgerecht montiert. Schaut Euch die Stellen der Leitungsdurchführungen von außen und – vor allem – von innen genau an.
5.5.4 Dachbefestigung
Fertigungsbedingt löst sich bei einigen Fahrzeugen der Baujahre 1987-88 die GFK-Dachschale von der darunter liegenden Holzkonstruktion. Hier hatte das Wohnwagenwerk zwischenzeitlich ein anderes Pressverfahren verwendet. Man erkennt solche Stellen durch Drücken auf das Dach. Ist das Dach lose, muss es neu verklebt werden.
Sehr oft kommt das Wasser aber auch durch die Abdeckleiste der Dachverbindung. Die Kunststoffdichtungen werden mit der Zeit spröde, sie werden hart und ziehen sich zusammen. Lücken in der Abdeckung werden dann sichtbar. Wasser läuft unter die Leiste und kriecht dann durch die Schraubenlöcher ins Holz.
Eine weitere Schwachstelle der Dachbefestigung ist der Bereich über der Windschutzscheibe. Bei vielen Fahrzeugen lässt sich das Dach hier mit der Hand anheben. Die Folge ist natürlich Bewegung und Wassereinbruch während der Fahrt.
5.5.5 Aufbautür
Das wohl am häufigsten benutze Teil des Aufbaus ist die Tür. Entsprechend ist hier der Verschleiß. Auf jeden Fall die Scharniere kontrollieren. Sie bestehen aus Alu-Druckguss und reißen schnell. Diese Haarrisse führen dann dazu, dass das Scharnier irgendwann abbricht. Ersatz gibt es zwar noch, aber ziemlich teuer.
Ein Verschleißteil der Tür sind die Dichtungen. Sie lassen sich relativ leicht auswechseln. Passiert das aber nicht, so drücken Fahrtwind und Feuchtigkeit durch den Spalt und es zieht ganz schön im Hobby 600.
Ein besonderes Augenmerk sollte dem unteren Teil der Aufbautür gelten. Hier sammelt sich alle Feuchtigkeit im Holz und führt zu Torfbildung. Dann ist eine Reparatur der Aufbautür erforderlich.
5.5.6 Blechablösungen
Bei Fahrzeugen der Baujahre 1992-93 ist das Außenblech zum Teil lose. Ursache dafür ist ein schlechtes Verkleben der Sandwichplatten bei der Fertigung. Davon sind beide Seitenwände betroffen. Meist tritt das Problem zwischen den beiden Fenstern auf. Bei starker Sonneneinstrahlung sieht man deutliche Beulen in den Seitenwänden. Da dieser Mangel nur mit sehr großem Aufwand durch Austausch des Außenblech der Seitenwand zu beheben ist, sollte durch Drücken auf das Blech der Seitenwände geprüft werde, ob es noch fest verklebt ist.
Da die Stabilität der Seitenwand in solch einem Fall beeinträchtigt ist, muss vom Kauf eines solchen Fahrzeuges – außer als Bastlerfahrzeug - abgeraten werden.
5.4.7 Seitenwand Holzleisten
In den Seitenwänden sind im unteren Bereich Holzleisten als Abschluss verbaut. Diese Leisten vermodern sehr häufig. Meist kann schon durch einen Handgriff unter die Seitenwand festgestellt werde, ob das Holz noch fest ist. Besser ist natürlich ein Blick unter das Fahrzeug. Dann sieht man auch sofort, in wie weit auch das Sperrholz schon angegriffen ist.
Ein Austausch dieser Leisten ist relativ einfach, …wenn nicht schon mehr in Mitleidenschaft gezogen ist.
5.5.8 Holzfußboden
In einem vorherigen Kapitel habe ich schon auf den Querträger (siehe Punkt 5.2.10) der Bodenverlängerung hingewiesen. Im hinteren Bereich des Hobby 600 ist der Holzboden von unten „ungeschützt“ dem Spritzwasser ausgesetzt. Das ist zunächst nicht schlimm, solange das Holz atmen kann. Einige Zeitgenossen haben es aber besonders gut gemeint und diesen Bereich mit Bitumen-Unterbodenschutz behandelt. Hier ist die Gefahr, dass der Boden fault sehr groß. Für die Prüfung reicht auch wieder ein Griff unter das Fahrzeug um festzustellen, ob das Holz noch fest ist.
5.5.9 Lackierung und Dekorstreifen
Die Lackierung mit den Dekorstreifen des Hobby 600 tragen viel zu seinem charakteristischem Erscheinungsbild bei. Natürlich kann man das Fahrzeug auch in einer anderen Farbe lackieren. Wichtig ist nur, dass es ordentlich gemacht ist. Ich kann nur von gerollten Fahrzeugen abraten. Man bekommt die Oberflächen nur mit sehr großem Aufwand wieder richtig glatt.
Oft sind die Dekorstreifen durch UV- Einflüsse blass und unansehnlich. Hier hilft dann nur ein Austausch der Dekorstreifen. Die Originalstreifen gibt es nicht mehr. Man muss sich selber was anfertigen. Das Entfernen der alten Folien ist übrigens eine ganz schöne Quälerei.
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