Update 2014: Zweifellos ist der Hobby 600 ein ganz besonderes Wohnmobil. Bei seinen Fans besitzt er Kultstatus und wird auf Grund seines speziellen Äußeren gerade von Wohnmobil-Anfängern gerne gekauft. Diese Tatsache machen sich einige Händler durchaus zu nutze. So habe ich schon des Öfteren auf bestimmte Verkaufspraktiken bei einen Hobby 600 hingewiesen.
Leider ist es aber nun mal so, dass der Hobby 600 ein begehrtes Liebhaberteil ist, dass ich nicht an jeder Ecke kaufen kann. So wird der größte Teil der Fahrzeuge über das Internet verkauft; oft ohne vorherige Besichtigung!
Ich habe die wichtigen Dinge zum Kauf eines Hobby 600 hier zusammengestellt. Dieser Beitrag ist für Kauf-Interessenten Pflichtlektüre!
1 Einleitung
Wer auch nur mit dem Gedanken spielt, sich einen Hobby 600 kaufen zu wollen, tut gut daran, sich zunächst einmal intensiv mit den Besonderheiten dieses Wohnmobils zu beschäftigen. Die Fahrzeuge haben nämlich schon ein gewisses Alter und damit auch ihre Altersproblemchen. Wenn man sie kennt, nichts Schlimmes. Wenn man sich aber von anderen Dingen blenden lässt, dann kann solch ein Fahrzeug schon mal zu einem „Überraschungs-Ei" oder „Fass ohne Boden" werden. Ich kenne genügend Beispiele!
Pflichtlektüre sind zunächst einmal die zahlreichen Medienberichte, die ich im der Rubrik Medien zusammengetragen habe. Darüber hinaus bietet diese Webseite eine Übersicht der damals gelieferten Fahrzeugausstattungen und Zubehörteil. Interessante Fahrzeuge unserer Mitglieder werden vorgestellt und es wird über mögliche Reparaturen berichtet. Stellvertretend nenne ich hier nur die Berichte über die Fahrzeuge von Waldemar oder ferdi2.
Spezielle Fragen unserer User können im Forum nachgelesen werden. Hier können Kaufinteressenten auch ohne vorherige Registrierung auf dieser Webseite ihre Fragen an die anderen User stellen.
1.1 Grundsätzliche Überlegungen
Leider ist es tatsächlich so, dass der Hobby 600 als Wohnmobil für gewisse Personenkreise nicht in Frage kommt. Einige mögliche Ursachen habe ich nachfolgend aufgelistet.
Da die Angaben in den Inseraten zum Teil Interpretationsmöglichkeiten lassen, möchte ich auf diese Punkte besonders hinweisen. Bei Unstimmigkeiten auf jeden Fall das Gespräch mit dem Verkäufer suchen und sich den Sachverhalt – möglichst schriftlich – bestätigen lassen
1.1.1 Umweltplakette
Hier gilt zunächst: Normalerweise bekommt man für den Hobby 600 keine Umweltplakette, egal ob Benziner oder Diesel. Das hängt damit zusammen, dass man früher bei Wohnmobilen keine Schadstoffklasse eingetragen hatte. Ab dem Typ 290 (ca. Bj. 07/90) konnte eine Schadstoffklasse nachgetragen werden. Das hatte bis zum Jahre 2010 steuerliche Vorteile, mehr nicht.
Sollte das Fahrzeug über eine Plakette verfügen, dann unbedingt die Papiere und das Gutachten zeigen lassen. Da die Gutachten auch nicht in allen Bundesländern gleichermaßen anerkannt werden, auf jeden Fall vor einem Kauf mit dem zuständigen Straßenverkehrsamt abklären, ob das Gutachten anerkannt wird.
1.1.2 Baujahr / H-Kennzeichen
Eine „einfache“ Möglichkeit, der Umweltplaketten-Problematik aus dem Weg zu gehen ist das H-Kennzeichen. Mit diesem Kennzeichen darf man auch Umweltzonen befahren. Ganz nebenbei reduziert sich die jährliche Kfz-Steuer auf 191 € (von sonst 460 €).
Voraussetzungen für die Erteilung: Das Fahrzeug muss vorwiegend zur „Pflege des Kfz-technischen Kulturgutes“ eingesetzt werden. Das Fahrzeug muss vor mindestens 30 Jahren erstmals in den Verkehr gekommen sein. Zudem muss von einem amtlich anerkannten Sachverständigen ein Gutachten für die Einstufung eines Fahrzeugs als Oldtimer erstellt werden. Dabei wird festgestellt, ob sich das Fahrzeug weitgehend im Originalzustand befindet. Störend wären hier etwa typ-unpassende Details. Auch ein schlechter Erhaltungszustand kann die Erteilung verhindern. Zur Orientierung hat der TÜV SÜD einen Anforderungskatalog für die Begutachtung von Oldtimern erstellt.
Somit besteht ab 2015 für die Hobby 600 mit dem Baujahr 1985 diese Möglichkeit, wenn sie die zitierten Voraussetzungen erfüllen. Bei neueren Baujahren muss man natürlich entsprechend länger warten. Dabei haben die neueren Baujahre aber auch ihre Vorteile – von der Umweltplakette mal abgesehen. So haben sie, was den Korrosionsschutz der Basis betrifft, die bessere Substanz. Seit 1993 wurde der Hobby 600 zudem noch mit dem vollverzinkten AL-KO Tiefbodenchassis an Stelle des Fiat Flachbodenfahrgestells ausgeliefert. Natürlich sind die jüngeren Fahrzeuge auf dem Markt auch entsprechend teurer.
1.1.3 Ersatzteilversorgung
Wer ein über 20 Jahre altes Fahrzeug kauft, sollte sich auch im Vornherein darüber im Klaren sein, dass mal etwas kaputt gehen kann und dann Ersatzteile benötigt werden. Eins vorweg: Bei FIAT braucht man nicht nachfragen. Da gibt es außer ein paar Standardschrauben eigentlich nichts! Aber man bekommt alle gebräuchlichen Verschleißteile noch im Internet. Eine sehr gute Adresse ist die Firma Axel Augustin, die sich auf solche Teile spezialisiert hat.
Anders sieht es bei den Ersatzteilen für den Aufbau aus. Hier sind viele Teile nicht mehr lieferbar. Vereinzelt werden noch gebrauchte Teile im Internet angeboten. Wenn gar nichts geht, muss improvisiert werden. Im Forum gibt es entsprechende Ratschläge.
1.1.4 Sitzplätze / Gurte
Der Hobby 600 hat je nach Bauart bis zu 5 eingetragene Sitzplätze – mit der Einschränkung immer im Rahmen des zulässigen Gesamtgewicht (zGG)! Bitte bedenken, dass diese Zahl aus den 80er Jahren stammt und damals durchaus 2-Punkt-Gurte statthaft waren. Mit Einführung des AL-KO Fahrgestells im Jahr 1993 wurden die hinteren Sitze der Seitensitzgruppe auch mit einem Gurtbock für 3-Punkt-Gurte ausgerüstet.
Wer nun als Familie mit kleinen Kindern einen Hobby 600 sucht, sollte unbedingt auf solch einen Gurtbock achten. Andernfalls steht für einen Kindersitz nur der Beifahrersitz zur Verfügung und der eigentliche Beifahrer muss auf der Seitensitzgruppe Platz nehmen. Bei zwei Kindern ist das Problem schon nicht mehr kostengünstig zu lösen. Für den nachträglichen Einbau eines Gurtbocks ist mit ca. 1100 € zu rechnen.
1.1.5 Toilettenanlage
Anfangs wurde der Hobby 600 nur mit einem Porta-Potti ausgeliefert. Später kam dann eine Version mit Fäkalienfesttank hinzu. Erst mit Einführung des AL-KO Fahrgestells war der Hobby 600 auch mit Kassetten-WC lieferbar.
Normalerweise ist nichts gegen ein Porta-Potti zu sagen, wenn es nicht stört, dass man zum Entsorgen den 24l- Behälter durch den Wohnraum tragen muss. Dafür kann man aber überall problemlos entsorgen.
Anders beim 40l Festtank. Hier ist man zwingend auf eine Entsorgungsstation mit Bodeneinlass angewiesen….und die ist nicht immer vorhanden. Natürlich kann man sich hier Hilfsmittel mit Schlauch und Umfülltank basteln, aber man sollte schon vor dem Kauf darüber nachdenken und sich im Klaren sein, was auf einen zukommt. Man erkennt ein Fahrzeug mit Festtank übrigens an der Klappe für den Schieber unten auf der linken Seite vor dem Hinterrad.
Da ist ein Kassetten-WC schon eleganter. Zum Entsorgen wird die Kassette durch eine Serviceklappe in der linken Seitenwand einfach nach außen gezogen und kann wie das Porta-Potti überall entleert werden. Außerdem kann man an der Serviceklappe ein SOG-System anbringen und das WC so ohne zusätzliche Chemie betreiben. Nachteilig ist eventuell das mit ca. 17l relativ kleine Behältervolumen. Hier muss man eben öfters entsorgen.
Besondere Vorsicht ist allerdings geboten, wenn bei einem Fahrzeug ohne AL-KO Fahrgestelle eine Kassettentoilette nachgerüstet wurde. Auf Grund der gewölbten Seitenwände ist die Abdichtung der nachträglich eingebauten Serviceklappe nicht ganz einfach. Wasserschäden können die Folge sein.
1.1.6 Umbauten
Ist gibt nur noch wenige Hobby 600, die im Originalzustand fahren. Meistens erfolgte im Innenraum ein Umbau von Hecksitzgruppe auf Festbett oder die Seitensitzgruppe wurde zur L-Form geändert. Gegen diese Umbauten ist, wenn sie handwerklich ordentlich gemacht wurden, nichts einzuwenden.
Einige Fahrzeuge sind aber dermaßen umgebaut, das prägende Elemente eines Hobby 600 oder eines Wohnmobils allgemein nicht mehr vorhanden sind. So werden verschiedentlich Fahrzeuge mit eckigen Fenstern angeboten. Oder die hinteren Fenster sind komplett ausgebaut und durch Blech ersetzt oder durch runde Bullaugen…. Solche Umbauten mögen ja dem einen oder anderen Besitzer gefallen; für mich sind sie ein No Go!
Ebenso, wie ich schon Fahrzeuge gesehen habe, bei denen die Gasanlage komplett ausgebaut und alles auf Strom umgestellt wurde. Da kann das restliche Fahrzeug noch so toll sein. Man muss immer einen Stromanschluss in der Nähe haben. Die Besitzer argumentieren dann damit, dass man sowieso immer auf Campingplätze fährt. Wer es mag, bitte …ich nicht. Mit dem gleichen Argument habe ich schon Fahrzeuge gesehen, die den Waschraum ausgebaut haben.
Ein krasses Beispiel sind auch zusätzliche Dachaufbauten. Ob ein Hochdach von Reimo oder ein Schlafdach von Westfalia - ich habe beides schon auf einem Hobby 600 gesehen. Nur was sollen die zusätzlichen Schlafplätze bringen? Beim zGG ist das Fahrzeug an seiner Grenze....und aussehen tut es auch bescheiden.
Also, nicht jeder Umbau ist sinnvoll und erhöht den Wert eines Fahrzeugs.
1.2 Ausstattung und Zubehör
Bei einem Gebrauchtwagen muss man das Fahrzeug so nehmen, wie es angeboten wird. Oft ist das passende Zubehör dabei. Meistens fehlt es aber. Natürlich lässt sich einiges an Zubehör nachrüsten. Das wird dann allerdings mit Mehrkosten verbunden und von daher sollte man sich überlegen, ob man nicht doch noch etwas wartet, bis ein passendes Fahrzeug angeboten wird. Nachfolgend habe ich die häufigsten Zubehörkomponenten beschrieben. Weitere Tipps zum Zubehör findet ihr auf der Webseite.
1.2.1 FIAT oder Peugeot – welches Fahrgestell?
Der Hobby 600 basiert auf dem sogenannten Eurochassis, einer Kooperation von FIAT mit Peugeot Citroen. Anfangs wurde der Hobby 600 ausschließlich auf der FIAT-Basis ausgeliefert. Aber auf Grund der großen Nachfrage behielt es sich das Hobby-Wohnwagenwerk später vor, je nach Liefermöglichkeiten der Fahrgestell-Hersteller, ein Chassis von FIAT oder Peugeot auszuliefern. Neben kleineren Details, wie z.B. dem Kühlergrill oder dem Lenkrad, unterscheiden sich FIAT und Peugeot nur bei den verwendeten Motoren.
Deshalb sind der größte Teil der Ersatzteile für den FIAT oder Peugeot auch identisch. Bei speziellen Teilen für Motor oder Getriebe kann es bei Peugeot schon mal zu Engpässen kommen. Gerade bei der Beschaffung von Gebrauchtmotoren und –getrieben ist das Angebot für FIAT größer.
Generell kann man aber nicht sagen, welches die bessere Basis ist. Unter dem Gesichtspunkt der Ersatzteilbeschaffung würde ich bei zwei identischen Fahrzeugen aber einen FIAT vorziehen.
1.2.2 Motor - Benzin, Diesel oder Turbo?
In Jahr 1985 wurde der Hobby 600 mit einem 2,0 l 75 PS Benzin-Motor angeboten. Den 2,4 l Saug-Diesel mit 72 PS gab es nur gegen Aufpreis. Deshalb gibt es gerade bei den ersten 600er Baujahren relativ viele Benziner. Sie liegen im Verbrauch mit ca. 12 - 13 l/100 km deutlich über dem Diesel, sind aber im Führerhaus während der Fahrt wesentlich leiser. Gelegentlich wird bei den Benzinern von Schwierigkeiten bei der Ersatzteilbeschaffung berichtet.
Im Zuge der FIAT-Modellpflege wurde ab 1987 der 2,5 l Diesel mit 75 PS verbaut. Der 2,5 l Saug-Dieselmotor gilt als langlebig, ausgereift und robust. Bei hohen Drehzahlen der Dieselmotoren ist der Geräuschpegel in der Fahrerkabine allerdings sehr hoch.
Seit 1987 wurde der Hobby 600 auch mit einem 2,5l Turbo-Diesel mit 95 PS angeboten. Natürlich machen sich die 20 Mehr-PS des 2,5l TD gegenüber dem 75 PS Sauger vor allem am Berg bemerkbar. Werden vergleichbare Fahrzeuge angeboten, sollte der TD dem Sauger vorgezogen werden. Andersrum: Wer einen Hobby 600 fährt, dem kommt es nicht auf Geschwindigkeit an. Der reiht sich auch mit 75 PS hinter den LKWs ein.
Kritisch sehe ich die Sache beim 1,9l TD mit 82 PS, der Anfang der 1990er Jahre auch im Hobby 600 verbaut war. Er läuft sehr an seiner Leistungsgrenze. Da würde ich persönlich den 2,5l Sauger vorziehen.
Die Aussagen zu Benzin- und Dieselmotor gelten analog auch für die Motoren von Peugeot. Man kann nicht sagen, dass der FIAT- oder Peugeot-Motor besser oder schlechter ist. Hier gilt letztlich wieder die schon getroffene Aussage: Unter dem Gesichtspunkt der Ersatzteilbeschaffung würde ich bei den Motoren einen FIAT vorziehen. .. und wenn, dann einen Diesel und wenn möglich, dann mit Turbo.
1.2.3 Servolenkung
Sie wurde früher meist in Verbindung mit dem Turbo-Diesel verbaut. Sie konnte aber auch separat geordert werden. Wer sie nicht kennt, vermisst sie nicht. Wer aber einmal mit Servolenkung gefahren ist, möchte sie nicht mehr vermissen. Sie lässt sich mit etwas Aufwand aber auch nachrüsten.
Man erkennt die Servolenkung an den kleinen Ölbehälter neben der Batterie im Motorraum und an der Blechabdeckung über dem Lenkgestänge im Führerhaus.
1.2.4 Anhängerkupplung
Ein beliebtes Zubehörteil ist eine Anhängerkupplung. Damit lassen sich in der Regel gebremste 1800kg hinter dem Hobby 600 herziehen. Wer unbedingt eine AHK braucht, sollte nach einem entsprechend ausgerüstetem Fahrzeug Ausschau halten. Neu Kupplungen sind mit Rahmenverlängerung bei Spezialanbietern noch lieferbar. Man muss mit Eintragung so um die 1200 € rechnen.
1.2.5 Luftfederung
Nicht nur in Verbindung mit einer AHK ist eine Luftfederung sinnvoll. Gerade bei schlappen Blattfedern bringen sie einiges an Komfort und Sicherheit zurück. Ein nachträglicher Einbau kostet je nach Ausführung ca. 800 € bis 1000 €, bei Fahrzeugen mit AL-KO Fahrgestell deutlich über 2500 €!
1.2.6 Markise
Wer gerne vor seinem Wohnmobil sitzt wird auf eine Markise nicht verzichten wollen. Die Standardlänge beträt bei Hobby 600 zwischen 300 cm und 350 cm. Ein nachträglicher Anbau kostet ca. 800 €. Dabei ist auf eine ordentliche Befestigung bzw. Abdichtung am Dach zu achten.
1.2.7 Fahrradträger
Oft möchte man bei seinen Touren mit dem Hobby 600 auch Fahrräder oder gar einen Motorroller mitnehmen, um unterwegs mobil zu seien. Die normalen Fahrradträger sind an der Heckwand befestigt. Selbst bei guter Befestigung sollten aber nicht mehr als 2 Fahrräder dort transportiert werden. Handelt es sich dabei um E-Bikes, so ist auf jeden Fall der Transport auf einer Bühne, die an einer Rahmenverlängerung oder der AHK befestigt wird, vorzuziehen.
Beim Transport von Motorrollern sollte eine Luftfederung verbaut sein. Traglast der Reifen beachten!
1.2.8 Zulässiges Gesamtgewicht (zGG)
Bei der Auslieferung hatte der Hobby 600 ein zGG von 2800 kg. Er kann ohne technische Änderungen auf 3100 kg aufgelastet werden. Das Leergewicht ist natürlich entscheidend vom verbauten Zubehör abhängig. Je mehr Zubehör, desto weniger Zuladung bleibt über.
Wem diese Zuladung nicht ausreicht, der kann das Fahrzeug mit einigen technischen Änderungen auf 3500 kg auflasten lassen. Hinweise dazu gibt unser Forum.
2 Fahrzeugzustand und Wunsch definieren
Es ist nun mal so, dass die Ansprüche, die ein Käufer an ein Fahrzeug stellt durchaus unterschiedlich sein können. Ebenso gibt es beim Zustand der Fahrzeuge eine Bandbreite, die ich hier mal mit Schulnoten beschrieben habe (Note 1 wäre Neufahrzeug). So kann jeder schon im Vorfeld entscheiden, was für eine Art Fahrzeug er sucht.
Je nach der Art des gesuchten Fahrzeugs wird bei den Käufern eine gewisse Erfahrung vorausgesetzt. Wer ein Bastlerfahrzeug kauft, sollte auch über die nötige Erfahrung verfügen, um beurteilen zu können, was auf ihn zukommt.
2.1 Liebhaberfahrzeug (Note 2)
Für Käufer ohne handwerkliche Fähigkeiten, die unbedingt einen Hobby 600 suchen, kommen nur Liebhaberfahrzeuge in Frage. Diese Fahrzeuge haben sehr wenige Vorbesitzer und waren sehr lange in deren Hand. Sie zeichnen sich durch sehr gute Wartung und Pflege aus. Die Technik der Fahrzeuge ist voll funktionsfähig.
In diese Kategorie fallen auch die professionell restaurierten Fahrzeuge, soweit die Restauration durch Fotostrecken, Rechnungen und sonstige Belege nachvollziehbar ist.
Man bekommt sie ausschließlich auf dem privaten Markt, muss länger suchen und einen angemessenen Preis, der auch schon mal deutlich im 5-stelligen Bereich liegen kann, dafür zahlen.
2.2 Anfängerfahrzeug (Note 3)
Viele Wohnmobil-Anfänger machen den großen Fehler und meinen, sie bekommen für kleines Geld die grenzenlose Freiheit. Wer sich für sein erstes Wohnmobil einen Hobby 600 ausgeguckt hat, sollte sich vorher besonders intensiv mit dieser Webseite beschäftigen, damit er hinterher keine Enttäuschung erlebt.
Ein Anfängerfahrzeug sollte technisch in einem Zustand sein, das in den nächsten 4 Jahren keine schon jetzt erkennbaren Reparaturen anfallen. Für einen Anfänger ist es besonders wichtig, sich über die technische Ausstattung des Hobby 600 informiert zu haben und sie bei der Besichtigung auch in allen Funktionen zu testen. Ein geringer Kaufpreis sollte nicht die oberste Priorität haben. Im Grunde muss ein Anfänger mit Preisen über 7000 € kalkulieren; je nach Baujahr können sie auch 5-stellig sein.
2.3 Hobbyfahrzeug (Note 4)
Wenn jemand schon gewisse Erfahrung mit einem Wohnmobil und seiner Technik hat, dann kann er sich durchaus für ein Hobbyfahrzeug entscheiden. Dabei handelt es sich dann um ein Fahrzeug mit technischen und optischen Mängeln, die der Käufer aber mit eigenem Aufwand beseitigen kann. Bei der Art der Mängel kommt es natürlich immer auf die Qualifikation des Käufers an. Wer von Elektrotechnik absolut keine Ahnung hat, sollte vor dem Kauf auf jeden Fall prüfen, dass dieser Part des Fahrzeugs in Ordnung ist. Ähnliches gilt für Schweißarbeiten an der Basis. Wer das nicht selber machen kann, der sollte vor dem Kauf besonders die kritischen Stellen checken. Die Erfahrung des Käufers muss sich auch in der Preisverhandlung widerspiegeln. Hier liegt es an ihm, die Mängel des Fahrzeugs richtig einzuschätzen und mit dem Verkäufer einen angemessenen Preis auszuhandeln. Je nach Baujahr liegen hier die Preise zwischen 3000 € und 8000 €.
2.4 Bastlerfahrzeug (Note 5)
Wer handwerklich begabt ist, wohnmobiltechnische Erfahrung besitzt und über die räumlichen Möglichkeiten verfügt, wird oft nach einem so genannten Bastlerfahrzeug Ausschau halten. Dabei werden technische Mängel und optische Unzulänglichkeiten beim Kauf des Fahrzeugs durch aus einkalkuliert. Einem geringen Kaufpreis steht dann aber auch eine gehörige Portion Arbeit gegenüber. Von dem Käufer wird dann auch schon eine langjährige Erfahrung im Wohnmobilaufbau und in der Fahrzeugtechnik erwartet. Auf den Hobby 600 bezogen kann man sagen, wer sich solch ein Fahrzeug kauft und wieder aufarbeiten will, der ist schon ein echter Hobby 600-Fan. Natürlich muss der Kaufpreis auch bei einem Bastlerfahrzeug in Relation zum Gegenwert stehen. Für ein Bastlerfahrzeug sollte man aber nicht mehr als 2000 € zahlen.
2.5 Blender (Note 5)
Eine Fahrzeugart, die sich keiner wünscht, die aber immer gerne angeboten wird, sind die Blender. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, die meistens eine lange Vorgeschichte haben und von ominösen Händlern oder Vereinen mit geringem Aufwand einer optischen Verschönerungskur unterzogen sind. Meist neu lackiert (oft gerollt) sehen sie auf Fotos super aus. Nach kurzer Zeit blättert aber der Lack schon wieder ab. Für diese Fahrzeuge ist jeder Preis zu hoch!
2.6 Teilespender (Note 6)
Bei diesen Fahrzeugen lohnt sich eine Reparatur absolut nicht mehr. Aber vielleicht sucht ja jemand so was noch zum Ausschlachten als Teilespender.
3 Inserate studieren
Ich beobachte den Markt seit mehreren Jahren intensiv. Die Fahrzeuge werden oft auf mehreren Online-Portalen (ebay, mobile.de oder ebay-Kleinanzeigen) gleichzeitig eingestellt. Aus diesem Grunde sollte der Kaufinteressent zunächst alle in Frage kommenden Inserate raussuchen, vergleichen und die Texte zusammenstellen und auf sich eventuell widersprechende Angaben achten.
Besonders hellhörig werde ich immer dann, wenn im Anzeigetext das Wort „Kultmobil“ auftaucht. Oft wird auch mit einem Hinweis auf diese Webseite geworben. So soll Kompetenz vorgetäuscht werden. Letztendlich will der Verkäufer nur den Preis treiben.
Mitglieder dieser Webseite haben solche Spielchen nicht nötig. Sie können ihr Fahrzeug hier kostenlos anbieten und verzichten oft auf Inserate in anderen Portalen.
Soll man von Privat oder von einem Händler kaufen? Natürlich muss jeder diese Frage für sich selber entscheiden. Ich persönlich würde Fahrzeuge dieses Alters auf keinen Fall bei einem Händler kaufen, da er eine Garantie bzw. Sachmängelhaftung auf jeden Fall ausschließen wird. Er schreibt dann etwas von „Bastlerfahrzeug“, „im Kundenauftrag“ oder „nur für den Export“ und dann kann man besser gleich beim Privatmann kaufen. Dieser kann wenigsten aus erster Hand etwas zur Historie des Fahrzeugs berichten.
3.1 Fotos
Auf den Fotos in einem Inserat erkennt das geübte Auge Hinweise auf Ausstattung und Pflegezustand des Fahrzeugs. Die Fotos sollen das Fahrzeug auf jeden Fall von allen Seiten zeigen. Fehlt eine Ansicht, sollte man skeptisch werden. Bei der Gelegenheit bitte auch auf den Hintergrund achten. Falls ein Foto das Fahrzeug mit einem überdachten Stellplatz vor einem Einfamilienhaus zeigt, wäre es schon mal positiv. Das Gegenteil wäre, wenn eine Werkstatt mit anderen Fahrzeugen im Hintergrund zu sehen ist und der Verkäufer angibt Privatmann zu sein.
Sind bei mobile.de 10 oder mehr Fotos (8 sind frei) eingestellt, kann man trotz angeklicktem Privatverkäufer, davon ausgehen, das es sich um einen getarnten Händler handelt.
Die Fotos auf jeden Fall genau studieren. Oft sind nachträgliche Bildbearbeitungen erkennbar, z.B. wenn eine normalerweise weiße Fläche leicht gelb oder braun dargestellt wird. Dann kann eine Tonwertkorrektur vorliegen und der Lack ist möglicherweise schon etwas verblasst und wurde so kräftiger dargestellt.
Man sollte auch auf einen genauen Verlauf der Konturen achten. Oft werden Schadstellen mit einem Stempelwerkzeug weg retuschiert.
Bei Interesse an dem Fahrzeug mit dem Verkäufer auf jeden Fall Kontakt aufnehmen (siehe Punkt 4) und ihn bitten, die Bilder in Originalgröße per E-Mail zu senden.
Eine Geschichte noch am Rande, damit man sieht, was alles möglich ist. So habe ich vor längerer Zeit einmal ein Foto von unserem Hobby 600 in einer Verkaufsanzeige bei ebay gesehen. Ich will damit sagen, dass es durchaus Händler gibt, die einfach Bilder von wildfremden Fahrzeugen für ihre Inserate benutzen. Spätestens bei der Besichtigung fällt das auf. Aber Schade um die Zeit und die Kosten …
3.2 Texte
Bei den Texten der Inserate auf keinen Fall von Werbebomben wie „urlaubsfertig! Einsteigen und sofort losfahren“ leiten lassen. Je professioneller ein Inserat, desto professioneller ist der Verkäufer. Gute private Verkäufer tätigen schon mal etwas dümmliche und unbedarfte Äußerungen, die auf „keine Ahnung“ hindeuten. Begriffe wie „Campingaufgabe“, „aus Altersgründen“ oder „immer unter Dach gestanden“ weisen auf ältere Leute, die ihr Fahrzeug liebevoll gepflegt haben, hin.
Den Text jedenfalls genau studieren und gegebenenfalls hinterfragen, was damit gemeint sein könnte.
Hier ein paar Beispiele:
- „..er hat 55 kW, braucht läppische 8-10 l/100km. Und bringt das Womo auf ca. 125 km/h“ – Dies ist schlichtweg gelogen. Ein Hobby 600 mit 55 kW läuft max. 115 km/h und verbraucht nicht unter 10 l/100km.
- „…und die Außenhaut hat einen leichten Alufraß, der sich mit einfachen Mitteln beheben lässt“ – Die Beseitigung von Alufraß ist schon etwas aufwendiger, wie in diesem Bericht beschrieben. Wenn das so einfach wäre, warum hat der Verkäufer es nicht selber getan?
-
„Dem Alter entsprechend hat es einige Schönheitsfehler und Roststellen am Fahrerhaus (bekanntes Problem beim Fiat Fahrerhaus).“ - … wenn das schon bekannt ist, dann sollte auch bekannt sein, dass das schnell eine größere Reparatur wird! - „Das Wohnmobil ist voll Wintertauglich.“ – Wintercamping ist nur auf Campingplätzen möglich. Die Abwasserschläuche frieren ein.
- „…einen kleinen Wasserschaden gegeben, Ursache und Wirkung wurden beseitigt.“ – die Frage ist, wie klein der Wasserschaden war und wie gut er beseitigt wurde.
- „Allerdings hat der Zahn der Zeit an der Fahrertür genagt. Die Tür hat einen Rostschaden, der aber nur optisch ist und mit geringem Aufwand beseitigt werden kann“ – Warum hat der Verkäufer den ioptischen Schaden nicht mit geringem Aufwand beseitigt? Ich wette: Die Tür muss erneuert werden!
- „Da bei dem Alter schon bisschen Kantenrost war, ist natürlich reichlich Rostschutzgrund verarbeitet worden“ – Hier ist reichlich Teroson geschmiert worden. Der Kantenrost kommt bald wieder!
- „Kaum Abnutzungsspuren, außer der Dachfilz ist ein wenig abgegangen, aber minimal“ – Die Dachluke ist undicht; größerer Wasserschaden wahrscheinlich.
- „Kleine Rostflecken unter der Frontscheibe“ – Der Scheibenrahmen ist durchgerostet.
- „Das Fahrzeug sollte vor dem Bieten angeguckt und Probe gefahren werden!“ – Das ist der einigste Satz, der in jeder Beschreibung wichtig und richtig ist! Für den Anbieter ist er das Alibi; für den Käufer die Lebensversicherung.
4 Telefonkontakt
Um lange Reisewege und Kosten zu sparen, sollte man vor einer Besichtigung unbedingt einige Punkte am Telefon abfragen. Dabei sind dem Verkäufer mindestens folgende Fragen zu stellen:
- Wie viele Vorbesitzer hat das Fahrzeug? - Je weniger, desto besser!
- Ist der Verkäufer auch der letzte Halter? – Wenn nein, dann umso genauer hinschauen und nachfragen.
- Wie lange ist das Fahrzeug im Besitz des Verkäufers? – Vorsicht, wenn das Fahrzeug nach kurzer Zeit weiterverkauft wird. Oft hat es dann einen Mangel.
- Warum soll das Fahrzeug verkauft werden? – So komisch es klingt: An besten sind Todesfälle.
- Originalbrief, wenn nein, ist er noch vorhanden? – Stimmen die Angaben im Text? Auf zulassungspflichtiges Zubehör achten.
- TÜV/ASU? Letzter TÜV-Bericht vorhanden? – Je mehr Unterlagen vorhanden sind, desto besser.
- Noch Original Motor, ist die Laufleistung belegbar?
- Ist das Fahrzeug im Originalzustand, was wurde gegenüber dem Original verändert?
- Ist das Fahrzeug geschweißt, wenn ja wo, sind Fotos vorhanden?
- Ist das Fahrzeug nachlackiert worden?
- Kann das Fahrzeug Probe gefahren werden (ist es noch zugelassen)?
- Kann die Funktion der Aufbautechnik geprüft werden (sind volle Gasflasche und Landstrom-Anschluss vorhanden)?
Weitere Fragen richten sich nach dem jeweiligen Inseratstext. Dortigen Angaben (siehe Punkt 3.2) erläutern lassen.
Am Telefon bekommt man auf jeden Fall schon einmal einen Eindruck von der Bereitschaft des Verkäufers auf den Käufer einzugehen - gibt er bereitwillig Auskunft oder versucht er den Käufer nur hinzuhalten. Böse Zungen behaupten sogar, hier kann man feststellen, ob man mit dem Verkäufer eine Sprache spricht.
5 Besichtigung
Sollten bis jetzt die meisten Punkte positiv ausgefallen sein und der Preis auch im Rahmen der Zustandsbeschreibung liegen, dann steht einer Besichtigung nichts im Weg.
Ein paar Dinge sollten dabei auf keinen Fall fehlen:
- Ausdrucke der Inserate / Telefonnotizen
- Taschenlampe
- Zollstock (damit kann man auch gut in Hohlräume stochern)
- Digital-Multimeter (falls man mal eine Spannung messen will)
- Digitalkamera (zur Dokumentation kritischer Punkte)
- ein guter Bekannter (da er im Falle eines späteren Rechtsstreits unbefangener als jemand aus der Verwandtschaft ist)
- Idealerweise sollte man auch über ein geeignetes Feuchtigkeitsmessgerät (siehe Punkt 1.2) verfügen
- Kleidung, mit der man sich auch mal unter das Auto legen kann.
- Handschuhe
- Putzlappen, Einwegtücher (damit man hinterher die Finger sauber bekommt)
Natürlich sollte man einen Besichtigungstermin vorher ankündigen und ihn auch zeitlich so legen, dass man das Fahrzeug bei Tageslicht begutachten kann.
5.1 Feuchtigkeitsmessgerät
Der Aufbau des Hobby 600 besteht an den Seitenwänden aus einem Alu-Styropor-Holz-Sandwich, dass von innen noch mit Skai überzogen ist. Dach und Heck sind aus GFK-Styropor-Holz Sandwich. Für die Verbindung zwischen den einzelnen Bauteilen (Dach – Wand – Heck – Boden) sind Holzleisten eingeklebt. Dachluken und Fenster sind ohne Rahmen in das Sandwich gesetzt. Kritisch wird es nun, wenn durch Undichtigkeiten Wasser in das Sandwich dringt. Es fließt dann im Styropor nach unten und zerstört das Holz. Wenn man dies zu spät merkt, dann ist eine aufwändige Reparatur erforderlich.
Auf Grund des Skais sieht man die Feuchtigkeit in der Wand von innen nicht. Man merkt es erst, wenn das Holz weich ist oder es vermodert riecht, …oder man misst den Feuchtegehalt in der Wand mit einem Feuchtigkeitsmessgerät.
Um es vorweg zu nehmen: Feuchtigkeitsmessgeräte auf Widerstandsbasis sind für Wohnmobile vollkommen ungeeignet, da hierbei für eine Messung Spitzen in die Wand gedrückt werden müssen, die wiederum hässliche Löcher hinterlassen. Es wird auch nur an der Oberfläche – sprich im Holz – gemessen.
Unser Mitglied turbokurtla hat vor geraumer Zeit mal in einem Beitrag im Wohnmobilforum geeignete Messgeräten getestet. Er kann zwei Geräte empfehlen:
- Trotec T650 Materialfeuchtemessgerät (ca. 180 €)
Beide Geräte arbeiten berührungslos und besitzen für das Messen an unzugänglichen Stellen eine Hold-Funktion. Natürlich sollte man sich vor einer Besichtigung mit der Bedienung des Messgerätes vertraut gemacht haben.
5.2 Zeitfenster
Richtig vorbereitet kann es nun an die Besichtigung des Fahrzeugs gehen. Da die allermeisten Fahrzeuge diesen Alters „wie besichtigt“ verkauft werden, sollte man sich mit der Besichtigung auch ausreichend Zeit lassen. Wie viel Zeit, das ist natürlich auch von den Ansprüchen, die man an das Fahrzeug stellt, abhängig. Für ein Liebhaber- oder Anfängerfahrzeug sollte man schon 4 bis 6 Stunden mitbringen. Sucht man ein Fahrzeug zum Restaurieren, dann kann man sich bei der Besichtigung auf die Basis beschränken, da der Rest sowieso repariert wird.
Am Ende dieses Beitrags werde ich eine Checkliste vorstellen, die speziell auf den Hobby 600 zugeschnitten ist. Bis dahin werde ich hier die typischen Schwachstellen des Fahrzeugs vorstellen. Ich bitte zu bedenken, dass je nach Baujahr und Ausstattung durchaus Abweichungen von meinen Schilderungen auftreten können. Die Auflistung ist auch mit Sicherheit nicht vollständig, gibt aber meine langjährigen Erfahrungen wieder…und ist besser als gar nichts.
5.3 Basisfahrzeug Rost-Check
In der nebenstehenden Grafik habe ich die für die Ducato Baureihen 280/290 typischen Schwachstellen am Basisfahrzeug dargestellt. Darüber hinaus gibt es durchaus andere Stellen, an denen der Ducato gerne mal rostet. Ich nenne hier nur Motorhaube und Querträger unter der Stoßstange vorne.
Die einzelnen Punkte werde ich anschließend erläutern und mit Beispielbildern belegen. Dabei verweise ich immer wieder auf Reparaturberichte der Webseite. Dort befinden sich weitere Informationen und Fotos.
5.3.1 Scheibenrahmen
In den unteren Ecken des Windschutzscheibenrahmens befinden sich dünne Plastikschläuche, durch die das Wasser aus der Windschutzscheibendichtung nach unten ablaufen soll. Im Laufe der Zeit setzen sich die Schläuche mit Dreck zu und das Wasser steht zwischen Dichtung und Rahmen [TIP | Windschutzscheiben-Dichtung]. Gammel und Rost sind die Folge.
Oft sieht man die Roststellen sofort, bei einigen ist bereits nachlackiert. Nicht selten ist die komplette A-Säule befallen. Auf jeden Fall die Dichtung anheben und darunter schauen. Eine Reparatur ist machbar. Dazu muss aber die Scheibe raus.
5.3.2 Radlauf Kotflügel vorne
Hier sind es oft nur kleine Blasen, die man im Lack sieht, aber wenn man dann richtig prockelt kommen schnell richtige Löcher zum Vorschein. Eine Reparatur mit Prestolith ist Murx! Hier hilft nur großflächiges Schweißen.
5.3.3 Innenkotflügel vorne
Während wir die ersten beiden Stellen noch von außen erkannt haben, müssen wir nun hinter das Vorderrad in den Kotflügel schauen. Oft wurden die Kotflügel früher mit Bitumen Unterbodenschutz behandelt; nach dem Motto, je dicker, desto besser. Leider bekommt dieser Unterbodenschutz mit den Jahren feine Risse und da läuft dann Wasser re
in. Es unterwandert den Schutz und leitet am Blech – besonders an Verbindungsstellen - einen Rostvorgang ein. Oft merkt man es erst dann, wenn der Unterbodenschutz Blasen wirft oder sich abhebt. Kratzt man nun mit einem Schraubendreher unter den Unterbodenschutz, dann legt man schnell ein großes Loch frei. Oft erkennt man diese Löcher auch schon vom Motorraum aus an den Kanten des Federbeindoms.
5.3.4 Türschweller
Beliebte Rostpunkte sind beim Ducato die Schweller unterhalb der Türen. Dabei können die Durchrostungen durchaus mitten im Schweller sein. Beliebte Punkte sind aber auch die Übergänge zum vorderen Kotflügel und zur B-Säule. Hier auf jeden Fall auch einmal mit dem Kopf unter das Auto legen und sich mit einer Taschenlampe das ganze einmal von unten anschauen.
5.3.5 Bodenblech unter den Sitzen
Wenn man dann schon mal unter dem Auto liegt, dann sollte man sofort einen Blick von unten auf die Verstärkungsbleche der Sitzkonsolenbefestigung werden.
Hier kommt das Problem meist von innen. Durch die verstopften Schläuche kann das Wasser aus dem Windschutzscheibenrahmen nicht abfließen. Bei starkem Regen wird es unter die Dichtung in den Innenraum gedrückt. Es läuft dann an den Radkästen von innen unter den Teppich bzw. die Dämmmatten an die tiefste Stelle. Die Dämmmatten sind dann feucht wie ein Schwamm und es gammelt schön von innen nach außen.
Um diesen Schaden von innen erkennen zu können, muss man schon die Abdeckleisten der Türgummis abschrauben und den Teppich anheben. Natürlich ist das auch reparierbar. Dazu müssen dann beide Sitzkonsolen, der Teppich und die Dämmmatten raus – also schon etwas mehr Aufwand.
5.3.6 Führerhaustüren
Ich weiß nicht warum, aber meistens ist immer zuerst die Fahrertür durchgerostet. Ich vermute, hier wird die Seitenscheibe öfter runtergekurbelt, Dabei verschleißt die Dichtung und Wasser läuft schneller in die Tür.
Wenn von außen dann schon Blasen und Löcher zu sehen sind, ist die Tür von innen meist auch durch. Ein Blick von untern unter die geöffnete Tür bestätigt diese Vermutung dann meist. Hier lohnt sich keine Reparatur mehr. Eine neue Tür muss her. Es gibt sie noch als Ersatzteil. Allerdings ist sie leer; d.h. Fensterheber, Scheiben, Dichtungen, Schloss und Verkleidung müssen umgebaut werden. Vom Lackieren einmal ganz abgesehen.
5.3.7 Radlauf hinten
Während mögliche Reparaturen bis jetzt noch einigermaßen „normal“ durchgeführt werden können. So sind die folgenden Punkte da schon etwas heikler, da zum Teil die Inneneinrichtung ausgebaut und unmittelbar am Holzboden geschweißt werden muss. Dass es aber möglich ist, sieht man z.B. in dem Bericht über Schweißarbeit und Großreparatur am Unterboden.
Bei einem Blick in die hinteren Radkästen sieht man oft wieder nur dicken Bitumen-Unterbodenschutz mit ein paar Roststellen. Darunter befinden sich dann oft wieder Rostnester. Hierfür sind die Verbindungsstellen des Flachbodenrahmens des Ducato besonders anfällig. Bei Fahrzeugen mit AL-KO Fahrgestell ist das nicht möglich. Dafür haben sie andere Probleme.
5.3.8 Stoßdämpferbefestigung hinten
Dieser Punkt gilt wieder auch nur bei Fahrzeugen mit Flachbodenfahrgestell. Wenn man hier schon einmal unter dem Fahrzeug liegt, dann sollte man sich die obere Stoßdämpferhalterung genau anschauen. Durch die gekantete Blechkonstruktion sammelt sich Schlamm in den Ecken und führt mit der Zeit zu Durchrostungen. Von außen sieht man sie hinter den Kanten schlecht. Wenn im Innenraum hinter der Heizung oder dem Waschschrank Wasser eintritt, dann ist es zu spät (siehe Foto).
5.3.9 Blattfederaufnahme
Ein häufiger Mangelpunkt bei den Hauptuntersuchungen sind die hinteren Blattfederaufnahmen. Hier gucken die Prüfer garantiert hin. Normalerweise ist ein Austausch der Schweißkonstruktionen auch nicht schwer. Sie sind für ca. 90 €/Stück im Ersatzteilhandel lieferbar. Problematisch wird es nur, wenn der Aufnahmebock am Rahmen durchgerostet ist, oder die Gewindemuttern sich dort mitdrehen.
5.3.10 Querträger Fußbodenverlängerung
Zur Abstützung des Fußbodens hinter dem Original- Fahrgestell hat das Hobby Wohnwagenwerk seinerzeit ein Vierkanteisen als Querträger eingebaut. Dies rostet auch gerne durch und ist dann ein beliebter Mangel bei der Hauptuntersuchung.
5.4 Basisfahrzeug Technik-Check
Wollte man an dieser Stelle alle möglichen Mängel in der Technik des Fiat Ducato bzw. seiner Schwestermodelle auflisten, so würde das den Rahmen dieses Leitfadens sprengen. Die Besichtigung vor einem Gebrauchtwagenkauf soll und kann auch keine Hauptuntersuchung durch einen Sachverständigen ersetzen.
Ich möchte hier vielmehr das Augenmerk auf ein paar Dinge lenken, die mir in meiner langjährigen Erfahrung mit dem Hobby 600 immer wieder untergekommen sind. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die dann aber eine große Wirkung haben. Bevor ich die einzelnen Punkte aufliste, hier noch ein Satz zu Hauptuntersuchungen: Auch Prüfer sind nur Menschen, die durchaus Dinge übersehen können. Selbst wenn das Fahrzeug „frischen TÜV“ hat, kann es doch nichts schaden, sich die eine oder andere Sache etwas genauer anzuschauen. Schließlich will man später ja keine Überraschung erleben.
5.4.1 Zahnriemen
Eigentlich kann man einen Zahnriemen nicht so ohne weiteres überprüfen. Ich beginne den Technikcheck aber trotzdem mit ihm, um daran zu erinnern, dass man sich vom Verkäufer auf jeden Fall bestätigen lässt, wann der Zahnriemen zuletzt gewechselt wurde. Bei Wohnmobilen wird die Laufzeit des Wechselintervalls selten erreicht. Deshalb sollten spätestens nach 6 Jahren Zahnriemen und Rollen gewechselt werden. Ist dieser Zeitraum überschritten, kommen nach dem Kauf mindestens 300€ (bei Mario) hinzu. Versierte Schrauber können den Zahnriemen auch selber wechseln. Die Materialkosten (ca. 120 €) fallen aber auf jeden Fall an.
5.4.2 Massepunkte
Ein Schwachpunkt der Ducatos sind die Massepunkte im Vorderwagen. Hier werden die Minusleitungen der einzelnen Verbraucher an Masse gelegt. Bei Problemen funktionieren die Verbraucher nicht richtig bzw. kommt es zu seltsamen Spielen (Blinker leuchtet bei Betätigung der Bremse o.ä.). Deshalb bei der Besichtigung auf jeden Fall die Funktion der Kompletten Beleuchtung und anderer Verbraucher, wie Hupe, Scheibenwischer, Heizungsgebläse und Kontrollleuchten überprüfen.
5.4.3 Leuchtweitenregulierung (ab Bj. 1990)
Wo wir gerade beim Überprüfen der Beleuchtungsanlage sind, müssen wir uns auch mit der Leuchtweitenregulierung (LWR) beschäftigen. Bei den ersten Baujahren kann die Scheinwerferhöheneinstellung mittels kleiner Kunststoffhebel im Motorraum je nach Beladungszustand korrigiert werden. Ab Baujahr 1990 musste diese Funktionalität vom Armaturenbrett aus möglich sein. Beim Hobby 600 wurde dabei ein hydraulisches Verstellsystem verbaut, das mit der Zeit undicht wird. Dann ist die LWR ohne Funktion. Das wissen auch die Herren von den technischen Überwachungsorganisationen und schon gibt es wieder einen Grund für eine Wiederholungsprüfung. Deshalb im Zuge der Besichtigung einmal am Regler links neben dem Lenkrad drehen und prüfen, ob sich die Scheinwerfer bewegen. Falls nicht ist eine Reparatur oder besser ein Umbau auf elektrische LWR notwendig. …und wieder sind ein paar Euros weg.
5.4.4 Motorölverlust
Normalerweise sind zumindest die Dieselmotoren unverwüstlich. Natürlich sollen sie (auch bei Kälte) sofort anspringen, nicht übermäßig qualmen und ruhig laufen. Leider werden bei den Motoren im Laufe der Jahre die Dichtungen undicht. Die Folge sind dann lästige Ölflecken unter dem Fahrzeug. Die Ölwannendichtung und auch die Simmerringe der Kurbelwelle lassen sich relativ leicht wechseln. Problematischer wird es schon, wenn die Kurbelwellengehäusedichtung leckt. Für eine Reparatur muss der Motor komplett zerlegt und dann auch neu gelagert werden.
Sollte der Motor frisch gereinigt sein, dann auf jeden Fall noch einmal nach der Probefahrt überprüfen….und den Ölstand zu kontrollieren, kann auch nicht schaden. Ein Blick unter den Öleinfüllstutzen sagt auch schon etwas über den Zustand des Motors aus. Klebt hier „Schmand“, dann Vorsicht.
5.4.5 Getriebe
Ein bekannter Schwachpunkt des Ducato-Getriebes ist der angeflanschte 5. Gang. Deshalb soll das Getriebe immer mehr Öl, als vorgeschrieben im Getriebe sein. Andernfalls kann es zu Lagerschäden und Schaltproblemen kommen. Bei der Besichtigung auf jeden Fall den Getriebeölstand checken. An den Messstab kommt man bei ausgebautem Reserverad von oben durch den Motorraum. Der Ölstand sollte auf jeden Fall deutlich (ca. 2-3 mm) über max. liegen.
Bei der Probefahrt auf jeden Fall auf Geräusche und saubere Schaltvorgänge achten!
5.4.6 Reifen
Wo wir jetzt schon einmal das Reserverad ausgebaut haben, können wir uns auch sofort mit den Reifen beschäftigen. Zunächst steht natürlich die Profiltiefe im Focus. Mit dem Zollstock messen wir die Profiltiefe. Aber ebenso wichtig ist – gerade bei Wohnmobilen – das Alter der Reifen. Dieses erkennt man an der DOT-Nummer, die auf jedem Reifen seitlich aufgebracht ist. Es ist ein Herstellercode, dessen letzten 4 Ziffern das Produktionsdatum angeben. Beispiel: DOT xxxx 3204 = 32. Woche 2004 .
Reifen für Wohnmobile sollten unabhängig vom Profil nicht älter als 6 Jahre sein. Da Wohnmobile sehr oft an der Grenze der Reifentraglast betrieben werden, kann es danach auf Grund der Alterung zu Reifenplatzern kommen. Deshalb auf jeden Fall die Flanken der Reifen – vor allem von innen – prüfen. Bei Rissen oder Beulen sind neue Reifen fällig. Egal, wie gut sie noch im Profil sind.
TIP | Reifen und Batterien bei der Besichtigung fotografieren. Es soll Fahrzeuge geben, die bei der Auslieferung andere Teile verbaut haben, als bei der Besichtigung!
5.4.7 Bremsanlage
Wenn man sich schon einmal die Reifen von innen anschaut, dann bitte auch gleich einen Blick auf die Bremsanlage werden. Die Bremsleitungen dürfen keinen Rost zeigen, die Bremsschläuche dürfen nicht porös sein und im Bereich der Bremszylinder muss alles trocken sein. Bremsscheiben und Bremsklötze lassen sich mit etwas Mühe auch in Augenscheinnehmen. Die Handbremse sollte spätestens nach 6 Zacken fest sein und das Fahrzeug auch halten.
Bei der Probefahrt ist natürlich besonders auf die Bremsleistung zu achten. Das Fahrzeug darf nicht schräg ziehen (siehe Punkt 5.6.4).
5.4.8 Antriebswellen
Bitte von unten auch sofort einen Blick auf die Antriebswellen werfen. Die Manschetten dürfen nicht porös oder gar gerissen sein. Dort wo die Antriebswellen in Getriebe gehen, ist auch schon mal gerne der Simmerring undicht. Man erkennt es an Öltropfen. Dann ist schon wieder eine Reparatur fällig.
5.4.9 Blattfedern
Im vorigen Kapitel hatte ich schon über die Blattfederaufnahme berichtet, die gerne durchrostet. Ebenso gerne werden die TÜV- Prüfer bei den Lagergummis der Blattfedern fündig. Im Laufe der Jahre wird der Gummi porös und dann haben die Herren einen Grund für die Wiederholungsprüfung. Um solchen Dingen vorzubeugen, kann man die Gummis beim Kauf schon mal selber in Augenschein nehmen.
Die Kapitel gilt natürlich nur bei Fahrzeugen ohne AL-KO Fahrgestell. Die AL-KO Fahrgestelle verfügen an der Hinterachse über eine Drehstabfederung. Diese muss regelmäßig abgeschmiert werden. Bei solch einem Fahrzeug sollte die Freigängigkeit der Feder auf jeden Fall überprüft werden.
5.4.10 Auspuffanlage
Eine defekte Auspuffanlage hört man bei laufendem Motor am Klang. Trotzdem sollte man, wenn man sowieso schon unter dem Wagen liegt, auch hier einen Blick schweifen lassen, ob die Gummis noch in Ordnung und die Töpfe nicht allzu verrostet sind.
Einen wichtigen Tipp habe ich noch für die Fahrzeuge mit AL-KO Fahrgestell. Hier unbedingt auf das Auspuff-Endrohr achten. Da die Abgasrohrführung durch den Fahrgestellrahmen führt, muss das Endrohr unter den Aufbau gezogen werden. Fällt hier das Endrohr – aus welchem Grund auch immer – ab, so blasen die heißen Auspuffgase direkt vor das Holz der Seitenwand und ein Brand ist vorprogrammiert.
5.5 Aufbau-Check
Alle bisher angesprochene Punkte gelten auch für den Kauf eines ganz „normalen“ Ducato, egal ob Kastenwagen oder Alkoven-Wohnmobil. Ein Teil der nun folgenden Hinweise ist mit Sicherheit auch für Wohnmobile anderer Hersteller anwendbar. Da dies aber ein Leitfaden für den Kauf eines Hobby 600 ist, werde ich nun auf die Besonderheiten dieses Fahrzeugs eingehen.
Dazu zunächst auch wieder eine Grafik mit den Schwachpunkten beim Aufbau. Um die folgenden Aussagen besser nachvollziehen, zu können empfehle ich das vorherige Studium der Zeichnung zum Aufbau des Hobby 600, die für registrierte Mitglieder zur Verfügung steht, und der einschlägigen Berichte zu Komplettrestaurationen.
5.5.1 Alufraß (Gürtelrose)
Fast jeder Hobby 600 leidet an Gürtelrose. Dabei handelt es sich um Alufraß an den Seitenwänden in Höhe und unterhalb des Fußbodens. Dieses Phänomen wird von Experten auf Feuchtigkeit in Verbindung mit elektrochemischen Prozessen zwischen Bodengruppe und Beplankung zurückgeführt. Oft werden diese Stellen mit Polyesterspachtel und einer dicken Schicht Steinschlagschutz verdeckt. Das reicht dann für die Verkaufsphase. Spätestens nach einem Jahr sind die Bläschen aber wieder da.
Bei meinem Fahrzeug habe ich seinerzeit eine grundlegenden Reparatur mit Teilerneuerung des Blechs durchgeführt.
TIP | Jede farbliche Umgestaltung und Aufkleber sehr genau untersuchen, denn hier können Schadstellen verdeckt sein!
5.5.2 Aufbaufenster
Eine der häufigsten Ursache für das Eindringen von Feuchtigkeit in die Seitenwände sind die Aufbaufenster. Mit der Zeit altert die verwendete Dichtmasse und Wasser dringt ein. Dann müssen die Aufbaufenster neu eingedichtet werden. Dies ist kein großer Akt. Entsprechende Bilder und Beschreibungen liegen vor.
Allerdings sparen sich einige „Experten“ den Ausbau der Fenster und schmieren die Fensterrahmen von außen mit Silikon zu. Das mag kurzzeitig helfen, aber unter den Umwelteinflüssen reißt das Material sehr schnell und das Wasser findet wieder seinen weg.
Findet man bei der Besichtigung solche Silikon- Abdichtungen, dann ist das Fahrzeug schon nicht für Anfänger geeignet. Hier muss der Fachmann von Innen ganz genau hinschauen.
Die Fensterscheiben des Hobby 600 bestehen aus Kunststoff und dieser hat die unangenehme Eigenschaft, dass er altert. Er wird spröde und bricht. Deshalb unbedingt alle Scheiben auf Risse kontrollieren. Einen Funktionstest werden wir nachher bei der Innenraum- Besichtigung durchführen.
5.5.3 Dach
Die Problematik mit dem Dichtmaterial der Fenster gilt natürlich auch für die drei serienmäßigen Dachhauben des Hobby 600. Während man die Fenster noch relativ leicht kontrollieren kann, muss man bei den Hauben schon auf das Dach. Dabei sollte man natürlich auch sofort einen Blick auf die anderen Durchbrüche für Heizungskamin, Antenne oder Dachreling werfen.
Das Dach selber besteht auf GFK (Glasfaser verstärkter Kunststoff). Damit ist es relativ unempfindlich. Hagelschlag kommt selten vor. Dafür sollte man aber auf Risse achten. Feine Haarrisse sind im Alter fast schon normal und lassen sich zupolieren. Teilweise treten aber auch Löcher auf, die dann mit Kunstharz vergossen werden müssen.
Zusätzliche Silikonnähte sind Anzeichen für frühere Wassereinbrüche. Dies gilt für die Dachhauben und natürlich auch für Anbauteile wie Dachreling und Heckleiter. Achtung: Vom Hobby-Wohnwagenwerk ist eine Belastung des Dachs von 50 kg angegeben!
Dann gilt es auch die Dachhauben von innen besonders unter die Lupe zu nehmen. Oft hat sich durch die Feuchtigkeit bereits der Klebstoff des Skai der Dachverkleidung gelöst. In solch einem Fall muss die Dachverbindung in den Schränken besonders kontrolliert werden, da das Wasser immer nach unten – in diesem Fall in die Seitenwände - läuft. Dazu aber später mehr.
Ein besonderes Augenmerk sollte nachträglich montiertem Zubehör gelten. Nicht immer sind die Solarpanele oder die SAT-Antenne fachgerecht montiert. Schaut Euch die Stellen der Leitungsdurchführungen von außen und – vor allem – von innen genau an.
5.5.4 Dachbefestigung
Fertigungsbedingt löst sich bei einigen Fahrzeugen der Baujahre 1987-88 die GFK-Dachschale von der darunter liegenden Holzkonstruktion. Hier hatte das Wohnwagenwerk zwischenzeitlich ein anderes Pressverfahren verwendet. Man erkennt solche Stellen durch Drücken auf das Dach. Ist das Dach lose, muss es neu verklebt werden.
Sehr oft kommt das Wasser aber auch durch die Abdeckleiste der Dachverbindung. Die Kunststoffdichtungen werden mit der Zeit spröde, sie werden hart und ziehen sich zusammen. Lücken in der Abdeckung werden dann sichtbar. Wasser läuft unter die Leiste und kriecht dann durch die Schraubenlöcher ins Holz.
Eine weitere Schwachstelle der Dachbefestigung ist der Bereich über der Windschutzscheibe. Bei vielen Fahrzeugen lässt sich das Dach hier mit der Hand anheben. Die Folge ist natürlich Bewegung und Wassereinbruch während der Fahrt.
5.5.5 Aufbautür
Das wohl am häufigsten benutze Teil des Aufbaus ist die Tür. Entsprechend ist hier der Verschleiß. Auf jeden Fall die Scharniere kontrollieren. Sie bestehen aus Alu-Druckguss und reißen schnell. Diese Haarrisse führen dann dazu, dass das Scharnier irgendwann abbricht. Ersatz gibt es zwar noch, aber ziemlich teuer.
Ein Verschleißteil der Tür sind die Dichtungen. Sie lassen sich relativ leicht auswechseln. Passiert das aber nicht, so drücken Fahrtwind und Feuchtigkeit durch den Spalt und es zieht ganz schön im Hobby 600.
Ein besonderes Augenmerk sollte dem unteren Teil der Aufbautür gelten. Hier sammelt sich alle Feuchtigkeit im Holz und führt zu Torfbildung. Dann ist eine Reparatur der Aufbautür erforderlich.
5.5.6 Blechablösungen
Bei Fahrzeugen der Baujahre 1992-93 ist das Außenblech zum Teil lose. Ursache dafür ist ein schlechtes Verkleben der Sandwichplatten bei der Fertigung. Davon sind beide Seitenwände betroffen. Meist tritt das Problem zwischen den beiden Fenstern auf. Bei starker Sonneneinstrahlung sieht man deutliche Beulen in den Seitenwänden. Da dieser Mangel nur mit sehr großem Aufwand durch Austausch des Außenblech der Seitenwand zu beheben ist, sollte durch Drücken auf das Blech der Seitenwände geprüft werde, ob es noch fest verklebt ist.
Da die Stabilität der Seitenwand in solch einem Fall beeinträchtigt ist, muss vom Kauf eines solchen Fahrzeuges – außer als Bastlerfahrzeug - abgeraten werden.
5.4.7 Seitenwand Holzleisten
In den Seitenwänden sind im unteren Bereich Holzleisten als Abschluss verbaut. Diese Leisten vermodern sehr häufig. Meist kann schon durch einen Handgriff unter die Seitenwand festgestellt werde, ob das Holz noch fest ist. Besser ist natürlich ein Blick unter das Fahrzeug. Dann sieht man auch sofort, in wie weit auch das Sperrholz schon angegriffen ist.
Ein Austausch dieser Leisten ist relativ einfach, …wenn nicht schon mehr in Mitleidenschaft gezogen ist.
5.5.8 Holzfußboden
In einem vorherigen Kapitel habe ich schon auf den Querträger (siehe Punkt 5.2.10) der Bodenverlängerung hingewiesen. Im hinteren Bereich des Hobby 600 ist der Holzboden von unten „ungeschützt“ dem Spritzwasser ausgesetzt. Das ist zunächst nicht schlimm, solange das Holz atmen kann. Einige Zeitgenossen haben es aber besonders gut gemeint und diesen Bereich mit Bitumen-Unterbodenschutz behandelt. Hier ist die Gefahr, dass der Boden fault sehr groß. Für die Prüfung reicht auch wieder ein Griff unter das Fahrzeug um festzustellen, ob das Holz noch fest ist.
5.5.9 Lackierung und Dekorstreifen
Die Lackierung mit den Dekorstreifen des Hobby 600 tragen viel zu seinem charakteristischem Erscheinungsbild bei. Natürlich kann man das Fahrzeug auch in einer anderen Farbe lackieren. Wichtig ist nur, dass es ordentlich gemacht ist. Ich kann nur von gerollten Fahrzeugen abraten. Man bekommt die Oberflächen nur mit sehr großem Aufwand wieder richtig glatt.
Oft sind die Dekorstreifen durch UV- Einflüsse blass und unansehnlich. Hier hilft dann nur ein Austausch der Dekorstreifen. Die Originalstreifen gibt es nicht mehr. Man muss sich selber was anfertigen. Das Entfernen der alten Folien ist übrigens eine ganz schöne Quälerei.
5.6 Aufbau-Check Innen
Obwohl wir uns ein Wohnmobil kaufen möchten, haben wir bisher noch gar nichts mit dem Wohnraum zu tun gehabt. Das soll sich nun ändern. Im Zuge der Fahrzeugbesichtigung werden wir uns nun mit dem Innenraum beschäftigen. Doch dazu eine Bemerkung vorweg:
Beim Wohnraum ist vieles Geschmacksache. Jeder richtet sich sein Wohnzimmer nach seinen Vorstellungen ein. Deshalb kann und möchte ich zu Farbgebung oder Gardinenstoffen keine Ratschläge erteilen. Das muss jeder für sich selber festlegen. Ich beschäftige mich hier weiter mit Fakten.
5.6.1 Feuchtigkeitsprüfung
Wohnmobile bestehen zu einem großen Teil aus dem Werkstoff Holz. In den vorherigen Kapiteln habe ich schon viel über das Eindringen von Wasser geschrieben. Wenn nun das Holz längere Zeit mit dem Wasser in Kontakt kommt, so führt dies zu Fäulnis- und Schimmelbildung bis hin zur Zerstörung des Holzes und damit der Statik des Fahrzeugs. Man spricht dann weitläufig von einem Wasserschaden.
Wenn man beim Hobby 600 einen Wasserschaden sehen kann, dann ist auf jeden Fall schon einmal eine Großreparatur erforderlich. Um beim Gebrauchtwagenkauf vor solchen Überraschungen geschützt zu sein, sollte man sich der Hilfe eines Feuchtigkeitsmessgerätes (siehe Punkt 1.2) bedienen. Eins allerdings vorweg: Wenn man
mit dem Messgerät keinen Erfahrung hat, sollte man jemanden mitnehmen, der sich damit auskennt. So hat der 600er im Dach einige Alu-Bleche verbaut, die das Messergebnis verfälschen. Man sollte auch wissen, wo sich Befestigungsschrauben befinden.
Mit solch einem Messgerät zunächst in Höhe des Übergangs Dach/Seitenwand (also oberhalb der Fenster) von innen messen und die Werte vergleichen. An Stellen mit erhöhten Werten dann an der Wand nach unten messen; ums Fenster rum bis zum Boden. So wie das eindringende Wasser laufen würde. Ein besonders Augenmerk sollte beim Messen auf die Befestigung eines eventuell vorhandenen Fahrradträgers gelegt werden. Die gemessenen Werte in einem Protokoll festhalten. So hat man eine belastbare Basis für spätere Kontrollmessungen.
Auf jeden Fall muss man alle Schränke und Truhen kontrollieren. Besonders anfällig sind der Schrank unter der Spüle und die Sitztruhen für Frischwassertank und Boiler. Hier können auch undichte Schlauchverbinder zu „Überschwemmungen“ führen. Gerade der Abfluss der Spüle wird gerne durch die Besteckschublade beschädigt.
Aber auch in die Hängeschränke schauen bzw. messen. Hier kann sich Wasser von undichten Dachhauben seinen Weg gesucht haben. Das gilt natürlich auch für die Bereiche unter den Fenstern und für die Übergänge von den Wänden zum Fußboden.
Im Kleiderschrank befinden sich die Durchbrüche für den Abgaskamin und - falls vorhanden - die Fernsehantenne. Hier auf jeden Fall einen Blick an die Decke werfen, ob nicht Feuchtigkeit zu sehen oder zu riechen ist.
TIP | Immer wieder gegen das Holz drücken. Weiche Stellen sind Anzeichen von Wasserschäden!
5.6.2 Fenster
So schön die Aufbaufenster des Hobby 600 von außen auch aussehen, sie sind sehr problematisch. Die hinteren Schiebefenster sind sehr oft verklemmt. Bei dem Versuch des gewaltsamen Öffnens reißen sie dann ein.
Das Küchenfenster wird in geöffneter Stellung schon mal abgerissen, wenn man vor dem Wohnmobil herläuft. Deshalb unbedingt alle Fenster öffnen und auf einwandfreie Funktion des Halte- und Verriegelungsmechanismus achten. Bei der Gelegenheit auch die Verdunkelungsrollos bedienen. Mückenschutz gab es serienmäßig für die Fenster nicht.
Die Fenster sind als Ersatzteil nicht mehr lieferbar (Update 12/2015).
5.6.3 Möbel
Das Öffnen aller Schränke und Klappen kann gleich mit einer Kontrolle der Scharniere und Verschlüsse genutzt werden. Notwendige Ersatzteile gibt es noch im Zubehörhandel. Allerdings müssen dann kleine Abweichungen im Design in Kauf genommen werden.
Bei Klappen und Türen auf einheitliche Spaltmaße achten. Alle Polster und die Matratze anheben und nach Flecken schauen.
Oft wird das Heckbett nachträglich eingebaut. In diesem Fall ist auf eine handwerklich saubere Ausführung zu achten. Hat das Fahrzeug noch eine Sitzgruppe im Heck, dann sollte das aber auch kein Problem für Festbettfreunde sein. Der Umbau zum Heckbett ist nicht sehr kompliziert.
5.6.4 Gasanlage
Eingangs hatte ich schon darüber berichtet, dass sich ein Kaufinteressent vorher mit der Technik des Hobby 600 vertraut machen soll. Bei der Gasanlage sollte er sich aber jetzt etwas stur stellen und den Verkäufer bitten, ihm die Gasanlage einmal vorzuführen.
Dazu gehört zunächst das Prüfbuch entsprechend den technischen Regeln „Flüssigkeitsanlagen in Fahrzeugen“ DVGW-Arbeitsblatt G 607. In diesem Prüfbuch sind zunächst alle verbauten Geräte eingetragen. Alle 2 Jahre müssen diese Geräte (und damit die Anlage) von einer sachkundigen Person überprüft werden. Alle 10 Jahre müssen Regler und Schläuche ausgetauscht werden. All dies ist im Prüfbuch vermerkt. Darüber hinaus stehen weitere wichtige Informationen für Errichtung und Betrieb der Gasanlage in dem gelben Heft.
Die Prüfung der verwendeten Gasflaschen erfolgt beim Befüllen bzw. Tauschen der grauen Flaschen. Alle Gasflaschen müssen sicher befestigt sein. Im Fahrzeug fest verbaute Gastanks (gab es beim Hobby 600 als Zubehör) müssen alle 10 Jahre geprüft werden.
An dieser Stelle möchte ich hier eine Besonderheit des Hobby 600 erwähnen: Bei den meisten Modellen ist der Gasflaschenschrank - entgegen dem DVGW-Arbeitsblatt G 607 – nur von innen zugänglich. Dies war damals möglich und es gilt in diesem Fall Bestandsschutz. Gleichwohl sollte man aber beim Gasflaschenschrank auf eine freie Lüftungsöffnung im Boden achten. Die Wände und Türen des Gasflaschenschranks müssen zum Innenraum hin abgedichtet sein!
Darüber hinaus sollte man sich vom Verkäufer unbedingt alle Gasgeräte vorführen lassen. Da man speziell bei Boiler, Kühlschrank und Heizung die Funktionstüchtigkeit erst nach einiger Zeit feststellen kann, hier auf keinen Fall unter Zeitdruck setzen lassen. Für die genanten Geräte sind kaum noch Ersatzteile erhältlich. Wird hier bei der Besichtigung ein Mangel übersehen, so muss er im Nachhinein mit einem teuren Ersatzgerät behoben werden.
5.6.5 Wasserversorgung
Natürlich gilt der Grundsatz der Funktionsprüfung auf für die Wasserversorgung im Aufbau. Selbst im Winter sollte man darauf bestehen, dass der Verkäufer genügend Wasser in den Tank füllt, um die Pumpe und den Boiler zu testen. Bei der Gelegenheit kann man dann gleich prüfen, ob sich die Anlage einfach gegen Frost schützen lässt. Dafür befindet sich neben dem Boiler ein Entleerungshahn, der von Hand geöffnet werden muss und auch oft nicht ganz dicht schließt.
Der Frischwassertank befindet sich unter der hinteren Truhe der Seitensitzgruppe und verfügt über einen Schraubdeckel. Damit kann man das Tankinnere auf mögliche Verunreinigungen überprüfen. Gleichzeitig lässt sich so auch der Geber der Frischwasserstandsanzeige testen. Zu guter letzt befindet sich im Boden des Tanks ein Entleerungsstopfen, mit dem man den Tank entleeren kann. Im Bereich unter den Schlauchanschlüssen besonders auf Feuchtigkeit achten. Bei losen Schellen schwappt schon mal Wasser über.
Natürlich sollte man auch gleich einen Blick auf die Wasserschläuche werden. Schließlich fließt das Wasser, mit dem man demnächst seinen Kaffee kochen will dadurch. ..und wenn sie schon unappetitlich aussehen, dann schmeck der Kaffee auch nicht mehr.
5.6.6 Aufbauelektrik
Die Versorgung der Elektrogeräte im Aufbau stammt aus den 80er Jahren und ist mit heutiger moderner Ladetechnik nicht vergleichbar. Eine Zusammenstellung von Schaltplänen und Bildern der Aufbauelektrik befindet sich auf der Webseite. Zweifellos ist die alte Ladetechnik ein Schwachpunkt des Hobby 600 und Ersatzteile sind kaum noch zu bekommen. Deshalb sollte man sich bei der Besichtigung doch schon etwas Zeit für einen ausgiebigen Test nehmen, um nachher keine Überraschung zu erleben.
Der erste Schritt ist ein Blick unter die vordere Sitztruhe. Dort sind Boiler und Ladeblock untergebracht. Hier kommt es darauf an, ob sich die Elektrik noch (wie im nebenstehenden Foto) im Originalzustand befindet, oder ob schon einmal jemand daran herumgebastelt hat. In solch einem Fall muss der Verkäufer die Funktionsfähigkeit der Anlage nachweisen und auch eine ausreichende Dokumentation des Umbaus vorweisen.
Bei unserem ersten Test ist das Fahrzeug autark; d.h. der Motor steht und es hat keinen Landstromanschluss.
Die für den Test wichtigen Anzeige- und Bedienelemente befinden sich im Controlpanel (CP) über dem Führerhaus. Links befinden sich die Anzeigeeinheit mit den Messgeräten und rechts die Einheit mit den Schaltern.
Achten wir zunächst darauf, dass sich alle Schalter in der Stellung AUS befinden. Die Zeiger der drei linken Anzeigegeräte müssen ganz links und das Amperemeter in der Mitte stehen. Wenn wir den Hauptschalter (1) betätigen, so leuchtet die LED über dem Schalter und der Zeiger des Voltmeters muss ca. 12 V anzeigen. Am Amperemeter darf sich noch keine Veränderung zeigen.
Nun schalten wir von rechts nach links die Schalter (2) bis (8) dazu. Die LED über den Schaltern muss – außer bei Schalter (8) – jeweils angehen. (Bei Betätigung von Schalter (5) kann es, ja nach Art der verbauten Pumpe, vorkommen, dass die Pumpe anläuft.) Dies bedeutet, dass die Sicherungen in Ordnung und die Stromkreise frei geschaltet sind. Jetzt bitte im Wohnbereich alle Verbraucher (Leuchten, Heizung usw.) einschalten und das Volt- und Amperemeter beobachten.
Mit zunehmenden Verbrauchern muss der Zeiger des Amperemeters nach links ausschlagen. Die Spannungsanzeige darf sich nicht wesentlich nach links bewegen. Sinkt die Spannung unter 12 V, dann ist die Batterie leer bzw. defekt.
In diesem Betriebszustand stecken wir nun den 230V- Landanschluss an das Fahrzeug. Mit einem Brummen muss sich das Ladegerät unter der Sitztruhe einschalten. Der Zeiger des Amperemeters muss nun deutlich nach rechts ausschlagen. Die Spannungsanzeige muss auf deutlich über 12V ansteigen. Jetzt wird die Aufbaubatterie geladen.
Wir lassen die Verbraucher eingeschaltet und beobachten das Voltmeter. Normalerweise dauert der Ladevorgang ein paar Stunden. Wenn der Zeiger nach kurzer Zeit ca. 14 V erreicht, wird das Ladegerät abgeschaltet und das Amperemeter schlägt wieder nach links aus. Schaltet das Ladegerät in kurzen Abständen Aus und Ein, dann ist die Aufbaubatterie defekt.
TIP | Eigentlich sollte man auch so lange warten, bis der Ladevorgang beendet ist. Ich habe schon einen Fall erlebt, bei dem die Batterie zu kochen anfing. Die Ladereglung hatte in diesem Fall nicht abgeschaltet!
Steigt die Batteriespannung nur langsam an, dann schalten wir die Verbraucher wieder aus (Hauptschalter bleibt EIN) und beobachten das Amperemeter. Ohne Verbraucher muss es beim Laden ca. 7 - 8 A anzeigen. Ladegerät und Batterie scheinen in Ordnung zu sein.
Als nächstes testen wir die Ladung über das Trennrelais. Dazu entfernen wir den Landanschluss wieder. Der Hauptschalter (1) und der Schalter für den Kühlschrank (8) bleiben eingeschaltet, wobei die LED über Schalter (8) zunächst nicht leuchtet. Wir beobachten Volt- und Amperemeter und starten den Motor.
Sobald der Motor läuft, müssen die LED über Schalter (8) aufleuchten und die Anzeige des Voltmeters steigen. Über das Amperemeter sollte ein Strom von + 2 bis + 4 A fließen. Das ist der Strom, mit dem die Lichtmaschine des Motors die Aufbaubatterie lädt. Je nach Betriebszustand (fahren mit Licht oder eingeschaltetem Kühlschrank) kann dies auch deutlich weniger werden. Unter Umständen kann die Aufbaubatterie sogar während der Fahrt entladen werden. Das wäre dann aber ein anderes Thema.
Verhält sich die Aufbauelektrik so, wie in dem Test beschrieben, dann ist auf jeden Fall im Moment nicht mit größeren Überraschungen zu rechnen.
5.7 Probefahrt
Vor jedem Fahrzeugkauf ist eine Probefahrt Pflicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie am Anfang oder am Ende der Besichtigung stattfindet. Erst hier lassen sich nicht sofort sichtbare Mängel an Motor, Fahrwerk und Getriebe feststellen. Lässt sich der Verkäufer auf keine Probefahrt ein, ist Vorsicht geboten. Wichtig ist, dass man selber mit dem Fahrzeug fährt, um auch ein Gefühl für Lenkung und Bremsen zu bekommt.
Auf einer Probefahrt sollten nach Möglichkeit unterschiedliche Straßen befahren; vom Feldweg bis zur Autobahn bzw. Schnellstraße. Darauf achten, dass bei den Prüfungen während der Probefahrt andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährdet werden.
Während der Probefahrt sollte sich der Begleiter ruhig mal im Heckbereich aufhalten und auf Klappergeräusche und Durchzug im Aufbau achten
5.7.1 Kupplung überprüfen
Sobald der Motor läuft, sollte zunächst die Kupplung geprüft werden. Das Kupplungspedal sollte leichtgängig sein und nicht haken. Beim Durchtreten der Kupplung darf sich die Geräuschkulisse des Motors nicht stark verändern. Alle Gänge müssen sich leicht und ohne Geräusche schalten lassen.
Jetzt die Kupplung langsam kommen lassen. Sie sollte nach etwa zwei Dritteln des Pedalweges greifen. Kommt die Kupplung erst am Ende des Pedalweges, könnte sie verschlissen sein. Um den Verschleiß zu prüfen, die Handbremse anziehen, den zweiten Gang einlegen und die Kupplung kommen lassen. Die Motordrehzahl sollte sich dabei verringern. Ist dies nicht der Fall, rutscht die Kupplung und wird in naher Zukunft defekt sein. Gleichzeitig wird so die Wirkung der Handbremse getestet.
5.7.2 Langsamfahrtest
Um Motor- und Getriebegeräusche besser hören zu können, sollte man zunächst langsam und mit offenem Fenster losfahren. Darauf achten, dass die Gänge sich ohne Hakeln und geräuschlos einlegen lassen. Auf jeden Fall alle Gänge testen. Dabei in jedem Gang einmal ruckartig Gas geben und wegnehmen. Der Gang darf dann nicht raus springen!
5.7.3 Gasannahme des Motors prüfen
Wichtig ist auch, dass der Motor beim Gasgeben ohne Ruckeln und Stottern das Gas annimmt. Auch sollte er gleichmäßig hochdrehen. Während der Fahrt auch mal das Gas wegnehmen und sofort wieder Gas geben. Ein klackerndes Geräusch könnte ein Hinweis auf eine defekte Antriebswelle sein.
5.7.4 Bremsen-Check
Den Bremstest sollten Sie auf einer verkehrsarmen geraden Strecke bei einer Geschwindigkeit von 40 km/h durchführen: Lenkrad loslassen und Bremse kräftig treten. Vorher unbedingt noch einmal in den Rückspiegel schauen, das niemand hinter einem herfährt! Sollte der Wagen nach links oder rechts driften, ist dies ein Hinweis auf ungleichmäßig verteilte Bremskraft.
5.7.5 Lenkungs- und Fahrwerks-Check
Die Spursicherheit der Lenkung kann man bei geringer Geschwindigkeit testen. Dazu bei 20 km/h das Lenkrad loslassen. Der Wagen sollte dann schnurstracks geradeaus fahren. Hingegen muss sich nach einem Einlenkmanöver das Lenkrad von selbst wieder gerade stellen. Bei offenem Fenster jetzt möglichst auf Geräusche achten. Fahrwerksdefekte machen sich besonders durch stärker werdende Geräusche und Vibrationen bei zunehmender Geschwindigkeit in Kurven bemerkbar. Wenn man beim Einlenken zum Beispiel ein schleifendes, helles Singen hört, könnten die Radlager defekt sein.
Um das Fahrwerk zu testen, sollte man auf holprigen Wegen fahren. Hier darf nichts knacken oder poltern. Solche Geräusche deuten möglicherweise auf eine defekte Radaufhängung hin. Nur auf schlechten Wegen kann man außerdem feststellen, ob im Aufbau nichts klappert.
Schließlich sollte der Wagen nicht stark nachschwingen. Dies wäre nämlich ein Hinweis auf verbrauchte Stoßdämpfer.
5.7.6 Hochgeschwindigkeitstest
Auf jeden Fall sollte die Probefahrt auch auf eine Autobahn oder Schnellstraße führen, um den Wagen auf seine Höchstgeschwindigkeit zu bringen. Es ist in jedem Fall negativ zu werten, wenn der Wagen das nicht schafft. Bei schneller Fahrt auf die Temperaturanzeige achten. Diese sollten sich selbst bei hoher Belastung nicht wesentlich verändern.
Bei der Gelegenheit kann dann auch gleich die Funktion der Fahrzeugheizung und des Gebläses getestet werden. …und die Scheibenwischer -wascher nicht vergessen!
5.7.7 Auspuffqualm bewerten
Nach einigen Kilometern auf der Autobahn den Motor auf einem Parkplatz einige Minuten im Stand laufen lassen. Die Temperaturanzeige sollte dabei nicht allzu sehr ansteigen. Außerdem müssen nach kurzer Zeit die Kühlungsventilatoren gestaffelt einsetzen. Wenn man jetzt einmal kräftig Gas gibt, sollte man sich die Abgase genauer anschauen. Blauer Qualm aus dem Auspuff ist ein Hinweis auf verbranntes Öl. Hierfür könnten defekte Motordichtungen oder – besonders nach langer Standzeit – festsitzende Ölabstreifringe verantwortlich sein. Schließlich den Motor abstellen und nach einigen Minuten wieder starten. Der Motor sollte dann tadellos anspringen.
6 Kaufvertrag
Im Netz gibt es verschiedene Vordrucke für einen Kaufvertrag unter Privatleuten. Ich empfehle den ADAC-Kaufvertrag für den privaten Verkauf eines gebrauchten Kraftfahrzeuges , da er auch wichtige Hinweise zur Abwicklung des Kaufs und zur Ummeldung bei Zulassungsstelle und Versicherung enthält.
7 Schlussbetrachtung
Wenn man die vorherigen Seiten liest, könnte man meinen, ein Hobby 600 besteht nur aus Schrott. Wenn dieser Eindruck entstanden sein sollte, dann tut es mir Leid. Ich wollte vielmehr auf mögliche Risiken beim Kauf eines zum Teil 20 Jahre alten Transporters mit Joghurtbecheraufbau hinweisen.
Ich habe noch keinen Hobby 600 gesehen, der alle Mängel hat. Aber schon viele enttäuschte Käufer, die erst hinterher gemerkt haben, auf was sie sich da eingelassen haben.
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es viele gute und gepflegte Fahrzeuge gibt, die ihren Besitzern sehr viel Freude machen. Ein schmuckes Reisemobil auf 6,20 m Länge – ideal für zwei Personen. .. vom chicen Äußeren mal ganz abgesehen.
Dieser Leitfaden steht nun auch als pdf-Datei zum Download bereit.
Der Leitfaden bezieht sich zwar auf die Hobby 600- Fahrzeuge der ersten Generation (bis 1994), kann aber in vielen Punkten auch für die Nachfolgemodelle (oder andere Wohnmobilfabrikate) verwendet werden.


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